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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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recht und ich nicht. Wenn das nicht der typische Hochmut der Reynolds ist, dann weiß ich nicht, wie ich es sonst nennen soll.«
    »Falls du glaubst, daß ich beeindruckt bin, dann täuschst du dich.«
    »Ha!« rief Edith aus und schlug in freudigem Triumph auf die Armstütze ihres Stuhls. »So spricht eine echte Reynolds! Du denkst, daß du besser bist als wir, auch wenn wir die Stadt kaufen könnten, in der du lebst. Ich wünschte, Carters Mutter wäre noch am Leben und könnte dich sehen. Als sie nach Florida fuhr, um ihn zu holen, wollte sie eigentlich das Kind mitbringen, das am meisten Ähnlichkeit mit uns hat. Diese böse und törichte Frau hat doch tatsächlich das falsche Mädchen mitgenommen!«
    »Was sicher ein Glück für mich war.«
    »Genug der Komplimente. Ich glaube, daß wir beide uns sehr gut verstehen werden. Gehen wir nun zu wichtigeren Themen über. Setz dich bitte.«
    Sloan war sich nicht sicher, ob sie der Sarkasmus der alten Frau mehr verärgerte oder amüsierte, setzte sich dann aber ohne Widerrede in einen der Korbstühle.
    »Ich habe keine Lust mehr, wie eine Katze um den heißen Brei zu schleichen«, erklärte Edith frei heraus und erntete dafür von Sloan ein mißtrauisches Stirnrunzeln. »Ich habe darauf bestanden, daß man dich zu uns einlädt, und zwar aus mehreren guten Gründen. Wieso schaust du denn so überrascht?«
    »Ich war der Meinung, das sei die Idee meines Vaters gewesen. Er sagte, er habe einen Herzinfarkt gehabt und wolle mich kennenlernen, solange noch Zeit ist.«
    Edith zögerte und spielte mit der Perlenkette, die um ihren Hals hing. Dann sagte sie widerstrebend: »Nun, du hast dich getäuscht. Am Anfang hat er sich sogar noch eifriger dagegen gesträubt als Paris.«
    »Paris wollte nicht, daß ich komme?«
    »Natürlich nicht. Sie war entsetzt, als sie hörte, daß du die Einladung annimmst.«
    Sloan hielt ihren Blick auf die rosafarbenen Azaleen gerichtet, die neben ihrem Stuhl blühten, und suchte das Gehörte zu verdauen, ohne ein Gefühl zu zeigen. »Ich verstehe.«
    »Ich glaube nicht, daß du verstehst. Carters Mutter hat Paris während ihrer gesamten Kindheit eingeredet, daß deine Mutter nicht in der Lage sei, ihre Kinder anständig zu erziehen, und daß sie aufgrund einer richterlichen Verfügung von ihr ferngehalten wurde. Später hat man ihr dann weisgemacht, du seist ganz genauso geworden wie deine Mutter.«
    Sie gab Sloan eine kurze Verschnaufpause, bevor sie fortfuhr: »Was Carter betrifft - er hatte mehrere Gründe, um dich nicht noch verspätet in die Familie einzuführen. Zum einen dachte er, es sei dir gegenüber nicht fair, dir ein Leben zu zeigen, das du nie haben konntest. Überdies hatte er -glaube ich jedenfalls - ein schlechtes Gewissen, daß er dich zurückgelassen hat. Es ist wohl verständlich, daß es nicht einfach für ihn ist, dem Menschen gegenüberzutreten, den er mehr als jeden anderen verletzt hat... Ich hingegen wollte diese kleine Wiedervereinigung schon seit langem herbeiführen, aber zu Lebzeiten von Carters Mutter war das nicht möglich. Als meine Schwiegertochter mir dann überraschend den Gefallen tat, vor mir zu sterben, hielt ich die Zeit für gekommen, um Kontakt mit dir aufzunehmen.«
    »Wieso war es vorher nicht möglich?«
    »Weil sie dich nach zehn Minuten rausgeschmissen hätte. Du hättest dir die Behandlung, der sie dich unterzogen hätte, nicht gefallen lassen, und das wäre auch dein gutes Recht gewesen. Natürlich hätte ich dich in Bell Harbor besuchen können, doch mein eigentliches Ziel war es, den Bruch zwischen Paris, Carter und dir zu heilen.«
    Sloan wußte nicht, ob sie das alles wirklich glauben sollte. Wie konnte Ediths Ziel eine Versöhnung sein, wenn sie bisher nur Demütigungen und Kritik geäußert hatte?
    »Nachdem Carters Mutter gestorben war, wollte ich dich unbedingt zu uns holen, und ich zwang Carter, meinen Plan auszuführen. Er hatte keine Wahl.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Nun, mein Kind«, verkündete die alte Frau mit einem gackernden Lachen, »weil ich es bin, die in diesem Haus auf der Schatztruhe sitzt.«
    Sloan blinzelte und räusperte sich. »Wie bitte?«
    »Ich kontrolliere den Hanover Trust, der einen Großteil des Vermögens der Reynolds ausmacht«, erklärte sie mit einem triumphierenden Lächeln. Sie schien davon auszugehen, daß Sloan nun über alles im Bilde sei.
    »Ich verstehe nicht«, sagte diese hingegen.
    »Es ist ganz einfach. Mein Vater, James Hunsley, war ein hübscher,

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