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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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macht die denn hier?
    Alicia ist Kontakterin bei Brandon Communications -Lukes PR-Firma -, und wir haben uns noch nie besonders gut verstanden. Unter uns gesagt: Ich finde, sie ist eine dumme Kuh und ich hätte gar nichts dagegen, wenn Luke sie feuern würde. Vor ein paar Monaten ist sie fast gefeuert worden - und das hatte sie irgendwie mir zu verdanken. (Damals war ich Finanzjournalistin und ich hatte einen Artikel geschrieben... ach, nein, das führt jetzt zu weit.) Aber letztendlich hat sie nur einen scharfen Verweis bekommen, und seitdem hat sie sich mächtig am Riemen gerissen.
    Woher ich das weiß? Na ja, ich plaudere hin und wieder mit Lukes Assistentin Mel - ein absolutes Goldstück. Sie hält mich immer auf dem Laufenden mit dem Bürotratsch. Und Mel hat mir neulich erst erzählt, dass sie den Eindruck hat, Alicia hätte sich verändert. Nicht, dass sie netter geworden wäre, nein. Aber sie würde härter arbeiten. Sie nervt Journalisten so lange, bis die in ihren Artikeln bestimmte Kunden erwähnen, und ist oft noch spät am Abend im Büro und sitzt am Computer. Erst vor ein paar Tagen hat sie Mel um eine vollständige Liste aller Firmenkunden gebeten, komplett mit Namen der Kontaktperson, um sich mit jedem einzelnen vertraut machen zu können. Mel hat auch gesagt, dass Alicia anscheinend daran arbeitet, befördert zu werden, und ich fürchte, da hat sie Recht. Das Dumme mit Luke ist nämlich, dass er eine etwas eingeschränkte Sichtweise hat. Er sieht nur, wie viel und wie hart jemand arbeitet und zu welchen Ergebnissen das führt - nicht aber, ob dieser Jemand eine blöde Kuh ist oder nicht. Ich schätze daher, dass sie ihre Beförderung bekommen und noch unerträglicher werden wird.
    Als ich sie hereinkommen sehe, will ich einerseits wegrennen, andererseits aber wissen, was sie hier macht. Und noch bevor ich mich entscheiden kann, was ich mehr will, hat sie mich entdeckt und zieht kaum merklich eine Augenbraue hoch. Und in dem Augenblick fällt mir mit Grausen ein, wie ich aussehe in meinem abgeschmackten, alten grauenT-Shirt, das ehrlich gesagt überhaupt nicht wie ein Kleid aussieht, mit zerzausten Haaren und hochrotem Gesicht vom vielen Lavendelhonig-Schleppen. Und sie steckt in einem makellosen weißen Kostüm.
    »Rebecca!«, ruft sie und hält sich pseudobestürzt die Hand vor den Mund. »Sie dürfen gar nicht wissen, dass ich hier bin! Tun Sie bitte einfach so, als hätten Sie mich nicht gesehen, ja?«
    »Was... was soll das denn heißen?« Ich versuche, nicht ganz so beunruhigt zu klingen wie ich bin. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich schau nur eben schnell rein, um mich den neuen Partnern vorzustellen«, sagt Alicia. »Und meine Eltern wohnen doch nur zehn Kilometer von hier entfernt, wussten Sie das nicht? Da hat sich das förmlich angeboten.«
    »Ah ja«, sage ich. »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Aber Luke hat uns allen strikte Anweisungen gegeben, Sie nicht zu belästigen«, sagt Alicia. »Schließlich sind Sie im Urlaub!«
    Sie sagt das auf eine Weise, dass ich mich vor ihr wie ein Kind fühle.
    »Ach, das macht doch nichts«, erwidere ich tapfer. »Wenn es um etwas so ... Wichtiges wie das hier geht. Luke und ich haben gerade darüber geredet. Beim Frühstück.«
    Ja, gut, das mit dem Frühstück habe ich nur hinterhergeschoben, um sie daran zu erinnern, dass Luke und ich ein Paar sind. Ich weiß, dass das kindisch ist. Aber immer, wenn ich mit Alicia spreche, habe ich das Gefühl, dass wir heimliche Konkurrentinnen sind und dass sie gewinnt, wenn ich mich nicht wehre.
    »Ach ja?«, sagt Alicia. »Wie süß.« Sie kneift die Augen einwenig zusammen. »Und - was halten Sie von dem ganzen Projekt? Sie müssen doch eine Meinung dazu haben?«
    »Ich finde das toll«, sage ich nach einer kurzen Pause. »Wirklich toll.«
    »Es macht Ihnen gar nichts aus?« Sie durchbohrt mich förmlich mit ihrem Blick.
    »Also... eigentlich nicht.« Ich zucke mit den Schultern. »Ich meine, gut, wir wollten Urlaub machen, aber wenn es denn sooo wichtig ist -«
    »Ich meine doch nicht das Meeting«, sagt Alicia und lacht. »Ich meine den ganzen Deal. Die Sache mit New York.«
    Ich mache den Mund auf, um ihr zu antworten - und schließe ihn unverrichteter Dinge wieder. Was für eine Sache mit New York?
    Wie ein Bussard, der eine Schwäche wittert, beugt sie sich mit einem winzigen, gemeinen Lächeln auf den Lippen vor. »Aber das wissen Sie doch sicher, Rebecca, dass Luke nach New York zieht, oder?«
    Ich bin

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