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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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glücklichen, sind vielleicht nur imstande, freien Willen zu praktizieren, weil die Gene es ihnen ermöglichen. So ist selbst der freie Wille von genetischen Determinismen abhängig.«
    »Ich kann es dir ja jetzt sagen, und vielleicht hätte ich es dir schon eher sagen sollen«, meinte Frigate, »aber ich habe den Computer gefragt, ob die Ethiker über freie Willensentscheidungen und Determinismus geforscht haben. Nicht in philosophischem, sondern in wissenschaftlichem Sinn. Der Computer erwiderte, er habe eine gewaltige Menge an Daten, da die ersten Ethiker, das Volk, das dem Volk Monats vorausging, wie auch Monats Volk und dessen Nachfolger, die auf der Gartenwelt wiedererweckten Erdenkinder, über dieses Thema gearbeitet hätten. Ich hatte noch nicht die Zeit, mir alle Daten oder auch nur einen kleinen Teil davon anzusehen. Hätte ich sie gehabt, hätte ich wahrscheinlich nicht viel verstanden. Ich bat um eine Zusammenfassung der Schlußfolgerungen. Der Computer erwiderte, das Projekt sei noch nicht abgeschlossen, aber er würde mir die bisherigen Resultate geben.
    Die Ethiker haben schon vor langer Zeit sämtliche Chromosomen katalogisiert, ihre genauen Funktionen beschrieben und die gegenseitige Beziehung zu und mit den Genen analysiert, die individuellen und übergreifenden Eigenschaften ermittelt. Daher konnten sie bei unserer Wiedererweckung auch unsere fehlfunktionierenden Gene durch gesunde ersetzen. Wir sind in perfektem körperlichen, chemischen und elektrischen Zustand auferstanden. Von da an waren alle Mängel psychologischer Natur. Natürlich wurde unsere psychische und soziale Konditionierung nicht beseitigt. Wer sie loswerden wollte, war einzig und allein auf sich selbst angewiesen. Er mußte die freie Willenskraft einsetzen, wenn er überhaupt eine hatte oder sie einsetzen wollte.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?« fragte Burton.
    »Sei mir nicht böse. Ich wollte nur, daß du deine Meinung zum Ausdruck bringst, damit ich dir die Wahrheit zeigen konnte.«
    »Du wolltest, daß ich mich auf einen dünnen Ast begebe, damit du ihn dann abschneiden kannst.«
    »Warum nicht?« sagte Frigate lächelnd. »Du bist ein dermaßen übermächtiger Redner und so doktrinär, dogmatisch und voreingenommen, daß… nun, daß ich dachte, ich könnte dich mal dazu bringen, richtig zuzuhören, statt das Gespräch zu beherrschen.«
    »Wenn es dir hilft, dein Ressentiment loszuwerden«, sagte Burton ebenfalls lächelnd. »Es gab eine Zeit, da wäre ich sehr wütend auf dich geworden. Aber auch ich habe mich geändert.«
    »Ja, aber ich werde eines Tages dafür bezahlen müssen.«
    »Nein, wirst du nicht«, sagte Burton. »Ich lerne diese Lektion aus freiem Willen. Ich werde sie mir merken und sie schätzen.«
    »Wir werden sehen. Auf jeden Fall…«
    »Die Schlußfolgerungen!«
    »Ich versuche, sie allgemeinverständlich auszudrücken. Wir sind keine völligen Roboter, wie Sam Clemens und dieser Schriftsteller, von dem ich dir erzählte, Kurt Vonnegut, behaupteten. Sie vertraten die Meinung, unser Verhalten und unsere Gedanken seien gänzlich von den Ereignissen der Vergangenheit und von den Chemikalien unseres Körpers bestimmt. Clemens’ Theorie besagte, daß alles, was sich in der Vergangenheit ereignet hat, alles Gegenwärtige bestimmen würde. Die Geschwindigkeit und der Winkel, mit dem das erste Atom am Anfang unseres Universums gegen das zweite Atom prallte, setzte in dieser besonderen Richtung eine Ereigniskette in Bewegung. Wir waren das Ergebnis dieses allerersten Zusammenstoßes. Wäre das erste Atom in einem anderen Winkel und mit anderer Geschwindigkeit gegen das zweite geprallt, wären wir anders. Vonnegut sagte nichts dergleichen, sondern behauptete, daß wir wegen etwas, das er >falsche Chemikalien< nennt, so und nicht anders handeln und denken.
    Sowohl Clemens als auch Vonnegut lästerten gegen das Böse, ignorierten aber die Tatsache, daß ihre eigene Philosophie den Übeltätern die Schuld an ihrem Übel absprach. Ihrer Auffassung zufolge kann man ja nicht anders handeln, als man nun einmal handelt. Warum schrieben sie also so viel über Übeltäter und verdammten sie, wenn der Übeltäter doch gar keine Schuld trägt? Können Mörder zur Verantwortung gezogen werden, tragen die Reichen Schuld, daß sie die Armen ausbeuten, können die Armen dafür, daß sie sich ausbeuten lassen, kann der Kinderschänder für seine Brutalität zur Verantwor-tung gezogen werden; der Puritaner für seine

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