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Farm der Tiere

Farm der Tiere

Titel: Farm der Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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bewiesen, daß die Produktion von Futtermitteln jeder Art - je nachdem - um 200 Prozent, um 300 Prozent oder um 500 Prozent angestiegen war. Die Tiere sahen keinen Grund, ihm nicht zu glauben, zumal sie sich nicht mehr sehr deutlich daran erinnern konnten, wie die Zustände vor der Rebellion gewesen waren. Trotzdem spürten sie an manchen Tagen, daß sie lieber etwas weniger Zahlen und etwas mehr Futter gehabt hätten.
    Alle Befehle ergingen jetzt entweder durch Schwatzwutz oder durch eins der anderen Schweine. Napoleon selbst ließ sich nur alle vierzehn Tage einmal in der Öffentlichkeit blicken. Trat er in Erscheinung, begleitete ihn nicht nur sein Gefolge von Hunden, sondern auch ein schwarzer Junghahn, der ihm sozusagen als Herold vorneweg stolzierte und ein lautes ›Kikeriki‹ erschallen ließ, bevor Napoleon zu sprechen anhob.
    Es hieß, daß Napoleon sogar im Farmhaus von den anderen getrennte Räume bewohne. Er nahm die Mahlzeiten allein ein, mit zwei Hunden zu seiner Bedienung, und er speiste stets von dem Meißner-Porzellan-Service aus der Glasvitrine im Wohnzimmerschrank. Es wurde weiterhin verkündet, daß jedes Jahr an Napoleons Geburtstag die Flinte abgefeuert werden würde, ebenso wie an den beiden anderen Jahrestagen. Von Napoleon sprach man jetzt nie mehr einfach als ›Napoleon‹.
    Man sprach von ihm immer in formellem Stil als ›unser Führer, Genosse Napoleon‹, und die Schweine erfanden gern solche Titel für ihn wie ›Vater aller Tiere‹, ›Schrecken der Menschheit‹, ›Schirmherr der Schafhürden‹, ›Entleins Freund‹ und dergleichen. In seinen Reden sprach Schwatzwutz mit tränenüberströmten Backen von Napoleons Weisheit, seiner Herzensgüte und der tiefempfundenen Liebe, die er für alle Tiere allerorten he ge, auch und ganz besonders für jene bedauernswerten Geschöpfe, die auf den anderen Farmen noch immer in Unwissenheit und Sklaverei lebten. Es war zur lieben Gewohnheit geworden, jede erfolgreiche Leistung und jeden Glückstreffer Napoleon als Verdienst anzurechnen. Man konnte oft ein Huhn zum anderen sagen hören: »Unter der Leitung unseres Führers, des Genossen Napoleon, habe ich in sechs Tagen fünf Eier gelegt«; oder zwei Kühe, die sich am Teich ein Schlückchen gönnten, riefen aus: »Wie ausgezeichnet mundet doch, dank der Führerschaft Genosse Napoleons, dieses Wasser!« Das allgemeine Empfinden auf der Farm kam sehr gut in einem ›Genosse Napoleon‹ betitelten Gedicht zum Ausdruck, das Minimus verfaßt hatte und das wie folgt lautete:
     
      Vater der Waisenheit!
      Quelle der Seligkeit!
      Meister des Schweinetrogs!
    Ach, wie mein Herz
      In Brand, schau' ich in Dein
      [steht schon
      Äug', das so hehr und rein
      wie laut'rer Sonnenschein,
      Genoss' Napoleon!
     
      Was nur Dein Volk begehrt,
      Wird ihm von Dir beschert:
      Zweimal die Krippe voll, dazu noch Heu
      Jedes Tier, klein und groß,
     
      [als Lohn;
      Ruht sicher wie im Schoß,
      Wachst Du doch pausenlos,
      Genoss' Napoleon!
     
      Hätt' ich ein Ferkelkind,
      Es lernte ganz geschwind,
      Egal wie klein es wär', ob Tochter oder Sohn,
      Wie's Treue Dir bewies
      Und einzig Dich nur pries;
     
      Sein erster Quiekser hieß:
      Genoss' Napoleon!
     
    Napoleon billigte dieses Gedicht und veranlaßte, daß es an die Wand der großen Scheune geschrieben wurde, den Sieben Geboten gegenüber. Ein Profilporträt Napoleons, von Schwatzwutz in weißer Farbe ausgeführt, krönte es.
    Inzwischen war Napoleon durch Whympers Vermittlung in komplizierte Verhandlungen mit Frederick und Pilkington eingetreten. Der Stapel Bauholz war noch immer nicht verkauft.
    Frederick war derjenige von den beiden, der mehr darauf erpicht war, mochte jedoch keinen anständigen Preis bezahlen.
    Gleichzeitig gab es erneute Gerüchte, daß Frederick und seine Leute planten, die Farm der Tiere anzugreifen und die Windmühle zu zerstören, deren Bau in ihm eine rasende Eifersucht erweckt hatte. Von Schneeball wußte man, daß er sich noch immer auf der Knickerfeld-Farm herumdrückte. Im Hochsommer wurden die Tiere durch die Neuigkeit alarmiert, daß sich drei Hühner gemeldet und gestanden hatten, daß sie, angestiftet von Schneeball, ein Komplott zur Ermordung Napoleons geschmiedet hatten. Sie wurden unverzüglich hingerichtet, und man traf neue Sicherheitsvorkehrungen für Napoleon. Vier Hunde bewachten nachts sein Bett, an jeder Ecke einer, und einem jungen Schwein namens Rotäuglein wurde die

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