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Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
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könne keinen anderen Mann lieben, weder auf der Erde noch im Himmel? Nicht etwa, daß diese Welt der Himmel wäre. Was würde ich zu ihr sagen? Hallo, Isabel, es ist lange her? Was hast du die ganze Zeit…
    Nein, ich würde weglaufen, wie ein Feigling. Mich verstecken. Obwohl…
    Und hier ist der Eingang zum Maschinenraum. Hat Podebrad heute nacht Dienst? Wenn ja, was soll ich dann tun? Ich kann mich ihm erst dann entgegenstellen, wenn wir die Quellen des Flusses erreicht haben.
    Da geht eine Gestalt durch den Nebel. Kaum erkennbar. Ein Agent der Ethiker? Oder X, der Abtrünnige? Ist er es, der hier herumschleicht? Er ist überall und nirgends und so schwer zu fassen wie das Konzept von Zeit und Ewigkeit oder Nichtigkeit und Bedeutsamkeit.
    Ich sollte >Wer da?< rufen. Aber er – sie – ist bereits verschwunden.
    Als ich mich im Stadium zwischen Schlaf und Erwachen, zwischen Tod und Wiederauferstehung befand, habe ich Gott geschaut. >Dein Fleisch steht in meiner Schuld<, sagte Er, ein bärtiger, alter Gentleman in der Kleidung eines Mannes aus dem Jahr 1890. In einem anderen Traum hatte Er gesagt: >ZahI endlich dafür!<
    Wofür soll ich zahlen? Und wie hoch ist der Preis?
    Ich habe niemanden um mein Fleisch gebeten. Ich habe nicht danach verlangt, geboren zu werden. Das Fleisch und das Leben sollten gratis sein.
    Ich hätte ihn hinhalten sollen. Ich hätte ihn fragen sollen, ob ein Mensch über einen freien Willen verfügt oder ob all seine Handlungen und Nichthandlungen vorherbestimmt sind. Ich hätte ihn fragen sollen, ob es ein allgemeines Kursbuch für die Menschen gibt, worin steht, soundso wird um zehn Uhr zweiunddreißig da und dort eintreffen und um zehn Uhr vierzig von Gleis 12 aus weiterfahren. Wenn ich ein Zug auf seinen Gleisen bin, dann bin ich für das, was ich tue, nicht verantwortlich. Ich bin jenseits von Gut und Böse. Es gibt überhaupt kein Gut und Böse. Wenn es keinen freien Willen gibt, können auch sie nicht existieren.
    Aber er hätte sich nicht aufhalten lassen. Außerdem – hätte ich seine Erklärung von Tod und Unsterblichkeit, Vorherbestimmung und Zufall verstehen können?
    Der menschliche Geist kann derlei Dinge nicht erfassen. Und da er das nicht kann, gebührt Gott die Schuld dafür – wenn es ihn überhaupt gibt.
    Als ich das Sind-Gebiet in Indien erforschte, wurde ich zum Sufi – zu einem Sufi-Meister. Aber als ich sie in Sind und Ägypten beobachtete und feststellte, daß sie schließlich behaupteten, Gott zu sein, kam ich zu dem Schluß, daß ihr extremer Mystizismus sehr eng mit gewöhnlichem Irrsinn verwandt war.
    Nur ed-Din el-Musafir, der auch ein Sufi ist, sagt, daß ich nichts verstehe. Erstens gäbe es falsche oder verblendete Sufis, die alles mißverstehen, und zweitens meine ein Sufi, der behauptet, Gott zu sein, dies nicht im wörtlichen Sinn. Er meint, daß er mit Gott eins geworden ist, aber nicht Gott selbst darstellt.
    Großer Gott! Ich will sein Herz durchdringen und in den Mittelpunkt aller Mysterien vorstoßen. Ich bin ein lebendiges Schwert, aber ich habe bisher immer nur mit der stumpfen Seite meiner Klinge angegriffen, nie mit der scharfen. Und es ist die scharfe, die tödlich ist, nicht die andere. Von nun an werde ich die scharfe Seite sein.
    Und trotzdem, wenn ich einen Weg durch dieses magische Labyrinth finden will, brauche ich einen Faden, dem ich folgen kann, bis ich dem Ungeheuer, das in seinem Herzen lebt, gegenübertreten kann. Wo ist dieser Faden? Keine Ariadne, mein eigener Theseus, so wie… Warum ist mir dieser Gedanke nicht schon früher gekommen? – Das Labyrinth bin ich!
    Das stimmt nicht ganz, wie? Immer endet es mit einem nicht ganz. Aber was den Menschen – und manchmal die Götter – angeht, so ist ein Beinahe-Treffer manchmal ebenso gut wie ein direkter. Je größer die explodierende Bombe, desto weniger Gedanken braucht man sich über einen Treffer zu machen.
    Und dennoch taugt ein Schwert erst dann etwas, wenn es richtig ausbalanciert ist. Man hat über mich gesagt – und das kann Frigate, der Belesene, bezeugen –, daß ich ein Mensch gewesen bin, in dem die Natur Amok lief, daß ich nicht nur über eins, sondern über dreißig außergewöhnliche Talente verfüge. Andererseits sei ich unausgeglichen und ziellos gewesen. Ich war wie ein Orchester ohne Dirigent, ein seetüchtiges Schiff ohne Kompaß. Das deckt sich mit meiner eigenen Ansicht: Ich bin ein Lichtstrahl ohne Brennpunkt.
    Wenn ich nicht der erste sein kann, der

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