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Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
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Clemens, wennschon nicht eins mit dem Universum, so doch ein Bestandteil desselben. Und einen Augenblick lang glaubte er sogar an Gott.
    Und im gleichen Augenblick wurden aus Samuel Clemens und Mark Twain, die ein und denselben Körper bewohnten, ein Einzelwesen.
    Dann explodierte die erregende Vision, zog sich zusammen, verpuffte und kehrte in ihn zurück.
    Er lachte. Einige Sekunden lang hatte er eine Ekstase erfahren, die sogar die eines Geschlechtsverkehrs übertraf. Dann hatte der Gedanke an sein Schicksal und das der Menschheit ihn der Wirklichkeit zurückgegeben.
    Nun befand er sich wieder in sich selbst, und das Universum war draußen.
    Er kehrte in den Kontrollraum zurück. Erin, der schwarze Steuermann, schaute zu ihm auf und sagte: »Sie sind den Geistern begegnet.«
    »Sieht man mir das an?« sagte Sam. »Aber es stimmt.«
    »Was haben sie Ihnen gesagt?«
    »Daß ich nichts und alles bin. Aber irgendwann einmal habe ich einen Dorftrottel das gleiche sagen hören.«

ABSCHNITT 5
Burtons Selbstgespräch

15
    Spät in der Nacht, während der ausnahmsweise dicke und hohe Nebel sogar das Ruderhaus einhüllte, streifte Burton herum.
    Da er keinen Schlaf finden konnte, begab er sich überall und nirgends hin. Er war zu keinem bestimmten Ort unterwegs, sondern befand sich lediglich auf der Flucht vor sich selbst.
    »Ich will verdammt sein! Ständig versuche ich, vor meinem eigenen Ich davonzulaufen! Wenn ich auch nur die Gewitztheit einer Kuh besäße, würde ich bleiben und mich ihm stellen. Aber da er mich besiegen und niederringen kann, dieser Jakob meines Engels… Und doch… bin ich auch er. Mein Nasenbein ist gebrochen, nicht mein Oberschenkel, ich bin ein automatenhafter Jakob, ein mechanischer Engel, ein Roboterteufel. Die Leiter, die zum Himmel führt, lehnt immer noch am Fenster, aber ich kann sie nicht wiederfinden.
    Das Schicksal beruht auf Zufällen. Nein, gar nicht wahr. Ich mache es mir selbst. Das heißt, ich nicht. Das Ding, das mich antreibt, der Teufel, der mich reitet. Er wartet grinsend in einer dunklen Ecke, und wenn ich die Hand ausstrecke, um den Preis an mich zu nehmen, macht er einen Sprung und reißt ihn mir weg.
    Mein unkontrollierbares Temperament. Das Ding, das mich provoziert, das kichert und lacht und dann wegläuft und sich versteckt, um am nächsten Tag wiederaufzutauchen.
    Ah, Richard Francis Burton, Raufbold-Dick, Nigger-Dick, so nannten sie mich in Indien. Sie! Die Durchschnittsmenschen, die Roboter, die – ohne links und rechts zu schaun – nur den Gleisen von Viktorias Eisenbahn entlangliefen… Sie hatten kein Interesse an den Eingeborenen, vögelten nur deren Frauen, um sie dann davonzujagen wie lästige Tiere, fraßen und soffen die besten Sachen und versuchten, wenn sie konnten, ihr Glück zu machen. Sie konnten nicht einmal nach dreißig Jahren im Dienst der Krone die Sprache der Eingeborenen sprechen. Sie hielten das Land für den größten Edelstein des Imperiums. Ein Edelstein, hah! Ein stinkendes Pestloch! Cholera und so weiter! Die schwarze Pest und alles, was dazugehörte! Hindus und Moslems, die hinter dem Rücken des feinen Sahibs lachten! Die Engländer konnten nicht mal richtig ficken. Die Eingeborenenfrauen lachten sie aus und gingen, wenn der feine Sahib sich einen abgeschlafft hatte und gegangen war, zu ihren schwarzen Geliebten, um sich Befriedigung zu verschaffen.
    Ich habe die Regierung gewarnt, zwei Jahre bevor es passierte. Ich wies sie auf die Sepoy-Meuterei hin, und sie haben mich ausgelacht! Mich, den einzigen Europäer in Indien, der die Hindus und die Moslems kannte!«
    Auf der obersten Plattform der großen Treppe hielt er inne. Irgendwo gingen Lichter aus, und die Geräusche eines Zechgelages durchdrangen die Vorhänge, ohne sie zu bewegen. Es gab keine Vorhänge, die ein Atemzug zum Flattern bringen konnte.
    »Arrgh! Verflucht sollen sie sein! Sie lachen und flirten, obwohl der Untergang sie erwartet. Die Welt bricht auseinander. Der Reiter auf dem schwarzen Kamel erwartet sie an der nächsten Flußbiegung. Narren, allesamt! Wie ich.
    Und auf diesem Narrenschiff schlafen irgendwo Männer und Frauen, die sich, wenn sie wach sind, gegen mich verschwören, so wie sie sich verschwören gegen alle Erdenmenschen. Nein. Wir sind allesamt Kinder dieses Universums. Bürger des Kosmos. Ich spucke über die Reling. In den Nebel hinein. Der Fluß strömt unter mir dahin. Er erhält jenen Teil von mir, der nie wieder etwas anderes sein wird als Wasser. H

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