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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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beruhigt, denn beide nickten sie wie auf ein Zeichen und zeigten einen Anflug von Lächeln. Offenbar mochten sie es, dass ich mich so freute.
                  „Jetzt noch schlafen, aber morgen aufbrechen, sofern gesund!“, sagte Darrrer und stand dabei auf, um mir den Weg freizumachen. Sein starker Akzent deutete erneut Wut an oder einfach nur Emotionalität, aber ich war froh, gehen zu dürfen.
                  „Danke“, presste ich daher schnell hervor, meinte aber auch in einem Anflug von Unverfrorenheit: „Könnte ich vorher vielleicht noch einen Teller Suppe haben?“ Was einen eindeutig genervten Blickwechsel zwischen den Herrn zur Folge hatte, wenn auch mit einem kleinen Funken von Humor.

0 3. Kapitel
     
    Den Rest der Nacht schlief ich ebenfalls tief und fest. Mein Körper war immer noch erschöpft, doch schien er sich im Schlaf auch wie mit Siebenmeilenstiefeln zu erholen. Möglicherweise trug sogar die Suppe dazu bei, dass ich mich am nächsten Morgen wie neugeboren fühlte.
                  Immer noch hatte ich keinen Schimmer wer ich war oder wo ich mich befand. Berrrnd und Darrrer hatten etwas von einem Krieg erzählt, aber das konnte ich mir kaum vorstellen. Doch was konnte ich mir überhaupt schon vorstellen ... hier, wo alles so unbekannt war? Ich hatte zwar das Gefühl mich in einem normalen Waldstück zu befinden, doch die Sprache und das Gewand der Männer waren seltsam und unbekannt. Vielleicht war ich ja unter Drogen gesetzt und entführt worden. Doch das mit dem Krieg kapierte ich einfach nicht, ebenso wenig wie das mit dem Fluss und der Grenze. Wenn ich aber entführt worden war, könnte das mein Erwachen auf der falschen Seite einer Grenze erklären. Die Drogen würden auch meinen Gedächtnisverlust verständlich machen und auch die Tatsache, dass ich mich heute nach dem Schlafen wieder besser fühlte. Vielleicht hatte ich ja nicht einmal eine Gehirnerschütterung erlitten, sondern nur die Nachwirkungen von Amphetaminen gespürt.
                  Dieses Konstrukt wirkte logisch, auch wenn ich mir das Fehlen der Entführer damit nicht erklären konnte oder die Frage, warum sie mich in Feindesgebiet gebracht hatten. Vielleicht sind ja genau die beiden deine Entführer , flüsterte die fremde Stimme in meinem Kopf und meine Gedanken antworteten wie selbstverständlich darauf. Was, wenn sie mich doch nicht gehen lassen? Immerhin hatten sie sich nur mit einem sehr kurzen Frage-Antwort-Spiel zufrieden gegeben und sich damit beinahe schon wieder verdächtig gemacht.
     
    Die Tür war dieses Mal nicht verriegelt und ich lugte vorsichtig nach draußen. Die Hütte wirkte im Morgenlicht gar nicht einmal so unfreundlich. Klein zwar und grobschlächtig, aber auch irgendwie urig und gemütlich. Die beiden waren offenbar schon lange munter, denn sie hackten Holz und schlichteten es zusammen.
                  „Guten Morgen“, grüßte ich vorsichtig und wartete, wie sie heute auf mich reagieren würden. Sie wechselten einen seltsamen Blick untereinander, nickten mir dann aber zu. „Wo – äh – kann ich mich denn hier frisch machen?“, fragte ich und kratzte mich verlegen am Kopf. Darrrer zeigte auf eine Gruppe Bäume hinter sich und rollte seine Worte langsam und mit Bedacht.
                  „Am Bach.“ Offenbar brauchte er nicht einmal mehr R’s um etwas verbal zu rollen. Nur dieses Mal klang es nicht holprig und wütend, sondern wie das Schnurren eines Tigers. Mit großen Augen blickte ich ihn an, weil ich mit plötzlicher Gänsehaut an das kalte Wasser des Baches dachte. Brrr . Er bemerkte es sofort und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mit seinem Daumen deutet er auf ein Tuch am Holzstapel und dann wieder auf die Baumgruppe hinter sich. Als ich nicht gleich reagierte, schob er mich einfach weiter. Schnell schnappte ich den Fetzen Stoff und ging in die beschriebene Richtung. Darrrer selbst blieb stehen und wandte sich wieder seiner Arbeit mit dem Holz zu. Offenbar hatte sich durch unser nächtliches Gespräch doch einiges geändert, denn er folgte mir erst gar nicht. Dabei hatte ich meine Antworten nicht gerade als sehr aussagekräftig in Erinnerung.
     
    Ganz in Gedanken an diese Nacht kniete ich beim Bach nieder und wusch meine Hände und mein Gesicht, spülte meine Zähne und rubbelte den Belag ab. Danach suchte ich mir einen geeigneten Busch und erledigte, was schon längst hätte erledigt werden müssen.

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