Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
Vom Netzwerk:
Judas.«
    Er musterte Ah Qaaq, den Maya-Krieger. Er war ein Herkules im Taschenformat und fing nur selten ein Gespräch an. Begann jedoch ein anderer, entzog er sich ihm nicht. Er schreckte nicht einmal zurück, wenn ihn jemand berührte. Laut Joe Miller hatte sich X beim Besuch Clemens’ nicht nur verbeten, angefaßt zu werden, sondern sich tatsächlich so benommen, als habe er es mit einem Aussätzigen zu tun. Clemens hatte angenommen, daß der geheimnisvolle Fremde – obwohl er auf die Hilfe der Talbewohner angewiesen war – sich für etwas moralisch Höherwertiges hielt und möglicherweise der Ansicht war, daß die Berührung durch einen gewöhnlichen Menschen ihn beschmutzte.
    Weder Ah Qaaq noch Gilgamesch erweckten den Eindruck, als hätten sie was dagegen, wenn ihnen andere zu nahe kamen. Tatsächlich hatte der Sumerer sogar die Angewohnheit, einem anderen während eines Gesprächs ziemlich nahe auf die Pelle zu rücken. Er berührte seinen Gesprächspartner sogar ziemlich regelmäßig, als sei er auf einen körperlichen Kontakt angewiesen.
    Dieses Beharren auf menschliche Nähe konnte allerdings auch Überkompensation bedeuten. Vielleicht hatte der Ethiker herausgefunden, daß er sich verdächtig machte, wenn er seinen Helfern stets auswich, und kam deshalb so übertrieben nahe an sie heran.
    Vor langer Zeit hatte der Agent Spruce gesagt, daß er und die Seinen Gewalt verabscheuten und die Ausübung derselben in ihnen das Gefühl von Niedrigkeit hervorrief. Aber wenn das stimmte, hatten sie inzwischen gewiß gelernt, gewalttätig zu sein, ohne Widerwillen zu zeigen. Die Agenten auf beiden Schiffen hatten sich ebenso wacker geschlagen wie die anderen. Mithin hatte X, ebenso wie Odysseus und Barry Thorn, inzwischen ebenso viele Menschen getötet, um sogar Jack The Ripper in den Schatten zu stellen.
    Möglicherweise hatte X’ Widerwillen gegen Berührungen jeglicher Art aber auch gar nichts mit seiner persönlichen Einstellung zu tun: Es konnte sein, daß die Berührung durch einen anderen Menschen so etwas wie einen psychischen Abdruck auf ihm hinterließ. Vielleicht war >psychisch< nicht das richtige Wort. Die Wathans, jene Auren, die alle vernunftbegabten Lebewesen ausstrahlten, ließen vielleicht eine Art Fingerabdruck zurück, der erst später wieder verschwand. Wenn das stimmte, konnte X erst dann zum Turm zurückkehren, bis der >Abdruck< sich aufgelöst hatte. Sonst würden seine Kollegen ihn wahrnehmen und sich fragen, woher er ihn hatte.
    War diese Annahme nicht zu bizarr? X brauchte denjenigen, die ihn fragten, doch lediglich zu erzählen, er sei auf einer Mission gewesen und dabei von irgendeinem Talbewohner angefaßt worden.
    Ah! Aber was war, wenn es für X keinen Grund gab, sich unter den Talbewohnern aufzuhalten? Was war, wenn das Alibi für seine Abwesenheit einen Aufenthalt im Tal nicht einschloß? In diesem Fall konnte er für die Tatsache, daß sein Wathan den Abdruck eines Fremden trug, kaum eine befriedigende Erklärung vorweisen.
    Diese Spekulation erforderte allerdings die Voraussetzung, daß sich die >Abdrücke< der Ethiker und Agenten von denen der Wiedererweckten unterschieden und auf der Stelle erkennbar waren.
    Burton schüttelte den Kopf. Manchmal wurde ihm beim Nachdenken über all diese Rätsel beinahe schwindlig. Da er keine Lust hatte, sich in einem geistigen Irrgarten zu verlaufen, machte er sich auf, um sich mit Gilgamesch zu unterhalten. Obwohl der Bursche die zahlreichen Abenteuer, die man dem mythischen König von Uruk zuschrieb, gar nicht für sich in Anspruch nahm, machte es ihm Spaß, mit diesen Legenden zu prahlen. Wenn er anfing, seine haarsträubenden Geschichten zum besten zu geben, zwinkerte er mit dem Auge und lächelte. Er war wie ein Pionier der amerikanischen Frühgeschichte, und wie Mark Twain übertrieb er ungeheuerlich. Er wußte natürlich, daß seine Zuhörer darüber im Bilde waren, daß er log, aber das machte ihm nichts aus. Dafür war die Sache einfach zu lustig.
    Tage vergingen. Die Luft wurde kälter. Der Nebel wurde immer schwerer und löste sich erst gegen elf Uhr morgens auf. Das Boot hielt nun öfter an als zuvor. Man ging an Land, um Fische zu räuchern oder zu fangen, und buk Eichelbrot. Trotz des nur geringen Sonnenscheins waren Gras und Bäume hier ebenso grün wie im Süden.
    Und dann kam schließlich der Tag, der das Ende der Reise ankündigte. Es gab keine Gralsteine mehr.
    Aus dem Norden, herangetragen von einem kalten Wind, kam ein

Weitere Kostenlose Bücher