Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
eines Westdeutschen Frachtluftschiffs für die nigerianische Regierung von 1977 -1978. Lußschiffpilotin für Goodyear, Vereinigte Staaten, 1979. Lußschiffpilotin für den Scheich von Kuwait 1980-1981. Fluglehrerin für die British Airways 1982. Wurde 1983 die einzige qualifizierte Luftschiffkommandantin der westlichen Hemisphäre. Flugstunden insgesamt: 8342.
Gestorben am 1. April 1983 bei einem Autounfall in der Nähe von Howeden, England, kurz vor Antritt des Kommandos auf dem neuerbauten Luftschiff Willows-Goodens.
Beruf: siehe oben.
Hobbies: Flötespielen, Bogenschießen, Fechten, Kendo, Kriegskünste, Klatschen.
Mit den Fäusten kommt sie, wie sie an unserem ehrwürdigen Mitbürger Cyrano »Schnozzola« de Bergerac bewiesen hat, ebenfalls ganz gut zurecht. Jedenfalls ließ sie ihn ziemlich sprachlos und verwundert zurück, und all das verdankte er der Tatsache, daß er es sich herausnahm (ohne dazu aufgefordert zu sein) eine Hand auf ihren rechten Busen zu legen. Normalerweise hätte unser feuriger Franzose jeden anderen, der ihm auf diese Weise mitgespielt hätte, zum Duell herausgefordert, das einen der beiden Kontrahenten zum Tode befördert hätte (natürlich jenseits der Grenzen Parolandos, da unser Staat derartige Schwertfuchteleien nicht duldet), aber da er nun einmal der altmodischsten einer ist, hätte er sich, wie er sich ausdrückte, »comme un imbecile« gefühlt, mit einer Frau kämpfen zu müssen. Des weiteren erkannte er durchaus an, daß es ein Fehler war, ihr so seine »Aufwartung« zu machen, ohne dazu weder verbal noch optisch eingeladen worden zu sein.
Am gestrigen Tag, etwa eine Stunde nach dem Mittagessen, erschien Ihr stets bereiter und überraschend scharfsinniger Reporter vor der Tür von Gulbirras Hütte und klopfte. Nach einigen unwilligen Grunzern rief eine ungehaltene Stimme: »Was, zum Henker, wollen Sie?«, was deutlich machte, wie Wurscht es der Interviewten-in-spe an sich war, wer vor ihrer Tür stand.
»Ich bin Roger Bligh vom Täglichen Hörrohr, Miß Gulbirra. Ich möchte Sie interviewen.«
»Na, dann warten Sie mal. Ich sitze gerade auf dem Topf.«
Ihr geduldiger Reporter zündete sich, um die Zeit zu vertreiben, also eine Zigarre an. Gleichzeitig plante er, mit deren stinkendem Rauch die zu erwartenden Düfte im Inneren der Hütte zu übertreffen. Nach einiger Zeit, die lediglich vom Geräusch plätschernden Wassers in einem Becken unterbrochen wurde, hörte er eine Stimme sagen: »Jetzt können Sie reinkommen. Aber lassen Sie die Tür auf.«
»Aber gern«, sagte Ihr Reporter furchtlos.
Er fand das Subjekt seines Interesses, wie es in einem Stuhl neben einem Tisch saß und an einem Joint suckelte. Dank der Zigarre, dem Maryjane-Stängel und diverser brennender Fischwachskerzen war vom gerade erledigten Geschäftchen der Hausbesitzerin nichts mehr zu verspüren.
»Miß Gulbirra?«
»Nein. Miz.«
»Was soll das denn heißen?«
»Fragen Sie das jetzt nur, weil Sie meine Ansichten dazu hören wollen – oder wissen Sie das wirklich nicht? Ich bin doch nicht die einzige aus meiner Zeit, die in diesem Lande lebt. Ist Ihnen der Begriff Miz denn noch niemals untergekommen?«
Ihrem blauäugigen Berichterstatter blieb nichts anderes übrig, als seine Unbildung einzugestehen.
Aber anstatt das Bewußtsein Mr. Blighs zu erhellen, sagte das Subjekt: »Welche Stellung nehmen die Frauen in Parolando ein?«
»Am Tage oder in der Nacht?« fragte Mr. Bligh.
»Sparen Sie’s sich, den Smarten raushängen zu lassen«, erwiderte Miz Gulbirra. »Lassen Sie’s mich einfach ausdrücken, damit auch Sie kapieren, von was ich rede. Laut Gesetz – also theoretisch – haben die Frauen hier die gleichen Rechte. Aber in der Praxis – also in Wirklichkeit –, welche Einstellung haben die Männer den Frauen gegenüber?«
»Hauptsächlich eine lüsterne, fürchte ich«, erwiderte Ihr Reporter unerschrocken.
»Ich werde Ihnen noch eine Chance geben«, sagte die Miz, »und dann wird es nur noch eine Frage der Wahrscheinlichkeit sein, was zuerst vor der Tür im Dreck liegt: Ihr Arsch oder Ihre stinkende Zigarre.«
»Verzeihung«, erwiderte Ihr wirklich furchtloser Berichterstatter daraufhin, »aber an sich bin ich hergekommen, um Sie zu interviewen, und nicht, um mich interviewen zu lassen. Warum stellen Sie die Frage, welche Haltung die Männer ihren Frauen gegenüber einnehmen, nicht unseren weiblichen Mitbürgern? Sind Sie nun hierher gekommen, um einen Suffragetten-Kreuzzug
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