Farmer, Philip José - Flusswelt 05
nicht wissen, was sie tun sollten. Sie würden nicht einmal wissen, daß sie überhaupt etwas tun sollten.
»Außerdem«, sagte Burton, »bleibt die nagende Besorgnis bestehen. Kann der Unbekannte in den Robotern und Androiden einen Kanal freimachen, durch den er unsere Befehle widerrufen kann?«
»Genau darüber denkt er im Augenblick wahrscheinlich nach«, sagte Alice. »Wenn er uns beobachtet, kann er alles voraussehen, was wir unternehmen.«
Sie erschauerte.
»Meine Antwort auf deinen Einwand«, sagte Frigate zu Burton, »wäre, daß wir in den Nervensystemen der Androiden ein paar Modifikationen vornehmen könnten. Wir könnten sie zum Teil mechanisch machen. Ich meine damit, wir könnten sie mit mechanischen Gerätschaften versehen. Zum Beispiel mit einem Schloß oder einer Safekombination, die unsere Befehle mechanisch weitergibt… in diesem Fall vielleicht elektrisch überträgt.
Wir könnten die Kombinationen einstellen, nachdem wir vom Computer das Grundgerät erhalten haben. So kann weder der Computer noch der Schnark kontrollieren, was wir tun. Und… oh, zum Teufel! Der Schnark könnte trotzdem einen Neuronenkomplex in die Androiden einbauen. Einen solchen, den man mit Funk oder anderswie dazu bewegen könnte, den Kombinationsbefehl außer Kraft zu setzen.«
»Es ist nun einmal eine Tatsache«, sagte Nur, »daß wir uns in der Gewalt des Schnark befinden. Er muß uns nicht angreifen. Er braucht lediglich unsere Energieversorgung lahmzulegen, dann werden wir verhungern. Wenn er das vorhätte, hätte er es schon längst getan. Er hat es aber nicht getan, daher können wir davon ausgehen, daß er es auch nicht tun wird. Er hat unseren Möglichkeiten in der Computerbenutzung zwar gewisse Grenzen gesetzt, hat uns aber auch beträchtliche Machtbefugnisse gelassen. Es gibt gewisse Dinge, die er uns nicht zugestehen will. Ansonsten kümmert er sich einfach nicht um uns. Wir sind ihm gleichgültig.«
»Die Frage - eine der Fragen - ist: Warum?«
»Wir können sie nicht beantworten. Er wird sie selbst beantworten müssen, sollte es dazu kommen«, sagte Frigate.
»Richtig«, sagte Nur. »Während ihr geschlafen habt, habe ich den Computer den geheimen Eingang suchen lassen, den Loga vor langer Zeit geschaffen hat. Den Eingang, den wir benutzten, um in den Turm zu steigen, nachdem wir die Berge überquert und mit dem Boot zum Turmfundament gekommen sind. Ich wollte den Computer den Eingang öffnen lassen, denn mir fiel ein, daß der Unbekannte vielleicht will, daß wir den Turm verlassen und ins Tal zurückkehren. Ganz offensichtlich will er nicht, daß wir die Flugzeuge benutzen.
Aber als ich den Computer anwies, die Geheimtür zu öffnen, blieb sie verschlossen.
Also wünscht der Unbekannte nicht, daß wir den Turm verlassen.
Vielleicht wird die Zeit kommen, da er wünscht, daß wir gehen. Sollte dieser Fall eintreten, wird er einen Ausgang für uns öffnen. Bis dahin sind wir Gefangene. Aber unser Gefängnis ist unermeßlich groß und hat gewiß mehr Schätze anzubieten als die Erde, auf der wir lebten, oder die Flußwelt. Die Schätze sind physikalischer, geistiger, moralischer und geistlicher Natur. Ich schlage vor, wir finden heraus, um welche Schätze es sich handelt und wie wir sie nutzen können. Fangen wir an! Wir können nicht in dieser Zimmerflucht eingepfercht bleiben.
Zwischenzeitlich werden wir natürlich versuchen, uns eine Möglichkeit auszudenken, wie wir die übergeordneten Befehle des Unbekannten durch Befehle außer Kraft setzen können. Was der eine errichtet, kann der andere niederreißen. Der Unbekannte ist kein Gott.«
»Willst du damit sagen, wir sollten in unsere Wohnungen zurückkehren und dort leben, als gäbe es den Unbekannten nicht?« fragte Burton.
»Ich will damit sagen, wir sollten das eng begrenzte Gebiet, unser kleines Gefängnis verlassen und ins größere Gefängnis hinausgehen. Schließlich war auch die Erde ein Gefängnis. Und das Flußtal. Aber wenn man sich in einem Gebiet aufhält, das groß genug ist, um einem die Illusion von Freiheit zu geben, hält man sich nicht mehr für einen Gefangenen. Der halbfreie Mensch ist der, der sich für frei hält. Der wirklich freie Mensch ist der, der genau weiß, was er in seinem Gefängnis bewirken kann - und es auch bewirkt.«
»Die Weisheit eines Sufi«, sagte Burton lächelnd, jedoch mit einem Schnauben in der Stimme. »Wir erscheinen doch wirklich ziemlich lächerlich, nicht wahr? Wir verrennen uns und fragen uns
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