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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Er trug eine kurze Hose und hatte seinen Zeigefinger zwischen die Seiten ihres Taschenbuchromans gesteckt, als hätte er gerade darin gelesen.
    »Mein Zimmer hat keinen Balkon, daher dachte ich, daß ich mir deinen ausleihen und eine Weile lesen könnte, bis du zurückkommst«, erklärte er.
    Sloan ahnte, daß dies nur eine Ausrede war - für den Fall, daß sie vom Gang aus jemand belauschen könnte. Sie folgte ihm ins Zimmer und schloß die Tür. »Darf ich erfahren, was du wirklich hier tust?«
    »Ich habe nach Abhörwanzen gesucht, konnte aber keine finden.«
    »Es kommt mir absurd vor, daß jemand sein eigenes Haus mit Wanzen versehen könnte.«
    »Es war nur eine Sicherheitsmaßnahme. Wir wissen, daß dein Vater ein sehr vorsichtiger Mann ist.«
    »So vorsichtig kann er auch wieder nicht sein, sonst hätten sie uns hier keinen Einlaß gewährt«, scherzte Sloan.
    »Da wir schon beim Thema sind«, fuhr sie nach einer Weile mit einem befriedigten Lächeln fort, »ich hatte gerade ein sehr erleuchtendes Gespräch mit meiner Urgroßmutter. Wußtest du, daß sie den Großteil des Familienvermögens kontrolliert?«
    »Sprichst du vom Hanover-Trust?«
    Sloan nickte etwas enttäuscht.
    »Was hat sie dir darüber erzählt?«
    Sloan war bemüht, nichts auszusparen, als sie ihm nun das Gespräch mit ihrer Urgroßmutter wiederholte.
    »Das ist nichts Neues für uns«, sagte er gelassen. »Jedenfalls nichts von Bedeutung. Du warst ganz schön lange bei ihr - worüber hat sie denn noch gesprochen?«
    Sloan erzählte ihm den Rest des Gesprächs, und sie stellte verwundert fest, daß ihn dieser Teil wesentlich mehr zu interessieren schien als die Information, die sie als so wichtig erachtet hatte. »Da sie will, daß du viel Zeit mit Paris verbringst, solltest du das auch tun. Ich bleibe dann hier im Haus und sehe, was ich sonst in Erfahrung bringen kann.«
    »Worüber denn?« wollte Sloan wissen und warf in einer verzweifelten Geste ihre Hände in die Luft. »Was hast du gegen Carter in der Hand? Ich denke, ich habe ein Recht darauf, das zu erfahren.«
    »Du brauchst nicht mehr zu wissen, als unbedingt notwendig ist. Wenn ich die Zeit für gekommen halte, daß sich daran etwas ändert, werde ich es dir auch mitteilen.«
    Sloan versuchte, ebenso selbstsicher und herablassend wie er zu klingen, als sie nun sagte: »Nun, dann werden wir in Zukunft wohl auch darüber verhandeln müssen, ob ich meine Endeckungen immer gleich an dich weitergebe.«
    Sie hatte erwartet, daß er ihre Drohung entweder als einen Scherz auffassen oder verärgert darüber sein würde, doch er schien nichts von beidem zu tun.
    »Es gibt in Palm Beach zwei Männer, mit denen du besser nicht verhandeln solltest, Sloan. Einer davon bin ich.«
    »Und wer ist der andere?« fragte Sloan, die sich etwas unbehaglich fühlte.
    »Noah Maitland. Danke für die Benutzung deines Balkons«, setzte er knapp hinzu, während er zur Tür ging und in den Gang hinaustrat.
    Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ging Sloan ins Badezimmer, um eine warme Dusche zu nehmen.
    Das Gespräch mit Paul hatte sie sehr nachdenklich gestimmt. Er war völlig undurchschaubar, unberechenbar in seinen Launen und manchmal so kühl und abweisend wie ein Eisklotz. Aber es gab auch Momente, in denen er ihr mit unübersehbarem Charme und sogar mit Herzlichkeit begegnete.
    Seit seinem letzten Auftritt hatte sie jedoch das unangenehme Gefühl, daß seine guten Seiten nur eine Fassade sein könnten.

19
    Paris wartete schon in der Eingangshalle, als Sloan die Treppen herunterkam. »Mein Wagen steht vor dem Haupteingang«, erklärte sie und forderte Sloan auf, ihr nach draußen zu folgen.
    Auf der Zufahrt parkte ein offenes Jaguar-Cabrio von mattgoldener Farbe, in das Paris sie einzusteigen bat, während sie selbst sich auf dem Fahrersitz niederließ. Die beiden jungen Frauen schwiegen eine Weile und hingen jede ihren eigenen Gedanken nach, nachdem sie zum Haupttor hinausgefahren und auf die Straße eingebogen waren. Dann warf Sloan einen heimlichen Blick auf ihre schöne Schwester und war von dem Anblick fasziniert: Paris’ haselnußbraunes Haar glänzte in der Sonne, und ihre elegante Erscheinung nahm sich in dem schnittigen Wagen so harmonisch aus, daß Sloan das schöne Bild gerne festgehalten hätte. Als Paris sie kurz von der Seite ansah, bemerkte sie ihren Blick. »Hast du etwas vergessen?« fragte sie besorgt.
    »Nein, wieso?«
    »Du siehst so nachdenklich aus.«
    Nach all den

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