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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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starrte er noch in meine Augen, dann ließ er den Kopf sinken und gab ein leises Seufzen von sich.              
                  „Ach Berrrnd, sag du es ihr!“ Der Rotkopf machte sich nicht mal die Mühe nochmals aufzublicken. Und Berrrnd, der Dunkle, beugte sich näher zu mir.
                  „Ihr seid mehr als offensichtlich eine Fremde. Ein Eindringling, eine Unerwünschte in Kriegszeiten. Keine Frau hier trägt das Haar so hässlich kurz.“ Damit zupfte er an einer Haarsträhne und ich gab einen entrüsteten Ton von mir „Keine Frau trägt hier Hosen oder enge, kurze Oberteile, die schon Nippelalarm auslösen, nur weil etwas Wasser draufkommt.“ Jetzt prustete plötzlich der Rote und ich konnte nicht fassen, wie sehr ich mich mit einem Mal schämte und in die Enge getrieben fühlte. Ich hatte ganz normale Sachen getragen und einen durchaus pfiffigen Haarschnitt. Wie also konnten diese Neandertaler so gemein darüber sprechen?
                  „Und keine Frau ...“, zischte er weiter und forderte damit wieder meine ganze Aufmerksamkeit ein. „... spricht hier Deutsch. Es ist die Sprache unserer Feinde.“ Okay, das war dann ein bisschen viel auf einmal und vor allem ein persönlicher Angriff nach dem anderen. Ich wusste auch nicht was mit mir los war, aber ich hatte keine Lust mich nur beleidigen zu lassen. Mein Hirn deaktivierte offenbar jede Art von Selbstschutz, ließ einen imaginären Rollbalken herunterfahren und brachte mich dazu, den dunkelhaarigen Riesen einfach anzuschreien.
                  „Und was oder wer seid denn Ihr schon mit euren rollenden R’s und eurem rüpelhaften Verhalten! Werft verletzte Frauen ins Wasser, sperrt sie ein und beschimpft sie! Gut, von einem Krieg weiß ich nichts, aber ich kenne ja noch nicht mal meinen Namen. Aber eines weiß ich auch so: EDEL ist Euer Verhalten nicht gerade.“ Viel zu schnell waren mir diese Worte hervorgesprudelt. Viel zu schnell und zu wütend. Doch ein energischer Griff an meiner Schulter brachte die Abkühlung, die mich nicht weitersprechen ließ.
                  „Wagt nicht mit uns sprechen in diesem Ton. Sonst Geduld endgültig vorbei!“ Diesmal war es wieder RR und die Kakophonie seiner Grammatik zeigte, wie wütend er schon wieder war. Das bisschen Freundlichkeit, das ich zuvor noch an ihm gewittert hatte, war fort und sein Griff an meiner Schulter hart. Ungeschickt wand ich mich daraus hervor.
                  „Aber was soll ich denn tun? Ich habe doch schon gesagt, dass ich nichts mehr weiß. Ich habe keine Ahnung von einem Krieg, weiß nichts von einer Feindschaft. Herrgott, vielleicht bin ich ja geistesgestört, einfach plemplem. Ich habe schließlich meinen Namen vergessen und möchte nur nach Hause. Blöd nur, dass ich keine Ahnung habe, wo das ist. Versteht Ihr nicht? Mich interessiert Euer Krieg absolut nicht. Ich will nur wissen wer ich bin und mein Zuhause finden. Nur weiß ich nicht einmal wo ich suchen soll.“ Ich wollte aufstehen, weil ich mich in Rage geredet hatte, doch ich wurde wieder auf meinen Stuhl zurückgedrückt.
                  „Ihr bleibt noch“, befahl der Rote und ich schnaubte.
                  „Aber Ihr könnt mir doch auch nicht weiterhelfen. Oder wollt Ihr mich wirklich hier gefangen halten?“ Davor hatte ich zwar gehörige Angst, aber es gelang mir dennoch dem Rotschopf fest in die Augen zu blicken. Und der dachte gar nicht daran meinem Blick auszuweichen. Mit gleicher Intensität fixierte er mich ebenso wie ich ihn. Irgendwann musste doch in dem blauen Eis eine Regung oder ein Gefühl zu sehen sein. Doch der Dunkelhaarige unterbrach das Augenduell indem er etwas zu seinem Freund sagte. Natürlich wieder in seiner Sprache. Aber es war offenbar etwas sehr Komisches, denn Rotkehlchen begann lauthals zu lachen. Darüber war ich so perplex, dass ich verwirrt von einem zum anderen sah. Inzwischen lachten beide Männer und das ganz offensichtlich über mich.
                  „Und was bitte ist jetzt so lustig?“, fragte ich leise. Meine Wut war irgendwie verpufft. Der Dunkle blickte daraufhin etwas freundlicher zu mir.
                  „Verzeihung, aber Sie verkennen Ihre Lage wohl vollkommen“, meinte er und lachte erneut. Mein Magen zog sich daraufhin ganz klein zusammen. Werden die beiden mich etwa umbringen und irgendwo verscharren?
                 

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