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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Auftritt in einer Welt, die mir so fremd vorkam, dass sie einfach nicht die meine sein konnte.
                  Ehe ich mich versah wurde ich auch schon in die Höhe gehoben. Mein Kopf erhielt einen neuen, unsanften Ruck und ich stöhnte leise auf. Dann fiel er wie von selbst nach vorne und landete beinahe sanft auf seiner Schulter. Wie auf Befehl fielen mir auch meine Augen zu und obwohl der Kerl nicht gerade mit Freundlichkeit gesegnet war, war ich doch froh, nicht auch noch laufen zu müssen. Er trug mich auf seinen Armen und ich fragte mich, was er eigentlich vorhatte und wie lange er mit meinem Gewicht auf den Armen durchhalten würde.
                  Ich schlief nicht wirklich, dämmerte nur so vor mich hin. Wahrscheinlich hätte ich mich gegen sein herrisches „Mitkoooommen“ wehren sollen, doch so ungehobelt der Kerl auch war ... vielleicht war er auch meine Rettung. Immerhin verstand er meine Sprache und nachdem er mich kein zweites Mal versucht hatte zu ertränken und mich nun beinahe fürsorglich vor sich hertrug, hatte ich guten Grund zur Hoffnung. Zumindest redete ich mir das ein. Ich war wirklich erschöpft – trotzdem simulierte ich ein wenig mehr Erschöpfung, als notwendig. Reden wollte ich nicht, gehen noch weniger und ins Gesicht sehen wollte ich ihm auch nicht. Also verhielt ich mich möglichst ruhig und stellte mich ein bisschen tot. Meine Lage war gar nicht so unangenehm. Er wärmte mich automatisch mit seinem Körper und roch dazu noch gut nach Wald, Beeren und Mann. In meinem dämmrigen Zustand hatte diese Mischung eine geradezu himmlische Note.
                  Ich träumte und bemerkte erst, dass dem so war als mich eine neuerliche, heftige Bewegung mit Schmerz erfüllte und hochschrecken ließ. Ein Pferd – offenbar hatte er es ganz in der Nähe geparkt und nach mir Ausschau gehalten. Vielleicht hatte ihn ja sogar mein peinlicher Abgang über den Steilhang angelockt. Laut genug gequiekt hatte ich ja bei meiner Rutschpartie.
                  Nicht so ruppig wie erwartet hievte er mich aufs Pferd und nahm dann hinter mir Platz. Das Pferd hatte keinen Sattel, nur ein Halfter – doch mit einer Hand hielt er mich fest und ich tat mein Bestes, um mich am Haar des Pferdes anzuhalten. Ich funktionierte automatisch, ohne nachzudenken und das hatte offenbar einen kurzen Geistesblitz zur Folge. Ich erinnerte mich. An etwas Nebensächliches wie mein Gewicht. Wahrscheinlich tat mir das Pferd leid, weil es zwei erwachsene Menschen tragen musste oder vielleicht hatte mich die Frage beschäftigt, wie lange er mich ohnmächtig vor sich hertragen könnte. 62 Kilo! schoss es mir wie selbstverständlich durch den Kopf, und natürlich hätte der Kerl das nicht lange durchgehalten! Schließlich konnte ich ihn nicht leiden. Egal wie interessant er roch. Trotzdem war es so, als ob ich mit diesem kleinen Geistesblitz eine kleine Lawine von Erinnerungen losgetreten hätte. Automatisch stellten sich ein paar Bilder vor meinem geistigen Auge ein: Ich hatte mittellanges, schwarzes Haar, grüne Augen mit einem goldbraunen Ring um die Pupille, volle Lippen bei etwas zu großem Mund, leichte X-Beine bei mittlerer Gesamtgröße und normaler Gewichtsqualität. Allem Anschein nach war ich nicht gerade Miss Wonderland, aber auch nicht wirklich hässlich.
                  Dieser kurze, aber intensive Erinnerungsschub stimmte mich zuversichtlich, dass ich mich mit der Zeit wieder vollständig an alles erinnern zu könnte. Ich wusste zwar immer noch nicht meinen Namen oder etwas über meine Vergangenheit, aber ich wusste zumindest schon wie ich aussah.
                  Ein kleines Holpern entfachte neuerlichen Schmerz in meinem Kopf und ließ mich aufstöhnen. Der rote Kerl hinter mir drückte mich fester an sich und brummte etwas Unfreundliches in seiner Sprache. Ja schon gut , dachte ich mir und zog eine Grimasse. Ich werde versuchen leise zu leiden . Doch so richtig gelang mir das nicht. Jede  stärkere Bewegung des Pferdes erzeugte einen kleinen Trommelwirbel in meinem Kopf. Der Rotschopf ließ den dunkelbraunen Hengst langsam traben, aber das konnte auch nicht verhindern, dass immer wieder Hindernisse im Weg lagen oder das Pferd einfach ungleich auftrat. Während ich also leise wimmerte und er immer ungeduldiger wurde und furchtbar fluchte, gewöhnte ich mich an seinen festen Griff und wehrte mich nicht länger dagegen. Wobei „wehren“ in dem Fall

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