Farmer, Philip José - Flusswelt 04
weswegen sollte er ihn also nicht akzeptieren?
Die Engländer kamen aus dem siebzehnten Jahrhundert und benutzten eine Sprache, die Malory nur mit Schwierigkeiten verstehen konnte. Allerdings hatten sie in der Zwischenzeit auch Esperanto gelernt, die Sprache, die die Kirche der Zweiten Chance als flußweites Verständigungsmittel benutzte. Das Land, das jetzt den Namen Neue Hoffnung trug, war friedlich, aber das war nicht immer so gewesen. Früher hatte es aus einer Reihe von Kleinstaaten bestanden, die sich mit den weiter im Norden lebenden mittelalterlichen deutschen und spanischen Gemeinschaften erbitterte Schlachten geliefert hatten. Den Anführer der Deutschen und Spanier hatte man >den Hammer< genannt, obwohl sein wirklicher Name Kramer gewesen war. Nachdem man ihn umgebracht hatte, war ein langer Frieden über das Land gekommen, und die Kleinstaaten hatten sich zu einem einzigen Reich vereinigt. Hier hatte Malory sich niedergelassen und sich als Hüttengefährtin Philippa, die Tochter Sir Henry Hobarts, erwählt. Obwohl niemand mehr heiratete, hatte Malory auf einer Trauung bestanden. Er hatte einen ehemaligen katholischen Priester aufgetrieben, die Zeremonie hinter sich gebracht und den Mann und seine Frau anschließend wieder in ihren eigenen Glauben entlassen.
Es hatte ihn jedoch ziemlich überrascht, zu hören, daß der wahre Jesus mit einer hebräischen Frau, die Moses während des Exodus in Ägypten gekannt hatte, in dieser Gegend gewesen war. In seiner Begleitung hatte sich ein Mann namens Thomas Mix befunden, ein Amerikaner und Nachkomme jener Europäer, die auf jenen Kontinent ausgewandert waren, den man erst einundzwanzig Jahre nach Malorys Tod entdeckt hatte. Sowohl Jesus als auch Mix waren auf Kramers Scheiterhaufen gestorben.
Zuerst hatte Malory abgestritten, daß es sich bei diesem Mann, der sich selbst Yeshua nannte, um den wirklichen Jesus Christus handeln konnte. Er mochte vielleicht ein Hebräer aus Christus’ Zeit sein, aber sicher war er ein Hochstapler.
Und dann, als Malory alle Zeugenaussagen überprüft hatte, die die Reden Yeshuas und die Ereignisse während seiner Leidenszeit betrafen, kam er zu dem Schluß, daß Christus möglicherweise doch hier gewesen war. Schließlich baute er die Geschichte, die die Leute ihm erzählt hatten, in das neue Epos ein, das er gerade mit Tinte und einem Fischknochen auf Bambuspapier schrieb. Des weiteren entschloß Malory sich dazu, den Amerikaner entsprechend zu würdigen, und so wurde aus Mix Sankt Thomas der Standfeste vom Weißen Hut.
Bald darauf jedoch vergaßen Malory und seine Jünger, daß der Heiligenstand eine Fiktion war und glaubten daran, daß Sankt Thomas auf der Suche nach seinem Herrn, dem heißgeliebten Jesus durch das Tal eilte, das diese Welt des Fegefeuers ausmachte, denn das mittlere Stadium zwischen Erde und Himmel, das die Priester der Vergangenheit beschworen hatten, konnte sie nicht sein.
Da der Ex-Priester, der Malory und Philippa getraut hatte, auf der Erde zum Bischof ernannt worden war und somit in direkter Linie vom heiligen Petrus abstammte, war er dazu befähigt, andere Leute auszubilden und Priester aus ihnen zu machen. Die kleine Gruppe römischer Katholiken unterschied sich jedoch in einem Aspekt sehr von der Kirche der alten Zeiten. Sie war tolerant und machte nicht den kleinsten Versuch, die Inquisition wieder aufleben zu lassen oder angebliche Hexen zu verbrennen. Hätte sie auf dieser alten Tradition bestanden, wäre sie schnellstens des Landes verwiesen oder ersäuft worden.
Spät in der Nacht lag Thomas Malory in seinem Bett und dachte über das nächste Kapitel seines Epos nach. Plötzlich erklang von draußen lautes Geschrei und das Trappeln vieler rennender Füße. Malory setzte sich hin und rief nach Philippa, die verängstigt und zitternd erwachte. Sie gingen hinaus und fragten, was dieser Auflauf zu bedeuten habe. Die Befragten zeigten daraufhin auf den wolkenlosen Himmel, der von den dichtgedrängten Sternhaufen und flammenden Gasnebeln erhellt wurde wie von einem Vollmond.
Hoch oben in der Luft konnte man vor dem galaktischen Hintergrund die Umrisse zweier seltsamer Objekte ausmachen. Das eine bestand aus zwei kugelförmigen Gebilden, die übereinander hingen. Obwohl die Beobachter am Boden keine Verbindung zwischen ihnen erkennen konnten, hatten sie aufgrund der Tatsache, daß sie sich mit gleicher Geschwindigkeit fortbewegten, den Eindruck, als ob sie zusammengehörten. Schließlich sagte eine
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