Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
Vom Netzwerk:
hatte und ebenso wuschelig war, oder aber er hatte extreme Körperbehaarung. Sprich, er war nackt und hatte ein Fell. Iiiiiih.
                  „Runter! Ich bekomme keine Luft“, schrie ich hysterisch und so laut, dass er sich offenbar erschreckte. Er ließ mich nicht nur los! Er sprang regelrecht in die Höhe und blieb neben mir stehen. Mit leicht gehetztem Blick sah er rundum und deutete mir mit einem Finger vor seinem Fell, dass ich still sein sollte. Vermutlich war dort irgendwo sein Mund.
                  „Still! Hier nicht sicher“, zischte er, schien aber nach ein paar Sekunden wieder beruhigt zu sein. Offenbar waren wir beide alleine. Nur konnte ich jetzt nicht behaupten, dass mich das beruhigte. Schnell rappelte ich mich in die Höhe, putzte den gröbsten Schmutz ab und stellte mich aufrecht vor ihn. Das Zottelvieh war natürlich größer.
                  „Und was sollte das jetzt?“, fragte ich dennoch schnippisch, weil ich nach seinem ängstlichen Rundumblick davon ausging, dass er mir nichts tun würde. Ich brauchte ja nur laut zu werden und der Beste würde Herzklopfen bekommen. Verärgert klaubte ich ein letztes Blatt vom Bauch und zog eines seiner Haare angewidert von meiner Schulter. Der Yeti war zwar stärker und größer als ich, aber den Überfall musste er mir erst mal erklären. Oh! Ich erinnere mich, was ein Yeti ist. Wie interessant.
                  „Wenn du frech, ich dich penetrieren“, zischte er und seine schwarzen Augen wurden plötzlich viel intensiver und irgendwie ... gemein. Oh, oh. Das war dann womöglich doch ein klitzekleines Problem. Und hatte er gerade tatsächlich PENETRIEREN gesagt? Sicherheitshalber ging ich einen Schritt zurück, obwohl ich stark davon ausging, dass er sich einfach im Vokabular vergriffen hatte.
                  „Ich keine Zeit, sonst ...“, begann er und knurrte wie ein Hund. Dann schnüffelte er wieder und schien meinen Duft zu inhalieren, was bei all seinem eigenen Gestank eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Seine Augen fixierten mich lüstern und mit einer Hand schob er schließlich seine Barthaare aus dem Gesicht und zeigte mir seinen Mund. Als er ihn öffnete, kamen ein paar überraschend gut gepflegte Zähne zum Vorschein – auch, wenn die Eckzähne, wie bei einem Raubtier, ein wenig länger waren. Zusätzlich machte er ein paar ganz aggressive Beißbewegungen, dass es nur so schnappte und klackte. Ich wurde ganz blass. Er deutete zwar nur an, was er mit mir tun würde, wenn er mehr Zeit hätte, doch so genau wollte ich das gar nicht wissen, denn der Kerl stand offenbar auf rohes Fleisch. Iiiihhh . Ich ging noch einen Schritt zurück, während er cool lächelte, seine Hand aus dem Wuschelfell schob und zum Abschied winkte. Allerdings ging er nicht einfach fort wie ein normaler Mensch, sondern ließ zuerst seine Konturen verschwimmen und löste sich dann schließlich ganz vor meinen Augen auf. Futsch und weg. Das war so derart spooky, dass ich wie versteinert dastand und den Mund einfach nicht mehr zumachen konnte. Gerade noch hatte da ein riesen Zottelvieh vor mir gestanden und dann war da plötzlich nichts mehr. Ich war schockiert.
                  Nach ein paar Sekunden riskierte ich einen Schritt vorwärts und fächelte mit meiner Hand quer durch die Luft. Nichts! Keine Materie, kein Wiederstand, kein Luftzug. Nicht einmal mehr der schlechte Geruch. Und dann dämmerte mir endlich, warum ich überhaupt gestolpert war und wie aus dem Nichts überfallen werden konnte: Der Zottelmann konnte sich schlicht und ergreifend unsichtbar machen oder gleich ganz wegzappen.
                  Ich konnte mich nicht wirklich an mein eigentliches Leben erinnern, aber ich ahnte, dass es solch eine Zauberei darin nicht gab. Und hatte er wirklich penetrieren gesagt? Im Sinne von Eindringen und Vögeln, oder was? Ich schüttelte mich ab. Vielleicht hatte er sich ja wirklich nur versprochen oder einen Penetrationstest gemeint, wie er in der Informatik üblich war. Vielleicht, vielleicht ... aber im Grunde wusste ich wie er es gemeint hatte, denn schließlich hatte ich die Schwingung empfangen – aggressiv und wild und mit einer ursprünglichen Wollust, die mich jetzt noch schaudern ließ. Leider nicht nur vor Angst und Ekel. Denn die Kraft dahinter, die hatte schon eine ordentliche Wucht und wenn dieses unmögliche Fell nicht gewesen wäre ...
                 

Weitere Kostenlose Bücher