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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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Geschöpf, das doppelt so qualifiziert wäre wie ich«, erwiderte sie, »ausgenommen, einer der Offiziere der Graf Zeppelin tauchte hier auf. Wissen Sie was? Allmählich ermüdet mich die Sache.«
    »Es ist auch ziemlich heiß und verqualmt hier drinnen«, sagte Ihr geschätzter Korrespondent und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Allerdings würde ich gerne noch ein paar Einzelheiten Ihrer Herkunft und Details Ihres irdischen Lebens erfahren, wissen Sie. Also das, was die Allgemeinheit interessiert. Außerdem auch die Geschichte dessen, was Ihnen am ersten Tag der Wiedererweckung passierte. Und…«
    »Hoffen Sie vielleicht darauf, daß dieser Joint hier mich allmählich enttarnt und ich vor Ihrem Charme und Ihrer Virilität zerfließe?« fragte sie. »Warten Sie etwa darauf, daß Sie mich bespringen können?«
    »Gott verhüte«, sagte ich. »Dies ist ein strikt beruflicher Besuch. Und außerdem…«
    »Und außerdem«, unterbrach sie mich – und jetzt war sie diejenige, der der Spott aus beiden Augen sprühte, »haben Sie Angst vor mir, stimmt’s? Ihr seid doch alle gleich. Immer müßt ihr überlegen sein und die tragenden Rollen spielen. Wenn ihr auf eine Frau trefft, die etwas mehr Köpfchen hat, die fähig ist, euch in einem Kampf in eure Schranken zu verweisen, und zeigt, daß sie euch überlegen ist, geht euch die Luft aus wie einem Ballon, in den jemand hineingestochen hat, und ihr zieht den Schwanz ein.«
    »Nun aber wirklich, Miß Gulbirra«, erwiderte Ihr verunsicherter Reporter mit heißen Ohren.
    »Zieh Leine, du Wicht!« versetzte Miz Gulbirra.
    Ihr frustrierter Korrespondent hielt es für klug und weise, dieser Aufforderung auf der Stelle Folge zu leisten. Das Interview – obwohl von unserem Standpunkt aus nicht gerade vollständig – war damit beendet.

12
    Am nächsten Abend holte sich Jill ein Exemplar des Hörrohrs aus der Regalablage außerhalb des Pressegebäudes. Mehrere Leute, die offensichtlich bereits in den Genuß des Artikels gekommen waren, grinsten. Sie öffnete die Zeitung, blätterte die Rubrik Neu bei uns Zuhaus auf und wußte, noch bevor sie es gefunden hatte, was dort stehen würde.
    Die Seiten knisterten in ihren zitternden Händen. Das Interview war grauenhaft, aber an sich hätte sie wissen müssen, daß von einem Mann wie Bagg, der dem späten neunzehnten Jahrhundert entstammte, nichts anderes als derartig geschwätziger Schund zu erwarten war. Was war er gewesen? Redakteur irgendeines Klatschblattes in einem Pionierkaff in Arizona? Ah, ja. Tombstone. Firebrass hatte ihr einiges über ihn erzählt.
    Was sie am meisten ärgerte, war das Foto. Sie hatte zwar nichts davon gemerkt, aber irgend jemand mußte sie an jenem Morgen, als sie hier angekommen war, aus der Menge heraus abgelichtet haben. Und da stand sie nun: eingefangen in einer kindisch wirkenden, beinahe obszönen Stellung, nackt, vornübergebeugt, während ihre Brüste nach unten baumelten wie die Euter einer Kuh, in den Händen das gerade zwischen den Beinen durchgezogene Handtuch, um sich den Unterleib abzutrocknen. Sie schaute gerade auf, mit offenem Mund und schien nur aus Nase und Vorderzähnen zu bestehen.
    Garantiert hatte der Fotograf noch andere Aufnahmen von ihr gemacht, aber Bagg hatte dieses genommen, um sie der allgemeinen Lächerlichkeit preiszugeben.
    Jill war darüber so wütend, daß sie beinahe ihren Gral liegengelassen hätte. Schließlich schwang sie ihn in der Hand und stellte sich vor, Bagg damit den Schädel einzuschlagen, während sie in der anderen die Zeitung hielt, die sie ihm gleichzeitig durch das Gesicht fetzen würde. Schließlich riß sie sich zusammen und stürmte auf das Pressehaus zu. Erst als sie vor der Tür stand, hielt sie inne.
    »Hör auf damit, Jill!« sagte sie vor sich hin. »Damit tust du genau das, was dieser Kerl von dir erwartet. Nimm die Sache leicht; sei keine Mimose. Sicher, es wäre ein berauschendes Gefühl, ihn ein bißchen in seinem Büro herumzuschubsen, aber es würde dir die ganze Tour vermasseln. Es würde sich nicht auszahlen; im Endeffekt gerätst du nur noch mehr in die Schlagzeilen.«
    Langsam begab sie sich heimwärts und las im matter werdenden Licht den Rest der Zeitung. Sie war nicht die einzige, die Bagg verunglimpft, verleumdet und durch den Kakao gezogen hatte: Firebrass selbst mußte ebenfalls einiges an Kritik einstecken, obwohl man mit ihm im Gegensatz zu ihr noch recht glimpflich umsprang. Und die Kritik kam nicht nur von Bagg. Die

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