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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Besitzerin des Ladens. Lydia schikaniert sie ständig und läßt keine Gelegenheit außer acht, sie unter Druck zu setzen, aber Mutter findet immer eine Entschuldigung für sie.« Hier mußte Sloan sich unterbrechen, da sie vor dem Eingang des Country-Clubs angekommen waren. Sie hatte einen spontanen Einfall und beschloß, ihn unverzüglich in die Tat umzusetzen. »Paris, laß uns lieber nicht Golf spielen. Ich möchte gerne etwas anderes machen.«
    »Aber Vater möchte doch, daß ich dir Unterricht gebe.«
    »Ich weiß, aber nimm doch mal an, daß ich mich einfach weigere. Was könnte er schon tun?« Ihr Vater hatte das Temperament eines wütenden Stiers, und Sloan war sich nicht sicher, ob eine Mißachtung seiner Wünsche unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen würde. »Wird er dich ausschelten oder anschreien?«
    Paris schien allein schon die Frage zu schockieren. »Nein, natürlich nicht. Aber er wird sehr enttäuscht sein.«
    »Ich verstehe. Du meinst, es wird ihn ungefähr so enttäuschen wie dein Tennisspiel heute morgen?«
    »Ja, nur daß er diesmal von uns beiden enttäuscht sein wird, während es heute morgen nur mich betraf. Er kommt nicht so schnell über Enttäuschungen hinweg wie andere Menschen«, erklärte sie, als sei das ihr Problem und nicht seins, und als müsse Sloan den verzeihlichen Fehler ihres Vaters genauso verstehen und akzeptieren wie sie selbst.
    Sloan hatte jedenfalls soviel verstanden: Ihr Vater war zwar nicht gewalttätig, aber er benutzte eine sehr viel subtilere und mindestens genauso wirkungsvolle Methode, um Paris zu beherrschen. »Aber wenn ich mich absolut weigere, Golf zu spielen, dann kann er doch gar nicht enttäuscht von dir sein, oder?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Hast du denn Lust, Golf zu spielen?«
    Paris zögerte so lange, daß Sloan sich nicht sicher war, ob sie nicht antworten wollte oder ob sie selbst nicht wußte, was sie eigentlich wollte. »Nein, eigentlich nicht. Ich mag Golf nicht so sehr, wie mein Vater es gerne hätte.«
    »Wenn du jetzt tun könntest, wozu du Lust hast, was wäre das?«
    »Wir könnten irgendwo zu Mittag essen und einfach nur reden.«
    »Das würde ich auch gern tun! Da ich mich weigere, Golf zu spielen, und er nicht enttäuscht von dir sein kann, laß uns also irgendwo hingehen und uns unterhalten.«
    Paris biß sich auf die Unterlippe und zögerte noch; dann schlug sie das Lenkrad plötzlich um und fuhr los. »Ich kenne ein nettes Lokal. Es ist ein kleines Café, in dem man auch draußen sitzen kann. Niemand wird uns dort stören oder zur Eile drängen.«
    In Bell. Harbor verstand man unter einem Café ein sehr einfaches Lokal - ähnlich einem Diner -, in dem man auch eine Kleinigkeit essen konnte, wenn man hungrig war. Paris’ Café hingegen war ein luxuriöses französisches Restaurant mit einem baldachinartigen Vordach über der Eingangstür, das über eine elegante Terrasse mit einem bezaubernden kleinen Springbrunnen verfügte. Sowohl der Wächter des hauseigenen Parkplatzes als auch der Oberkellner begrüßten Paris mit ihrem Namen.
    »Wir möchten gerne draußen speisen, Jean«, sagte Paris mit einem höflichen Lächeln zu dem Kellner. Noch vor wenigen Stunden hätte Sloan dieses Lächeln für einen Ausdruck purer Förmlichkeit gehalten, doch nun, da sie wußte, daß es von Herzen kam, mußte sie es bewundern.
    »Was darf ich den Damen zu trinken bringen?« fragte der Kellner, als sie an einem Tisch in der Nähe des Brunnens Platz genommen hatten, von dem aus sie die Geschäfte auf der gegenüberliegenden Straßenseite überblicken konnten.
    Paris warf zuerst einen fragenden Blick auf Sloan und traf dann selbst die Entscheidung. »Ich glaube, wir sollten Champagner bestellen - und zwar hervorragenden Champagner. Wir haben etwas zu feiern.«
    »Einen Geburtstag?« fragte Jean.
    Paris schüttelte den Kopf und warf einen scheuen Blick auf Sloan. »Es ist wohl eher eine Wiedergeburt.«
    Als der Kellner gegangen war, folgte eine Verlegenheitspause, in der sie beide nach einem passenden Gesprächsthema suchten. Auf dem Gehsteig gegenüber schob eine Mutter gerade ihr Baby in einem Kinderwagen vorbei, während ein junges Mädchen auf seinem Fahrrad um sie herumwirbelte. »Ich habe mein erstes Fahrrad bekommen, als ich fünf war«, brach Sloan das Schweigen. »Es war zu hoch für mich, und ich fuhr jeden über den Haufen, der mir in die Quere kam, bis ich schließlich lernte, das Gleichgewicht zu halten. Ein Verkehrspolizist sagte

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