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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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ich Wasser hatte, standen meine Chancen gut noch tagelang weiterzukommen. Seine Stimme ließ mich noch einmal innehalten.
                  „Warten Sie“, rief er und klang dabei so wütend wie gewohnt. Allmählich gingen mir seine Stimmungsschwankungen auf die Nerven. Trotzdem blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. Er hatte einen Fetzen Papier in der Hand und kam damit auf mich zu.
                  „Hier ist ein notdürftiger Plan. Falls Sie es nicht bis zum Fluss schaffen ...“, damit blickte er mir tief in die Augen, um zu verdeutlichen, wie beschwerlich der Weg werden würde. „... dann haben Sie hier Schloss Sarrrgon.“ Mit seinem dicken Zeigefinger deutete er auf ein kleines eingezeichnetes Viereck am Plan. Der ganze Wisch sah wie eine stümperhafte Bleistiftzeichnung auf einem Blatt Küchenrolle aus, aber allem Anschein nach hatte er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht mir weiterzuhelfen.
                  „Der Herzog dort ist für seine liberale Einstellung bekannt. Wenn Sie ihm Ihre Situation glaubhaft erklären können, wird er Sie sicher aufnehmen und Ihnen Schutz gewähren.“ Ich war richtig überrascht. Die Worte sprudelten nur so aus ihm hervor, waren verständlich und in gutem Deutsch. Allerdings klangen sie wie einstudiert und auswendig gelernt. Ich begriff trotzdem, dass er gerade etwas Nettes machte.
                  „Da-n-ke“, stotterte ich, weil ich ihn dessen ungeachtet immer noch nicht einschätzen konnte. Wieso verhielt er sich aber auch die ganze Zeit so seltsam?
                  „Und hier ...“, damit zog er einen kleinen Brotwecken hervor „... haben Sie noch etwas Proviant für den Weg.“ Damit wollte er sich umdrehen und gehen, doch dieses Mal hielt ich ihn am Arm zurück.
                  „Ich verstehe Ihr Benehmen nicht und vieles an Ihnen macht mich wütend, aber ... haben Sie Dank für Ihre Hilfe!“ Damit wollte ich nun kehrt machen, aber nun war er es, der mich wiederum am Arm zurückhielt. Wir boten schon ein seltsames Schauspiel. So, als ob keiner mit dem Verhaltensmuster des anderen zurechtkommen könnte. Es war wie ein Tanz, bei dem man sich permanent auf die Zehen trat oder sich gegenseitig rempelte.
                  „Pass auf dich auf, denn nicht alle Männer werden dich wieder gehen lassen“, sagte er leise und seine Stimme bereitete mir Gänsehaut, obwohl das dieses Mal nicht aus Angst passierte. Die Schwingung war eindeutig anderer Natur. Beinahe rechnete ich damit, dass er etwas Dummes tun könnte ... wie mich küssen, zum Beispiel. Die Vorstellung machte mich kribbelig und einen Moment meinte ich sogar, diesen Kuss zu wünschen.
                  Doch er unternahm nichts dergleichen. Er sagte auch nichts mehr, machte kehrt und ging zurück in seine Hütte.

0 4. Kapitel
     
     
    Die ersten Stunden war ich noch in Gedanken bei meinen Begegnungen mit den seltsamen Männern dieses Waldes und natürlich vor allem darauf konzentriert dem Bach zu folgen. Ich fühlte mich gut und meine Kopfschmerzen waren fast verschwunden. Die Suppe hatte wohl ein paar außergewöhnliche Nebeneffekte nicht nur die, dass man angeblich die Wahrheit sagen würde. Die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit ...
                  Was ist schon die Wahrheit für mich? Nachdem ich ein paar Mal durchprobiert hatte, was ich in dieser Nacht wohl alles ausgeplaudert haben könnte, kam ich immer nur wieder zu dem niederschmetternden Punkt, nicht zu wissen wer ich war. Es war frustrierend und sowieso nur eine dumme Grübelei, die nichts brachte.
                  „Schnuckelig“, brummte ich und dachte dabei an seinen unverschämten Gesichtsausdruck. Der Begriff passte zu meinem Wortschatz, das spürte ich instinktiv, doch hätte ich diesen Rüpel wohl kaum mit solch einer Nettigkeit beschrieben. Als ich die Szene am Frühstückstisch dann nochmals durchging, musste ich allerdings schon zugeben, dass er freundlich und flirtend durchaus etwas Schnuckeliges an sich hatte.
                  Aber egal – jetzt ging es Richtung Norden und damit in meine sehr wahrscheinliche Heimat. Die zwei Brüder – ihren gleichen Augen nach, konnten sie nur Brüder sein – lagen hinter mir und vor mir wahrscheinlich noch ein Marsch von einigen Tagen. Ab nun würde ich also noch mehr auf der Hut sein und jeden Menschen meiden. Schließlich war ich als angeblicher

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