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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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dominiert in jedem Fall die Bevölkerung anderer Jahrhunderte. Was soll daran so merkwürdig sein, daß Leute, die nach 1983 lebten, so selten sind?«
    »Meinst du? Na gut. Ah, da kommen Smithers und zwei andere Schläger. Schnell hinter den Röntgenschirm mit dir, meine Liebe!«

36
    AUSZÜGE AUS VERSCHIEDENEN AUSGABEN DES Täglichen Hörrohrs:
    Dmitri »Mitja« Iwanowitsch Nikitin wurde zum pro tempore-Piloten und Dritten Offizier der Parseval ernannt. Er erblickte das Licht der Welt 1885 in Gomel/Rußland. Seine Eltern gehörten dem Mittelstand an. Sein Vater besaß eine Weberei, seine Mutter gab Klavierstunden. Die Qualifikation, die zu seiner Pilotenanwartschaft führten, beruhen auf seinen Erfahrungen als Erster Steuermann auf der Russie, einem französischen Luftschiff, das die Firma Lebaudy-Juillot 1909 für die russische Regierung baute.
    Miz Jill Gulbina, unsere Chefausbilderin, ist zwar der Meinung, daß Mitjas Erfahrungen etwas begrenzt seien, daß er aber dennoch ausgezeichnete Fähigkeiten an den Tag gelegt habe. Allerdings ist er, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, ein großer Freund starker Getränke. Ein Tip von uns, Mitja: Laß die Finger vom Fusel!
    … hat sich der Herausgeber entschlossen, keine Klage gegen den Piloten Nikitin anzustrengen. Während eines kurzen Besuches im örtlichen Hospital sagte Mr. Bragg: »Ich bin schon von besseren Männern umgehauen worden, als von diesem ungeschlachten Trottel. Wenn er das nächstemal in mein Büro kommt, werde ich darauf vorbereitet sein. Daß ich ihn nicht habe festnehmen lassen, liegt nicht etwa daran, daß ich ein besonders gutes Herz habe, sondern das persönliche Interesse, ihm demnächst eins über den Schädel zu geben. Meine Devise ist: Rede freundlich mit den Leuten – aber habe ständig einen Knüppel hinter dem Rücken.«
    … Ettore Arduino ist Italiener (was sonst?), aber dennoch blond und blauäugig genug, um überall als Schwede durchzukommen, solange er den Mund nicht aufmacht und keinen Knoblauch ißt. Wie alle Mitbürger wissen, tauchte er vor zwei Monaten in Parolando auf und wurde gleich ins Trainingsprogramm gesteckt. Er verfügt zwar über eine farbige, aber auch tragische Lebensgeschichte, denn er war Chefingenieur auf dem Luftschiff Norge und diente schließlich auf der Italia unter Umberto Nobile. Die Aufgabe der Norge bestand darin, im Mai 1926 über den Nordpol zu fliegen, und sie war es, die der Welt die Erkenntnis brachte, daß es zwischen dem Pol und Alaska keine große Landmasse gab, wie der prominente Forscher Kommodore Robert E. Peary (1856-1920), der erste Mensch, der den Nordpol (1909) erreichte, behauptet hatte. (Da Peary von einem Neger namens Matthew Henson und vier Eskimos, deren Namen wir uns nicht mehr entsinnen, begleitet wurde, war es in Wirklichkeit Henson, der als erster Mensch den Pol betrat.)
    Nachdem die Italia den Pol überflogen hatte, geriet sie auf dem Weg zur King’s Bay in einen starken Gegenwind. Bei starker Vereisung verklemmten sich die Ruder, ein Absturz schien unvermeidbar. Schließlich schmolz das Eis, und die Italia kam noch einmal davon, aber einige Zeit später begann das Schiff langsam zu sinken. Der Mannschaft blieb nichts anderes übrig, als hilflos zuzusehen, wie die Königin der Lüfte auf dem Eis zu zerschellen drohte. Als sie den Boden streifte, wurde jedoch nur die Steuergondel abgerissen, womit das Leben der Leute, die sich in ihr aufhielten, gerettet war. Als sie sich aufrappelten, sahen sie mit Entsetzten, daß die Italia, nun etwas leichter geworden, wieder aufstieg.
    Zuletzt sah man Ettore Arduino, als er im Eingang zur Gondel der Steuerbordmaschine stand. Wie später ein Besatzungsmitglied (Dr. Francis Behounek von Radio Prag) aussagte, war sein vereistes Gesicht eine Maske des Unglaubens. Die Italia schwebte an den geretteten Männern vorbei, erhob sich in die Lüfte und verschwand. Nichts von ihr und denjenigen, die sich noch an Bord befanden, wurde jemals wieder aufgefunden – zumindest nicht auf der Erde.
    Arduino sagte uns, daß er die Lage erst in dem Moment begriff, als sich die Italia zum zweiten und letzten Mal zu senken begann. Der komplette Text seiner haarsträubenden Erlebnisse soll in der nächsten Donnerstagsausgabe abgedruckt werden. Nun würde normalerweise kein Mensch, der Herr seiner Sinne ist, von einem Mann wie Ettore erwarten, daß er sich ein zweitesmal für einen Lußschiff-Flug zur Verfügung stellt – aber weit gefehlt! Er dürstet nach

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