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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Sale...«
    Das halte ich nicht länger aus!
    »Entschuldigen Sie bitte«, sage ich und drehe mich zu den Mädels um. »Ich wollte Sie nicht belauschen, aber - darf ich Sie etwas fragen? Was ist ein Sample Sale?«
    Mit einem Mal ist es in der ganzen Geschenkeinpackabteilung mucksmäuschenstill. Alle sehen mich an, sogar die Dame mit dem silbernen Stift.
    »Sie wissen nicht, was ein Sample Sale ist?«, fragt eines der Mädels in Lederjacke und klingt dabei, als hätte ich gerade gestanden, Analphabetin zu sein.
    »Ahm... nein«, gebe ich zu und erröte. »Nein, ich... weiß es nicht.« Das Mädel zieht die Augenbrauen hoch, fasst in ihre Handtasche, wühlt darin herum und zieht schließlich eine Karte heraus. »Das ist ein Sample Sale.«
    Ich nehme die Karte und während ich sie lese, fängt meine Haut vor Aufregung an zu prickeln.
    Sample Sale
    Designerkleidung, 50-70% reduziert,
    Ralph Lauren, Comme des Gargons, Gucci
    Taschen, Schuhe, Strümpfe, 40-60% reduziert
    Prada, Fendi, Lagerfeld
    »Ist das echt?«, keuche ich, als ich zu Ende gelesen habe. »Ich meine, könnte... könnte ich da auch hingehen?«
    »Ja, klar«, sagt das Mädel. »Das ist echt. Und nur heute.«
    »Nur heute?« Mein Herz fängt panisch an zu klopfen. »Nur einen Tag?«
    »Nur einen Tag«, bestätigt sie mir bierernst. Ich sehe zu ihren Freundinnen, die eifrig nicken.
    »Sample Sales finden ohne große Vorwarnung statt«, erläutert die eine.
    »Und man kann nie wissen, wo. Auf einmal sind sie da, von einem Tag auf den anderen.«
    »Und dann sind sie wieder weg. Verschwunden.«
    »Und dann muss man auf den nächsten warten.«
    Völlig fasziniert sehe ich von einem Gesicht in das andere. Ich komme mir vor wie eine Forscherin, die etwas über einen rätselhaften Nomadenstamm lernt.
    »Also, wenn Sie da noch was abkriegen wollen«, sagt das Mädel in der Lederjacke, tippt auf die Karte und holt mich damit in die Realität zurück, »sollten Sie sich beeilen.«
    So schnell war ich noch nie aus einem Laden heraus. Ich umklammere meine Saks-Fifth-Avenue-Tüte, winke ein Taxi heran, lese dem Fahrer atemlos die Adresse auf der Karte vor und lehne mich dann im Sitz zurück.
    Ich habe keine Ahnung, wohin wir fahren oder an welchen Wahrzeichen wir vorbeikommen - aber das ist mir auch egal. Solange irgendwo ein Ausverkauf für Designerklamotten stattfindet, ist das alles, was ich wissen muss.
    Das Taxi hält, ich bezahle und gebe dem Fahrer ungefähr 50 Prozent Trinkgeld, damit er nicht denkt, ich sei irgendeine geizige englische Touristin. Dann steige ich mit Herzklopfen aus. Doch ich muss gestehen, dass der erste Eindruck nicht besonders viel versprechend ist. Ich stehe in einer Straße mit lauter langweiligen Ladenfronten und Bürogebäuden. Auf der Karte stand, der Sample Sale findet in der Nummer 405 statt, aber als ich die Nummer 405 erreiche, entpuppt sich auch die als ein Bürogebäude. Bin ich denn hier völlig falsch? Ich spaziere ein bisschen die Straße entlang, betrachte die Gebäude - aber ich kann keinen Hinweis auf diesen Sample Sale entdecken. Ich weiß nicht mal, in welchem Stadtteil ich bin.
    Auf einmal ist irgendwie die Luft raus, und ich komme mir richtig blöd vor. Eigentlich wollte ich an einem richtig netten, organisierten Stadtrundgang teilnehmen - und was mache ich stattdessen? Ich bin Hals über Kopf in irgendein mir völlig unbekanntes Viertel gefahren, wo ich bestimmt gleich überfallen werde. Wetten, dass diese ganze Sache mit dem Sample Sale ein einziger Beschiss ist?, denke ich sauer. Mal im Ernst: Designerklamotten 70 Prozent reduziert? Das hätte ich mir wirklich gleich denken können, dass das zu schön ist, um -
    Moment. Kleinen Moment mal eben.
    Da hält nämlich schon wieder ein Taxi. Die Tür geht auf und eine junge Frau in einem Miu-Miu-Kleid steigt aus. Sie guckt auf einen Zettel, geht zielstrebig über den Gehsteig und verschwindet durch die Tür zur Nummer 405. Kurz darauf kommen noch zwei Mädels die Straße entlang - und gehen ebenfalls in die Nummer 405.
    Vielleicht bin ich doch richtig hier.
    Ich drücke die Glastür auf, finde mich in einem schäbigen Foyer mit Plastikstühlen wieder und nicke dem Concierge an seinem Tisch nervös zu.
    »Ahm... Entschuldigen Sie bitte«, spreche ich ihn höflich an. »Ich suche den -«
    »Zwölfter Stock«, sagt er gelangweilt. »Aufzüge sind da hinten.«
    Ich eile in die angezeigte Richtung, lasse einen der etwas betagten Aufzüge kommen und drücke auf die 12. Langsam knarrt

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