Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
Vom Netzwerk:
etwas tut, tue ich es gar nicht.
    Es ist das Anormale, das Perverse und Barbarische in den Menschen, nicht das Göttliche in ihrer Natur, das mich fasziniert.
    Obwohl ich ein gebildeter Mann bin, habe ich nie verstehen können, daß Weisheit mit Wissen nur wenig und Literatur mit Bildung gar nichts zu tun hat.
    Die anderen waren auf dem falschen Weg! Und wenn sie einmal recht hatten, dann nie wieder!«
    Burton schlich weiter und weiter und suchte nach etwas, das ihm unklar war. Er passierte einen matt erleuchteten Korridor und hielt an einer Tür inne. In dem dahinterliegenden Raum mußten sich Loghu und Frigate befinden – wenn sie nicht gerade im Großen Salon tanzten. Sie waren wieder beisammen, nachdem sie sich in den vergangenen vierzehn Jahren mit zwei oder drei anderen Geliebten vergnügt hatten. Loghu hatte ihn lange Zeit nicht sehen wollen, aber schließlich hatte Frigate sie wieder herumgekriegt – auch wenn es vielleicht der andere Frigate war, den sie immer noch liebte – und jetzt teilten sie das gleiche Quartier. Schon wieder.
    Er ging weiter und sah, undeutlich beleuchtet von der kleinen Lampe über dem Ausgang, eine schattenhafte Gestalt. X? Ein anderer, der an Schlaflosigkeit litt? Sein Alter ego?
    Er ging hinaus und sah den Wachen zu, die an Deck hin und her gingen. Wächter, was ist das für eine Nacht? Was für eine ist es?
    Und weiter. Wo bist du gewesen? Ich bin herumgelaufen, nicht über diese gigantische Welt, sondern über den zwergenhaften Kosmos, den dieses Schiff darstellt.
    Alice hielt sich wieder in seiner Kabine auf. Sie hatte ihn vor knapp vierzehn Jahren verlassen und war zweimal zurückgekehrt. Diesmal würden sie für immer zusammenbleiben. Vielleicht. Aber er freute sich, daß sie wiedergekommen war.
    Burton betrat das Landedeck und sah das matte Licht, das aus dem Kontrollraum zu ihm herausdrang. Die große Uhr schlug vierzehnmal. Es war zwei Uhr nachts.
    Es war Zeit, ins Bett zurückzugehen und den Versuch zu wagen, die Zitadelle des Schlafs erneut zu erstürmen.
    Er musterte die Sterne, und während er dies tat, kam aus dem Norden ein kalter Wind und vertrieb zeitweise den das Oberdeck einhüllenden Nebel. Irgendwo im Norden, inmitten des kalten, grauen Nebels, lag der Turm. Und darin hielten sich die Ethiker auf – oder hatten sich aufgehalten, jene Wesenheiten, die geglaubt hatten, sie besäßen das Recht, die Toten ohne deren Einwilligung dem Leben zurückzugeben.
    Besaßen sie die Schlüssel zur Lösung der Rätsel? Sicher konnten sie nicht alle lösen. Die Geheimnisse des Daseins, der Schöpfung, die von Raum und Unendlichkeit und von Zeit und Ewigkeit würden niemals gelöst werden.
    Oder doch?
    Gab es irgendwo tief unter dem Turm eine Maschine, die das Metaphysische ins Physische umwandelte? Der Mensch konnte zwar mit dem Physischen fertig werden, aber was war, wenn er die Natur des Dahinterliegenden nicht durchschaute? Aber obwohl er noch immer nichts über die wahre Natur der Elektrizität wußte, hatte er sie sich für seine Zwecke nutzbar gemacht.
    Burton drohte dem Norden mit der Faust und ging zu Bett.

ABSCHNITT 6
Auf der >Nicht vermietbar<: Vernünftige Einsichten

16
    Am Anfang hatte Samuel Clemens dazu geneigt, Cyrano de Bergerac so weit wie möglich aus dem Wege zu gehen. Obwohl dem cleveren Franzosen dies natürlich nicht verborgen blieb, schien er sich nichts daraus zu machen. Wenn er Sam sein Verhalten übelnahm, zeigte er es jedenfalls nicht. Wie immer lächelte und lachte er. Er war freundlich und zeigte niemandem die kühle Schulter. Er benahm sich, als stünde er in Clemens’ Gunst und als gäbe es keinen Grund für ein anderes Verhalten.
    Nach einer Weile – die mehrere Jahre dauerte –, begann Sams Wut auf den Mann, der der Geliebte seiner irdischen Frau gewesen war, abzukühlen. Sie hatten viel gemeinsam: Sie interessierten sich für Menschen und Maschinen, liebten Literatur, hatten eine ausgesprochene Schwäche für Geschichte, haßten Heuchelei und Selbstgerechtigkeit, verabscheuten die boshaften Züge aller Religionen und waren überzeugte Agnostiker. Obwohl Cyrano im Gegensatz zu Sam nicht aus Missouri kam, teilte er mit ihm die Neugier gegenüber allem Neuen.
    Des weiteren war Cyrano eine Bereicherung jeder Party, obwohl er nie versuchte, in einer Konversation zu dominieren.
    Und so kam es eines Tages, daß Sam mit Mark Twain, seinem Alter ego, ein Zwiegespräch hielt und sich in der Abgeschiedenheit seiner privaten Zimmerflucht über

Weitere Kostenlose Bücher