Fantastisches Grün (German Edition)
„Du? Du bist mein Anwalt?“, fragte ich schroff und konnte nicht glauben, wer da vor mir saß.
„Ja, das Leben nimmt manchmal seltsame Abzweigungen oder Umwege. Ich nehme einmal an, dass du den werten Herzog nicht getötet hast, oder?
„Natürlich nicht. Ich habe doch schon erzählt wie es war und außerdem warst du doch angeblich in meinem Kopf. Du müsstest also am besten wissen, dass ich unschuldig bin. Rrrruri hat mich vermutlich reingelegt und ich war wegen Darrrer und seinem Kuss zu durcheinander, um eine Falle dahinter zu vermuten. Du weißt schon ... emotionales Chaos durch Zurückweisung. Ich für meinen Teil finde es recht nachvollziehbar, dass ich weggelaufen bin. Wie ist denn der Herzog überhaupt gestorben?“
„Das weiß ich nicht“, antwortete Rick und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht lebt er ja noch.“ Und diese Behauptung war dann einfach so unerhört, dass ich laut wurde.
„WAS? Ja spinnt denn hier jeder in Ertian? Ich werde wegen Mordes angeklagt und dann hüpft der Herzog noch irgendwo durchs Schloss oder wie?“
„Nein, es ist nur immer sehr schwer die Wahrheit zu finden. Es gibt davon einfach zu viele. Aber vielleicht fangen wir zu allererst einmal bei dir an, Sophie.“
„Sophie?“, fragte ich verwirrt.
„Ja! Dein wirklicher Name. Allmählich sollten wir uns wohl mit deinem echten ICH auseinandersetzten.“
„Mit meinem echten Ich?“, murmelte ich und überlegte, ob mir der Name Sophie irgendwie bekannt vorkam.
„Es wird Zeit, dass du dich erinnerst. Denn nur so kannst du Ertian wirklich begreifen.“
„Oh. Das wäre schön“, spottete ich. „Mörder, lebende Leichen, Kobolde und Elfen sind mit der Zeit schon ein starkes Stück.“
„Naja, das starke Stück hattest du vorige Nacht wohl eher zwischen deinen ...“
„Psst! Das geht schließlich niemanden etwas an. Und geschmacklos ist es auch. Warum hast du mir nicht schon bei unserem letzten Treffen meinen Namen gesagt?“
„Da wusste ich ihn noch nicht sicher. Schließlich sind ganz viele Reisende unterwegs. Aber ich habe vor kurzem eine Vermisstenanzeige in die Hand bekommen und da ist eindeutig ein Foto von Dir drauf. Sophie Bader heißt du, bist 23 Jahre alt, ledig und studierst Mathematik.“
„Nicht in diesem Leben.“
„O-o, kann sich da doch jemand erinnern?“, fragte Rick.
„Nein, kann ich nicht. Aber ich weiß, dass ich Mathe hasse.“
„Hm. Okay, du studierst ja auch Ernährungswissenschaften. Wollte nur testen, ob du nicht vielleicht doch wieder etwas weißt.“
„Super. Ich liebe Tricks“, spottete ich säuerlich. Ricks Humor war noch nie einfach gewesen. Der seufzte nur leise und begann zu erzählen, was er wusste.
„Du bist ein junges Mädchen aus Deutschland. Allerdings bist du vor einem dreiviertel Jahr auf den falschen Weg gekommen. Du weißt schon, die Droge ist illegal und du bist somit eigentlich eine Kriminelle. Aber das kam daher, dass du einen Freund hattest und unglücklich warst.“ Rick sprach, als hätte er diese Sätze vor einer Ewigkeit auswendig gelernt. Für mich aber klang das durchaus schlüssig, weil ich mir mittlerweile sehr gut vorstellen konnte, dass ich solch einen Blödsinn nur aus Liebe oder Liebeskummer anstellen konnte. Schließlich war ich ja auch der Liebe wegen ins fantastische Ertian zurückgekehrt, anstatt zu meinen Eltern zu gehen. An die konnte ich mich übrigens immer noch nicht erinnern. An die Nacht mit Darrrer hingegen schon. Sehr sogar und immer wieder. Ich seufzte leise und massierte meinen Kopf. Das ganze Durcheinander in meinem Kopf musste endlich ein Ende haben.
„Hatte mein Freund in Deutschland rote Haare?“, unterbrach ich ihn, weil ich da gerade eine Eingebung hatte.
„Schlaues Mädchen.“ Rick grinste zufrieden. In seinem Anwalts-Anzug sah er völlig anders aus, als wenn er sich als Gohanem verkleidete. Er hatte sich sogar
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