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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Feind leicht zu erkennen und die Menschen hier nicht ganz richtig im Kopf. Wobei ich darüber ja eigentlich schmunzeln musste, weil ich selber fremde Stimmen hörte und Amnesie hatte.
     
    Der Wald war nicht ganz so dicht wie sonst und entlang des Baches spazierte es sich recht mühelos. Ich bewegte mich leise, konzentriert und schob endlich auch jeden überflüssigen Gedanken beiseite. Das Bächlein plätscherte gemütlich und manchmal entdeckte ich sogar Fische die hurtig gegen die Strömung schwammen oder einfach in die Höhe hüpften. Das Grün der Bäume und der umliegenden Sträucher war ausgesprochen saftig und von fast unnatürlicher Intensität. Vermutlich hatten wir späten Frühling oder frühen Sommer, denn die Natur knackte so richtig vor Frische und Gesundheit. Die Tage waren schön warm, die Nächte noch ein wenig kühl. Soviel hatte ich schon nach meiner ersten Übernachtung im Freien begriffen.
                  Immer wieder machte ich kurze Pausen, trank einen Schluck Wasser und nahm auch kleine Bissen Brot, worüber ich mich um die Mittagszeit bereits überdeutlich freute. Den Hunger hatte ich nämlich gründlich unterschätzt. Mein Körper gierte scheinbar extrem nach Kohlenhydrate, wenn er sich bewegte. Da nutzte es auch nichts zu wissen, dass Trinken ja eigentlich wichtiger war und man ohne Essen tagelang auskommen könnte. Vielleicht war ja der Anfang am schwersten, aber das Ziehen im Magen war am Nachmittag bereits eine Qual. Trotzdem beherrschte ich mich und aß nicht alles auf einmal. Ich portionierte es so, dass ich noch morgen und eventuell übermorgen damit durchkommen sollte.
                  Am späten Nachmittag machte sich wieder meine Angst bemerkbar. Unter Tags war der Wald herrlich und harmlos, vor allem weil ich seit dem Brüderpaar noch kein weiteres menschliches Wesen gesehen hatte, doch in der Nacht war alles anders. Es wurde dunkel, unheimlich und kalt. Ich musste zwar an die süßen kleinen Lichter der vorigen Nacht denken, doch ich rechnete nicht damit, dass ich sie jeden Abend sehen würde. Feuer konnte ich auch keines machen und eigentlich fürchtete ich mich jetzt schon vor wilden Tieren. Ich suchte also nach einem Baum, der eine entsprechend aufgefächerte Astkonstellation aufwies und leicht zu erklimmen war. In luftiger Höhe erschien es mir am sichersten für ein Schläfchen im Freien. 
                  Ich blickte also mehr rundum, als auf den Boden vor mir und da passierte es, dass ich stolperte und der Länge nach hinfiel. Nicht spektakulär und ohne Schrammen, aber doch so, dass ich kurz sitzen blieb. Zuerst dachte ich noch an eine Wurzel, über die ich gestolpert war, doch ein Blick zurück zeigte, dass es hier eigentlich keine entsprechenden Unebenheiten gab. Verwirrt kratzte ich mich am Kopf und wurde im nächsten Moment von etwas Schwerem umgerissen. Ohne Vorwarnung und wie aus dem Nichts. Etwas Großes und ziemlich Stinkendes landete auf mir und drückte mich beinhart der Länge nach auf den Waldboden. Zotteliges Haar hing mir ins Gesicht, fauliger Atem bombardierte meine Nase und das Gewicht auf mir war so mörderisch, dass ich kaum Luft bekam.
                  „He ... was ...“, keuchte ich und versuchte mich gegen diesen brutalen Übergriff zu wehren. Zottelwesen fliegen im Normalfall nicht vom Himmel. Zumindest glaubte ich das. Ein tiefes Grollen und ein paar Worte mit rollenden R‘s verdeutlichten mir aber rasch, dass es sich hier um kein Tier, sondern einen Menschen handeln musste. Mit einer schwungvollen Bewegung seines Kopfes wurde der Großteil des zotteligen Haares dann zur Seite geschlagen und so kam tatsächlich ein völlig verdrecktes Gesicht mit extremer Bartbehaarung zum Vorschein.
                  „Sieh an“, grollte das Wesen, das halb Vieh, halb Mensch zu sein schien. Tiefschwarze Augen funkelten mich an, stierten mir in die Augen, wanderten zu meinem Mund und dann wieder zu meinen Augen zurück. Seine Nase bewegte sich dazu, als würde er schnüffeln. So stark behaart wie der Mann war, bestand sein Gesicht sowieso nur aus Augen und Nase. Seinen Mund konnte ich nur erahnen. Und was stank der Kerl nicht nach Mist!
                  „Du bist der Feind“, knurrte er mit leichtem Akzent und verstärkte seinen Griff. Wobei ich vor allem verwundert war, dass unter dem ganzen Zottelhaufen ein Mensch mit Händen steckte. Entweder trug er ein Gewand, das die Farbe seiner Haare

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