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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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„Wir befinden uns im Krieg. Gedächtnisverlust hin oder her – wie sollte dir dieser Zustand egal sein, wo du dich doch auf der falschen Seite befindest?“ Sein Gesicht kam etwas näher und ich wich zurück, um nicht Gefahr zu laufen mit seiner Nase in Berührung zu kommen. Außerdem hatte auch er die formelle Anrede fallen lassen, war zum DU übergegangen. Sicher nicht aus freundschaftlichen Gefühlen. „Wir haben jedes Recht mit dir zu tun was immer wir wollen – verstehst du jetzt? Altes Kriegsrecht würde ich sagen.“ Er lachte. Anzüglich. Und ich versuchte meine ganze Angst herunterzuschlucken und meine zittrigen Finger im Zaum zu halten.
                  „Aber ich ... bin doch keine Gefahr für Euch. Ihr braucht doch nicht ...“ Ich stockte und begann zu begreifen. Das Grinsen der Beiden zeigte mir, dass sie kurz vor einem neuerlichen Lachanfall standen. Doch dazu wollte ich es nicht kommen lassen. Ich war in der Minderheit, aber noch lange nicht minderbemittelt. Außerdem hatten sie sich schon viel zu lange auf meine Kosten amüsiert. Mit einer energischen Geste hieb ich meine Faust auf den Tisch.
                  „Ich möchte erst genommen werden“, schrie ich aufgebracht und bemerkte an den seltsamen Glubschaugen der beiden, dass ich einen ziemlichen Unsinn von mir gegeben haben musste. Scheiße. In Gedanken ging ich meine Worte durch und wurde prompt rot. Einen Moment schloss ich sogar vor Scham meine Augen. Doch ein wenig minderbemittelt.
                  „Ich meine ... ich möchte ERNST genommen werden“, stammelte ich und setzte lieber gleich nach, bevor mich noch mein  ganzer Mut verließ. „Lasst mich gehen und ich werde Euch ganz sicher nicht mehr behelligen. Sagt mir nur in welche Richtung und ich bin so schnell von hier fort, dass Ihr meint, mich niemals gesehen zu haben.“ Der Rote räusperte sich etwas, während Berrrnd amüsiert kicherte. Gut, mit meinem Versprecher hatte ich natürlich für Slapstick gesorgt, aber meine Bitte danach war fehlerfrei und ernsthaft herausgekommen. Die Hitze in meinem Gesicht hatte spürte ich dennoch weiter.
                  „Aber wer sagt uns, dass ihr uns nicht verraten werdet? Vielleicht seid ihr ja eine Spionin, Diebin oder Hure?“ Dabei wackelte der Dunkle amüsiert mit seinen Augenbrauen und ich wusste, dass er sich mit seinen Bemerkungen nur über mich lustig machte. Am liebsten hätte ich ihm eine gescheuert, doch ganz so unklug wollte ich nicht vorgehen.
                  „Was wollt Ihr denn von mir?“, fragte ich schließlich und getraute mich nun nicht mehr ihnen in die Augen zu sehen – weder dem Dunklen, noch dem Roten. Was wusste ich, wie ich mich hier richtig verhalten sollte. Schließlich war ich alleine mit zwei Riesenkerlen irgendwo im tiefen Wald. Doch der Rote griff unter mein Kinn und hob es an, sodass ich ihm ins Gesicht blicken musste.
                  „Nichts, Mädel! Keine Angst, wir lassen dich schon gehen!“ Und das kam so unerwartet und ehrlich, dass mir mit plötzlicher Heftigkeit die Tränen in die Augen stiegen. Seine Stimme hatte zum ersten Mal etwas wie Wärme gezeigt und ich hätte ihn am liebsten umarmt für diese erlösenden Worte. Stattdessen war ich so damit beschäftigt die Tränen zurückzuhalten, dass ich nicht einmal etwas darauf erwidern konnte. Seine Augen waren ernst, aber zum ersten Mal empfand ich sie nicht als kalt oder arrogant. Selbst seine Gesichtszüge wirkten weicher und so entspannt wie nie zuvor, aber womöglich spielte mir meine eigene Erleichterung einen Streich.
                  „Darrrer ist heute offenbar in sehr großzügiger Laune“, meinte der Dunkelhaarige unwirsch und sah auf mich herab. „Aber sei versichert: Wenn du uns verrätst, werden wir dich finden und dann werden wir nicht noch einmal zögern ...“ Er sprach nicht weiter, aber es war klar, dass er mich dann umbringen würde. Dieser Berrrrnd war also immer noch wütend und offenbar gar nicht zufrieden mit der Entscheidung seines Kumpels oder Bruders. Was wusste ich schon, wie die zueinander standen. Der Rotschopf hieß jedenfalls, Darrrer, aber offenbar war sowieso jedes Wort und jeder Name in dieser Sprache mit einer Unzahl von R’s gespickt.
                  „Kann ich also wirklich gehen?“, fragte ich noch ganz benommen und blickte dabei voller Hoffnung von einem zum andern. Mittlerweile hatte sich offenbar auch Berrrnd

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