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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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ganze Durcheinander an Gefühlen zehrte eben schon sehr an meinen Kräften und Nerven.
     
    Am nächsten Tag schon fand mein Verhör statt. Dafür wurde ich in einen großen Raum mit vielen Büchern an den Wänden geführt. Hinter einem Tisch saßen fünf Personen, die ich nicht kannte, wovon der Mittlere offenbar der Wichtigste war. Seitlich von ihnen saß die Herzogin mit ihrer neuen Zofe und zwei Herren, die ich vom Sehen kannte. Auf der anderen Seite befand sich Prinz Darrrer, sein Bruder Berrrnd und ein junger Mann, der vermutlich ihr Diener war.
                  „Tritt näher, Rumarin“, grollte mir der Mann in der Mitte zu und ich ahnte durch seinen unfreundlichen Ton und seine fiesen Augen, dass er ein Rassist sein musste. Richter oder nicht. Der Typ hatte mich schon jetzt verurteilt, das konnte ich ihm förmlich ansehen.
                  „Dir wird vorgeworfen unseren edlen Herrn und Herzog getötet zu haben!“ Seine Stimme dröhnte vor Autorität und Selbstgefälligkeit, alles in dem Raum war still. Und ich durfte sowieso erst sprechen und mich verteidigen, wenn ich dazu aufgefordert wurde. Das hatten mir die Wachen vor der Tür noch ausführlich eingebläut. Der Richter erwartete aber sowieso keine Antwort, weil er gerade damit beschäftigt war eine große Pergamentrolle zu entrollen.
                  „Die Angeklagte ist verpflichtet dieser Anklageschrift konzentriert zuzuhören, um hernach darauf Antwort geben zu können. Hat die Rumarin das soweit verstanden?“
                  „Ich heiße hier Rrrramona und habe verstanden. Ja.“ Der Richter blinzelte einen Moment verstört und bekam dann einen roten Kopf. Die weiße Perücke auf seinem Kopf wirkte dadurch noch seltsamer als zuvor.
                  „Was erlaubst du dir? Du wirst nur reden wenn du dazu aufgefordert wirst. Ist das klar?“
                  „Das war jetzt eine Frage auf die ich antworten soll, oder?“ Ich fragte das nur, um nicht wieder einen Fehler zu begehen, doch das trieb den Richter offenbar in den Wahnsinn. Seine Ohren wurden knallrot und das sah wirklich witzig aus. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Berrrnd schmunzelte und auch Darrrer den Kopf senkte, um ein Lachen zu verbergen. Lediglich die Herzogin wirkte ebenso echauffiert wie der Richter.
                  „Dein vorlautes Verhalten wird dich nur noch schneller an den Galgen bringen“, antwortete der Richter schnell und mit einem Zischen in der Stimme, das an eine Schlange erinnerte. „Also, Rumarin“, grinste er dann breit, weil er mich absichtlich nicht beim Namen nannte. Mit aufgesetzter Lässigkeit rollte er das Papier weiter auf und schob seine Brille zurecht. Dann begann er vorzulesen.
                  „Die Rumarin, genannt Rrrramona ...“ Er räusperte sich kurz, weil er es ja jetzt schwarz auf weiß hatte, wie ich hier genannt wurde. „... wird beschuldigt unseren geliebten und ehrenwerten Herzog in der Nacht von Samstag auf Sonntag ermordet zu haben. Die Fremde behauptet unter Gedächtnisverlust zu leiden und sich an nichts erinnern zu können. Somit kann zu ihrer Vorgeschichte nichts angeführt werden und tun auch nichts zur Sache. Die Indizien in diesem Fall sind sowieso eindeutig schuldsprechend und werden wie folgt aufgezählt:
                  1.) Ihre Kammer befindet sich unmittelbar neben der des Herzogs.
                  2.) Sie wurde von der Herzogin selbst als undankbar und arbeitsunwillig bezeichnet.
                  3.) Sie flüchtete genau in jener Nacht, als der Mord passierte und
                  4.) sie war so dreist, einige Dinge aus der Küche zu stehlen.“
    Damit beendete er seine kurze Anklageschrift und blickte mit einem wissenden und siegessicheren Lächeln zu seinen Kollegen. Der Fall schien für ihn sonnenklar zu sein und für seine Kollegen offenbar auch, was mich dann doch allmählich zu beunruhigen begann. Offenbar waren mir alle Menschen hier nicht wohlgesonnen. Sie verurteilten mich vorab, sahen mich nicht einmal an und wollten offenbar nicht meine Version der Geschichte hören. Auch mein geliebter Prinz wirkte jetzt nicht gerade übereifrig bemüht mir zu helfen. Er saß zwar da, doch wirklich Blickkontakt hielt er nicht. Darrrer wirkte zwar nicht so unbeteiligt und distanziert wie auf dem Fest, doch emotionale Ergriffenheit sah wahrlich anders aus. Vielleicht wälzte er ja gerade

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