Farmer, Philip José - Flusswelt 04
der engen Fahrrinne kaum verfehlen.
Des weiteren konnte John, wenn er wirklich in der Bucht ankerte, seine Leute dem Einfluß der pazifistischen Chancisten entziehen.
Die Spekulationen, die Göring über Johns Gedanken anstellte, waren richtig. Nach einem Tagesbesuch bei La Viro ließ John die Anker der Rex lichten und brachte das Schiff durch die Verengung. In der bewußten Bucht ging man dann erneut vor Anker und baute ein schwimmendes Dock, das vom Ufer bis tief ins Wasser hineinreichte. Von Zeit zu Zeit kamen John und seine Offiziere – oder auch letztere allein – in einem Beiboot nach Aglejo. Obwohl man sie des öfteren einlud, über Nacht zu bleiben, taten sie dies nie.
John versicherte La Viro, daß er nicht daran interessiert sei, den See zu einem Schlachtfeld zu machen.
La Viro bat ihn, als Parlamentär fungieren und einen ehrenhaften Frieden mit Clemens aushandeln zu dürfen.
Während der beiden ersten Treffen mit La Viro weigerte John sich, diesem Vorschlag zuzustimmen. Dann, als sie sich zum drittenmal trafen, überraschte er Göring damit, daß er zustimmte.
»Ich glaube dennoch, daß wir damit nichts als Zeit und Mühe verschwenden«, sagte John. »Clemens ist von einer fixen Idee besessen. Ich bin sicher, daß er nur an zwei Dinge denken kann: Wie er sein Schiff zurückkriegen und mich umbringen kann.«
La Viro war glücklich, daß John wenigstens einen Versuch machen wollte. Hermann konnte seine Freude allerdings nicht teilen, denn Johns Worte und Taten waren selten miteinander identisch.
Obwohl La Viro den König fortgesetzt darum bat, lehnte John es ab, Missionare auf sein Schiff kommen und über die Kirche reden zu lassen. Er ließ sogar bewaffnete Wachen am Ende des Klippenpfades aufstellen, um zu verhindern, daß sie ihm auf den Pelz rückten. Seine Entschuldigung für dieses Verhalten bestand natürlich aus dem Argument, daß er verhindern wolle, von Clemens’ Truppen überfallen zu werden. Als La Viro ihm klarzumachen versuchte, daß er kein Recht habe, friedlichen Leuten die Benutzung des Pfades zu verwehren, erwiderte John, daß er kein Papier unterschrieben habe, in dem er sich dazu bereit erkläre, ihn jedermann zur Verfügung zu stellen. Der Pfad befinde sich nun einmal unter seiner Kontrolle, deswegen sei er auch in der Lage, zu bestimmen, wer ihn benutzen dürfe und wer nicht.
Drei Monate vergingen. Hermann wartete auf eine Gelegenheit, Burton und Frigate beiseite zu nehmen, wenn sie nach Aglejo kamen. Ihre Besuche waren sehr unregelmäßig, und wenn sie schon kamen, konnte er sie nie allein erwischen.
Eines Morgens wurde Hermann zum Tempel gerufen. La Viro setzte ihn über den neuesten Stand der Dinge in Kenntnis. Über Trommelfunk waren neue Nachrichten eingetroffen: Die Nicht vermietbar würde in zwei Wochen in Aglejo einlaufen. Göring sollte das Schiff an der gleichen Stelle erwarten, an der er an Bord der Rex gegangen war.
Obwohl Clemens sich ihm gegenüber in Parolando nicht gerade freundlich verhalten hatte, war er auch nicht eben mörderisch gewesen. Als Göring die Treppe zum Ruderhaus hinaufstieg, stellte er überrascht fest, daß der Anblick Clemens’ und des gigantischen Titanthropen Joe Miller sein Herz erwärmte. Außerdem erkannte der Amerikaner ihn schon wenige Sekunden, nachdem er sich vorgestellt hatte. Joe Miller behauptete, er habe ihn in der ersten Sekunde an seinem Geruch erkannt.
»Und daf«, sagte Miller, »obwohl du heute anderf riechft alf früher. Du riechft heute beffer alf damalf.«
»Vielleicht ist es der Geruch der Heiligkeit«, sagte Hermann lachend.
Clemens grinste und sagte: »Haben Tugenden und Laster ihre eigenen Gerüche? Nun, warum nicht? Wie rieche ich eigentlich nach vierzig Jahren auf der Achse, Joe?«
»Fo ähnlich wie alte Pantherpiffe«, versicherte Joe.
Obwohl ihr Zusammentreffen natürlich wenig Ähnlichkeit mit der Wiederbegegnung alter Kumpane hatte, konnte Göring sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie sich über das Wiedersehen ebenso freuten wie er. Vielleicht huldigten sie irgendeiner Art perverser Nostalgie. Möglicherweise spielten auch einige Schuldgefühle dabei mit. Vielleicht fühlten sie sich für das, was in Parolando mit ihm passiert war, verantwortlich. Das brauchten sie natürlich nicht, denn schließlich hatte Clemens sein Bestes getan, um ihn, bevor ihm etwas zustieß, zum Verlassen des Staates zu bewegen.
In kurzen Worten erzählten sie ihm, was seit ihrer letzten Begegnung geschehen war. Auch
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