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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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unterbrach.
                  „Das uns überlassen! Sie gefälligst reden! Als ob Leben davon abhängt!“ Seine Augen blitzten selbst in dem orangefarbenen Licht noch blau, waren wütend und kalt. Es kostete mich eine ordentliche Portion Mut, überhaupt noch weiterzusprechen, aber ich holte tief Luft und blickte einmal zum Rotschopf, der mir gegenüber saß und dann zum Dunkelhaarigen, der seitlich an der Wand lümmelte.
                  „Ich bin vor etwa zwei Tagen schwer gestürzt. Dabei habe ich offenbar einen ordentlichen Schlag auf den Kopf bekommen!“ Instinktiv unterstrich ich diese Aussage, indem ich mir vorsichtig über den Hinterkopf rieb. Die beiden wechselten einen vielsagenden Blick und der Dunkelhaarige machte mit seinem Finger eine Drehbewegung über seiner Schläfe, als würde das meine Verrücktheit erklären. Empört warf ich ihm einen Blick zu, aber der Kerl grinste mich nur blöd an. Weil ich aber nicht permanent von einem zum anderen blicken wollte, starrte ich geradewegs auf die Tischplatte vor mir.
                  „Der Schlag hat jede Erinnerung ausgelöscht. Es ist ... alles weg. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich heiße, geschweige denn, was ich hier soll oder wie ich hierhergekommen bin.“ Ein Fausthieb ließ die massive Tischplatte erzittern und ich zuckte erschrocken zusammen.
                  „Wem wollen Sie diesen Schwachsinn erzählen?“, brüllte der Dunkle, der kurz zuvor noch an der Wand gelümmelt hatte, aber offenbar blitzschnell zum Tisch getreten war. Dabei hatte ich angenommen, dass er der Besonnenere von beiden war. Mit beiden Händen stützte er sich auf den Tisch und baute sich vor mir auf.
                  „Wir befinden uns im Krieg und Ihr habt ganz zufällig Euer Gedächtnis verloren ...  wie praktisch!“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus und sein Blick zeigte mir deutlich was er von mir hielt. Ich ging automatisch auf Distanz.
                  „Ich kann Euch aber nichts anderes sagen, als dass ich mich verletzt habe und im Wald herumgeirrt bin. Ich verstehe selbst nicht wieso ich hier bin und warum Ihr alle so seltsam ausseht. Ich bin auch nicht gerade glücklich darüber...“
                  „Seltsam? Was meint Ihr damit nun wieder?“, zischte der Dunkelhaarige und seine Augenbrauen zogen sich unwirsch zusammen. Wie ich bei dem Typen je auf die Idee gekommen war, ihn für den freundlicheren zu halten, war mir ein Rätsel. Aber eigentlich war es mir auch egal, was er von mir hielt. Ich hatte schließlich genug eigene Probleme. Und was sollte das von einem Krieg? Wir hatten schon lange keinen Krieg mehr. Zumindest glaubte ich das. Demos vielleicht und Bandenkriege, aber sonst?
                  Der Rote hatte sich bisher ruhig verhalten, während der Dunkle immer noch wutschnaubend vor mir stand und offenbar überlegte mir eine zu langen. Irgendwie machte ich wohl eine Grimasse, als würde ich jeden Moment einen Schlag erwarten, denn RR richtete plötzlich mit beinah besänftigender Stimme das Wort an seinen Kollegen. Er sagte etwas und seine Augen wirkten dabei nicht mehr ganz so kalt. Überrascht sah der Dunkelhaarige daraufhin zu ihm hinüber und ich guckte auch nicht schlecht, weil der rote Riese sogar kurz lächelte. Aber dieser kurzen Freundlichkeit war vermutlich nicht zu trauen.
                  „Wenn dem so ist ...“, begann der Rotschopf schließlich und blickte mir dabei ernst in die Augen „... dann frage ich mich, was du jetzt tun wirst.“ Mit einem Mal war sein Akzent nicht mehr so stark, sein Deutsch viel besser, das DU vielleicht nicht angebracht. Aber offenbar konnte er ganz gut sprechen, wenn er nicht wütend war. Aber wieso war er nicht länger wütend? Hatte er etwa gerade meinen Tod beschlossen? Meine Eingeweide zogen sich ängstlich zusammen.
                  „Du wirst auf dieser Seite des Flusses nicht weit kommen ... so wie du aussiehst und mit dem was du bist“, zischte er und starrte mir in die Augen ohne zu zwinkern. Der Dunkelhaarige prustete los, aber der Rote brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
                  „Wieso? Was heißt mit dem was ich bin? “, vollkommen ratlos blickte ich ihm entgegen. „Was bin ich denn so Schreckliches?“ Ich war wirklich interessiert, denn immerhin war meine Erinnerung an mich zwar nicht Miss Wonderland, aber auch nicht Miss Ugly. Einen Moment

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