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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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dann, warum wir gerannt sind. Und kommen dann zu dem Schluß, daß wir gar nicht hätten rennen brauchen.«
    »Wir sind dem Instinkt gefolgt«, sagte Nur. »Das war ein Fehler. Wir mußten einen Ort finden, an dem wir in Sicherheit waren. Oder dies wenigstens glauben konnten. Damit wir relativen Seelenfrieden finden konnten, um unsere Lage zu überdenken.«
    »Die sich jedoch nicht als Seelenfrieden erwies. Nun, ich fühle mich tatsächlich besser. Ich komme mir nicht mehr unbedingt wie ein Gefangener vor. Und die aufgestapelten Möbelstücke stören mich. Reißen wir sie nieder.«
    »Bevor wir das tun, muß ich euch etwas sagen«, warf Frigate ein.
    Burton, der schon zur Tür gegangen war, blieb stehen und drehte sich um.
    »Nur war nicht der einzige, der ein paar unabhängige Nachforschungen betrieben hat«, sagte Frigate. »Wie ihr wißt, kann Monat wegen Logas Befehl, den der Schnark noch bekräftigt hat, nicht wiederbelebt werden. Monats Körperaufzeichnung ist aber noch vorhanden. Ich habe den Computer angewiesen, sein Wathan im Schacht ausfindig zu machen. Die Antwort war, es sei zwar dort gewesen, wäre jetzt jedoch verschwunden. Ihr wißt, was das bedeutet. Monat ist Vorangeschritten.«
    Tränen strömten über Burtons Gesicht, und mit der Trauer kam die Überraschung, daß er überhaupt Trauer empfand. Er hatte bis zu diesem Moment nicht gewußt, was Monat ihm wirklich bedeutete. Der seltsam aussehende, offenbar nicht von der Erde stammende Monat war einer der ersten Menschen gewesen, denen er nach seiner ersten Auferstehung begegnet war. Monat hatte Burton lange Zeit im Tal begleitet und ihn durch sein Mitgefühl und seine Weisheit beeindruckt. Er war ihm warmherzig erschienen. Trotz seiner äußeren Andersartigkeit war er völlig menschlich gewesen; das heißt so, wie Menschen im Idealfall eigentlich sein sollten.
    Irgendwie war Burton dazu gekommen, in Monat eine Vaterfigur zu sehen, ein Wesen, das stärker und weiser war als er, ein Lehrer, ein Aufzeiger des richtigen Weges. Und nun war Monat für immer von ihm gegangen.
    Warum vergoß er Tränen und war bekümmert? Er sollte glücklich sein, wunderbar glücklich, da Monat das Stadium erreicht hatte, in dem er das ihn behindernde Fleisch nicht mehr erdulden mußte.
    Weinte er, weil er einen gewissen Verlust verspürte? Hatte er tief im dunklen Unterbewußtsein gehofft, daß Monat sich irgendwie von Logas Joch befreien und - kurz gesagt - zu einem Erlöser werden würde? Hatte er damit gerechnet, daß Monat aus den Speichern auferstehen würde wie Jesus aus dem Grabe, wie Arthur aus dem See oder Karl der Große aus seiner Höhle, um die Besiegten und die Bedrängten zu erretten?
    Es war seltsam, solche Gedanken zu haben. Sie mußten irgendwo in seinem Inneren gekreist sein und auf den richtigen Moment gewartet haben, um hervorzukommen.
    Burtons eigener Vater war kein richtiger Vater gewesen, nicht der Mensch, den ein Sohn sich zum Vater wünschte. So hatte Burton Monat sozusagen zu seinem Vater gewählt, vielleicht deswegen, weil er nie wieder einen anderen Erdenmenschen als Vater akzeptieren würde. Monat stammte von einer anderen Welt, war also nicht - wie lautete das richtige Wort? - befleckt? Ein seltsames Wort, das ihm da einfiel.
    Auf jeden Fall war Monat nun für immer außerhalb der Reichweite irgendeines Wesens dieser Welt. Vorangeschritten. Wohin?
    Um seine Tränen zu verbergen, ging Burton zu den Möbelstücken und fing an, sie von der Tür wegzuschleppen. Als die anderen sich zu ihm gesellten, waren seine Augen trocken.
    Er öffnete die Tür und atmete tief ein. Die Luft war draußen nicht frischer als drinnen. Aber sie bot Befreiung an.

6
    Neben ihren Wohnungen befand sich ein Raum, der einen sechzig Meter langen und dreißig Meter breiten Swimmingpool enthielt. Hielt sich niemand in dem Raum auf, war er dunkel, aber sobald ihn auch nur ein einziger betrat, schalteten die Hitzedetektoren das Licht ein. Das Licht war eine simulierte Sonne im Zenit eines wolkenlosen, blauen Himmels. Die Wände zeigten einen Wald, der den Pool umgab, und weit im Hintergrund schneebedeckte Berge. Auch wenn man fünfundzwanzig Zentimeter von der Wand entfernt stand, erschienen einem die Bäume als echt. Vögel, die ebenso real wirkten wie die Bäume, flogen von Ast zu Ast oder ließen sich auf ihnen nieder, und ihre Lieder waren überaus angenehm. Gelegentlich nahmen die Schwimmer zwischen den Bäumen ein Kaninchen oder einen Fuchs wahr, und dann und wann auch

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