Fantastisches Grün (German Edition)
an!“ Allmählich fiel mir auf, dass er ständig zwischen DU und SIE wechselte, was in diesem seltsamen Land überdurchschnittlich oft vorkam. Aber das war gerade eine Nebensächlichkeit und sollte mich nicht ablenken. Ich versuchte also mich erneut zu konzentrieren, holte tief Luft und begann zu erzählen. Dieses Mal fing ich mit dem Fest an, wobei ich das Treffen mit dem Prinzen unerwähnt ließ. Schließlich hatten wir vereinbart, nichts von unseren Heimlichkeiten preiszugeben – auch wenn ich jetzt und hier keinen Sinn mehr darin sah.
„Sie behaupten also allen Ernstes, nichts mit dem Mord zu tun zu haben und einfach zufällig in eben jener schicksalhaften Nacht geflohen zu sein?“ Der Richter klang nicht nur amüsiert, sondern auch gelangweilt, was an sich schon eine sehr merkwürdige Kombination war. „Dabei hätten Sie fast ein ganzes Jahr die Gelegenheit gehabt das Schloss zu verlassen. Sie aber hatten just nach dem Mord das unbändige Bedürfnis auf unsere Gastfreundschaft zu verzichten!“ Ein wissender Blick zu seinen Kollegen, brachte alle wieder einmal zum Nicken. Scheinbar war der Schuldspruch damit schon fast bombensicher. Mit einem Mal hatte ich das sichere Gefühl, selbst mit allen Argumenten der Welt nicht mehr heil aus dieser Sache herauszukommen. Die Herrschaften brauchten eindeutig einen Sündenbock und ich endlich Hilfe und zwar schnell. Verdammt! Wo ist jetzt mein Anwalt oder mein rettender Prinz? Warum nur hatte ich mich für eine Rückkehr entschieden und ließ mich behandeln wie eine Verbrecherin? Scheiß Elf, murmelte Rick in meinem Kopf, aber dieses Mal konnte ich ihm gar nicht böse sein.
„Verzeihung!“, fragte ich und zeigte dabei auf wie in der Schule.
„Was denn?“, antwortete der Richter und legte mitleidig seinen Kopf schief.
„Habe ich kein Recht auf einen Anwalt?“ Die Herzogin lachte böse auf und die Herrschaften neben dem Richter starrten mich an, als hätte ich einen Witz gemacht.
„Lächerlich“, schnauzte dann der Richter. „Was wollt Ihr mit einem Anwalt? Könntet Ihr ihn etwa bezahlen?“
„Ach so“, antwortete ich spontan säuerlich. „Gerechtigkeit ist nur etwas für Reiche, verstehe!“ Daraufhin wurde es ziemlich laut in dem kleinen Raum und der Richter schlug mit einem rosafarbenen Hämmerchen auf den Tisch. Ich schwöre, es war wirklich rosa! Dazu schrie er etwas in meine Richtung und verhaspelte sich do derart mit seinen rollenden R’s und anderen Lauten, dass ich kein einziges Wort verstand. Ich bemerkte nur, dass Darrrer über meine Bemerkung erneut schmunzeln musste. Na wenigstens hatte er Humor, wenn er schon kein Rückgrat besaß.
„Ich stelle einen Anwalt“, hallte es plötzlich wie aus weiter Ferne durch den Raum und ich blinzelte überrascht, als Berrrnd einen Geldbeutel in die Höhe hielt.
„Aber ...“, wollte der Richter einwerfen und dieses Ansuchen offenbar hinterfragen oder gleich wieder abschmettern, als sich plötzlich Prinz Darrrer höchstpersönlich erhob.
„Ich befürworte dieses Vorgehen und sehe es als meine Pflicht dieser Rumarin beizustehen. Unsere Feinde sollen keine Gelegenheit haben uns durch etwaige Verfahrensmängel einen Strick zu drehen. Die Friedensverhandlungen haben oberste Priorität und der Gerechtigkeit wird so oder so Genüge getan. Ich hoffe wir verstehen uns!“ Plötzlich aufkommende Tränen trübten meinen Blick. Endlich, endlich, endlich. Darrrer hatte Farbe bekannt und stand zu mir, auch wenn er meine Landsleute als Feinde bezeichnete. Er hatte also sehr wohl ein Rückgrat. Siehst du, er liebt mich, lachte ich in Gedanken und bekam prompt eine ätzende Antwort von Rick. Und warum hat er dann so lange gewartet?
„Also gut, dann wird die Anhörung eben vertagt“, murrte der Richter und wirkte gar nicht erfreut. Vermutlich hatte er mich in Gedanken schon längst auf einem Spieß über dem Feuer gesehen. „Schloss Sarrrgon stellt der Rumarin einen Anwalt zur Verfügung und das Geld dafür wird von Prinz Darrrer bezahlt.“ Er machte eine kurze Pause und sah kopfschüttelnd zu seinen Kollegen. „Was tut man nicht alles für die Diplomatie“, ätzte er und wies dann mit einem Finger auf mich. „Führt sie ab!“
13 . Kapitel
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