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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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und quietscht der Lift nach oben - und je mehr ich mich dem 12. Stock nähere, desto lauter höre ich Stimmengewirr. Der Fahrstuhl macht »Ping!«, die Türen öffnen sich und... Oh Gott! Ist das die Schlange?
    Eine schier endlose Reihe wartender Frauen staut sich vor der Tür am Ende des Flurs. Alle drücken nach vorne und alle haben den gleichen dringenden Blick. Hin und wieder kommt jemand mit einer Einkaufstüte in der Hand aus der Tür heraus - und sofort drängen sich etwa drei neue Kundinnen hinein. Gerade in dem Moment, als ich mich brav hinten anstelle, höre ich es klappern, und als ich mich danach umdrehe, sehe ich, dass eine Frau nur wenige Meter hinter mir eine Tür aufgeschlossen hat.
    »Sie können auch hier hereinkommen«, ruft sie. »Hier ist auch ein Eingang!«
    Die ganze Reihe vor mir wirbelt herum, atmet gleichzeitig erfreut ein - und stürzt dann wie eine Flutwelle auf mich zu. Ich rase auf die Tür zu, um nicht begraben zu werden -und finde mich leicht überwältigt mitten im Sample Sale wieder, während alle anderen sich schon zielstrebig auf die Regale stürzen.
    Ich versuche mich zu orientieren. Überall hängen Klamotten, Tische verschwinden unter Taschen und Schuhen und Tüchern und jungen Frauen, die all das durchwühlen. Ich sichte Stricksachen von Ralph Lauren... einen ganzen Kleiderständer voll mit tollen Mänteln... einen Haufen Prada-Taschen... Hey, das hier ist ein wahr gewordener Traum!
    Die Stimmen um mich herum sind schrill und aufgeregt, und ich schnappe so einige Gesprächsfetzen auf.
    »Den muss ich haben«, sagt ein Mädchen, das sich einen Mantel anhält. »Den muss ich einfach haben.«
    »Okay, weißt du was? Die 450 Dollar, die ich heute ausgebe, lasse ich mir einfach auf meine Hypothek drauf schlagen«, sagt eine andere zu ihrer Freundin, als sie mit Einkaufstüten beladen zur Tür hinausgehen. »Ich meine, was sind schon 450 Dollar verteilt auf dreißig Jahre?«
    »Hundert Prozent Kaschmir!«, kreischt wieder eine andere. »Hast du das gesehen? Und nur 50 Dollar! Davon nehme ich gleich drei.«
    Ich sehe mich in dem hellen, mit Menschen voll gestopften Raum um. Ich beobachte Mädchen dabei, wie sie hin- und herlaufen, die Waren anfassen, Tücher anprobieren, sich zahllose schöne neue Sachen über die Arme hängen. Und mich durchströmt eine wohlige Wärme, als mir klar wird: Dies ist mein Volk. Hier gehöre ich her. Das ist meine Heimat.
    Stunden später komme ich völlig high ins Four Seasons zurück. Ich bin beladen mit einer Unzahl von Einkaufstüten und kann Ihnen gar nicht sagen, was für unglaubliche Schnäppchen ich gemacht habe. Einen atemberaubenden buttermilchfarbenen Ledermantel, der mir zwar ein kleines bisschen eng ist, aber bestimmt richtig gut passt, wenn ich erst mal ein paar Kilo abgenommen habe. (Und abgesehen davon gibt Leder ja nach.) Außerdem ein wahnsinnstolles bedrucktes Chiffontop, silberne Schuhe und ein Portemonnaie! Und das alles für schlappe 500 Dollar!
    Doch damit nicht genug! Ich habe auch noch ein supernettes Mädchen namens Jodie kennen gelernt, das mir von einer Website erzählt hat, die täglich über solche Veranstaltungen informiert. Täglich! Stellen Sie sich das mal vor! Da tun sich einem ja unbegrenzte Möglichkeiten auf! Man könnte sein ganzes Leben nichts anderes tun als zu Sample Sales zu gehen!
    Naja, Sie wissen schon. Theoretisch.
    Ich gehe auf unser Zimmer, wo Luke am Schreibtisch sitzt und irgendwelche Unterlagen studiert.
    »Hi!«, sage ich ganz außer Atem und lade die Tüten auf dem Bett ab. »Kann ich mal eben deinen Laptop benutzen?«
    »Ja, klar«, sagt Luke. »Hier.« Er reicht mir seinen Laptop, und ich mache es mir damit auf dem Bett bequem. Ich klappe den Laptop auf, werfe einen Blick auf den Zettel, den Jodie mir gegeben hat, und gebe die Web-Adresse ein.
    »Na, schönen Tag gehabt?«, fragt Luke.
    »Super!«, sage ich und tippe ungeduldig auf der Tastatur herum. »Ach, guck doch mal in die blaue Tüte! Ich habe dir ein paar total schöne Hemden gekauft!«
    »Hast du dich mit der Stadt anfreunden können?«
    »Ja, ich glaube schon. Ich meine, ich bin noch nicht so lange hier...« Stirnrunzelnd blicke ich auf den Bildschirm. »Nun komm schon!«
    »Aber du bist nicht vollkommen überwältigt?«
    »Hmm... eigentlich nicht«, sage ich geistesabwesend. Aha! Jetzt tut sich etwas auf dem Bildschirm. Ganz oben baut sich eine Reihe kleiner Bonbons auf, und darunter Logos, in denen steht Das macht Spaß. Das ist Mode. Das

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