Farben der Herzen
fühlte mich so hilflos und konnte nicht mehr tun, als ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte.
Sie schüttelte den Kopf. “Ich weiß es zu würdigen, dass du so verständnisvoll bist”, antwortete sie knapp.
Ich ließ mir nicht anmerken, wie aufgebracht ich noch kurz zuvor gewesen war. Sicherlich hätte ich mir mehr Aufmerksamkeit gewünscht, hätte mir gewünscht, dass sie auch an mich dachte, aber ich glaubte, dass sie sich selbst in letzter Zeit auch nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ihre Anerkennung und ihr Dank bedeuteten mir viel. “Du rufst mich an und erzählst mir, was geschehen ist, oder?”
Margaret nickte. “Ich rufe dich vom Präsidium aus an.”
Als die Mitglieder meines Strickkurses erschienen, war Margaret bereits gegangen. Alix kam nicht, und das erstaunte mich. Bisher hatte sie noch nie eine Stunde verpasst. Ich fand es schade, dass sie nicht dabei sein würde, denn sie brachte immer frischen Wind in die Strickstunden.
“Ich habe seit letzter Woche nicht mehr mit Alix gesprochen”, erzählte Colette mir.
“Und ich auch nicht”, sagte Susannah. “Aber als wir uns das letzte Mal sahen, war Alix beinahe fertig mit ihrem Schal.”
Daran erinnerte ich mich auch. Sie hatte sogar schon Wolle für ihr nächstes Projekt gekauft – eine Filztasche. Dennoch sah es Alix nicht ähnlich, einfach nicht zu kommen, selbst wenn sie mit ihrem Projekt fertig war. Ich vermutete, dass die Hochzeit ihre ganze Zeit in Anspruch nahm.
“Ich habe in einem Artikel gelesen, dass es Menschen gibt, die mit Draht stricken”, erzählte Susannah, als sie sich am Tisch niederließ und ihr Strickzeug hervorholte. Nach einigen Startschwierigkeiten kam sie gut mit ihrem Schal voran.
Auch ich hatte schon vom “Drahtstricken” gehört. “Ich denke, dass einige Menschen
unbedingt
stricken wollen”, sagte ich und versuchte, einen Scherz zu machen. “Eine dieser armen Frauen lebte vielleicht irgendwo, wo es kein Wollgeschäft gab, und ist dann über den Werkzeugkasten ihres Mannes hergefallen.”
Obwohl ich es mir erhofft hatte, brachte ich Colette damit nicht zum Lachen.
“Ernsthaft – ich habe ganz reizenden Modeschmuck gesehen, der aus Golddraht gefertigt wurde”, fuhr ich fort.
“Wirklich?” Endlich sah Colette von ihrer Strickarbeit auf. Mit ihrem Schal kam sie voran, wenn auch langsam. Eigentlich hätte sie mit dem Projekt beinahe fertig sein sollen. In der nächsten Woche würden wir uns zum letzten Mal treffen, und sie musste noch mehr als die Hälfte stricken.
Irgendwann blickte Colette in die Runde. “Hat irgendjemand in den letzten Tagen von Alix gehört?”, fragte sie unvermittelt.
Mit einem Mal wirkte sie beunruhigt – als ich zu Beginn der Stunde nach Alix fragte, hatte sie auf mich noch einen recht entspannten Eindruck gemacht und keine Anzeichen von Sorge erkennen lassen.
“Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen”, sagte ich langsam. Normalerweise kam Alix mindestens zwei- oder dreimal die Woche im Laden vorbei. Sie war längst keine Kundin mehr – wir waren Freundinnen.
Freundinnen.
Plötzlich kam mir eine Idee. “Wisst ihr, was wir tun sollten?”, fragte ich eilig und wunderte mich, dass ich nicht schon früher darauf gekommen war. “Wir sollten eine Brautparty für Alix ausrichten.”
“Großartige Idee”, stimmte Colette zu. “Nur wir – ihre Strickfreundinnen.”
“Wie wäre es mit nächstem Mittwoch? Dann findet auch unsere letzte Stunde statt”, schlug Susannah vor.
Ich nickte. “Das wäre perfekt. Wir überraschen sie damit.”
Alle waren begeistert. Wir überlegten uns Geschenke, die etwas mit dem Stricken zu tun hatten – Musterbücher, Wolle in einer Farbe, von der wir wussten, dass sie sie mochte, und ein Geschenkgutschein, den sie im Laden einlösen konnte.
“Wir könnten Kuchen im
French Café
bestellen”, sagte Susannah. “Alix würde dann vielleicht sogar ihren eigenen Kuchen backen und dekorieren.”
Diese Vorstellung gefiel uns – vor allem, wenn wir darüber nachdachten, wie viel Ärger sie mit ihrem eigenen Hochzeitskuchen gehabt hatte. Sie war eines Nachmittags in den Laden gekommen und hatte davon erzählt. Damals hatte sie niedergeschlagen geklungen, weil Jacqueline und Susan sich gegen ihren Vorschlag entschieden hatten. Ich neigte dazu, mich auf Alix’ Seite zu schlagen. Aber da ich keinen unnötigen Streit heraufbeschwören wollte, hatte ich weder zu ihr noch zu Jacqueline etwas
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