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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ja an Gina sieht.«
    »Gina ist doch ganz reizend«, sagte Miss Marple.
    »Aber nicht in ihrem Benehmen«, sagte Mrs Strete. »Alle außer Mutter merken, wie sie sich an Stephen Restarick ranmacht. Widerwärtig finde ich das. Zugegeben, sie hat den falschen Mann geheiratet, aber Ehe ist Ehe, und wenn man verheiratet ist, soll man auch dazu stehen. Schließlich hat sie diesen schrecklichen Kerl ja aus freien Stücken geheiratet.«
    »Ist er wirklich so schrecklich?«
    »Ach, liebe Tante Jane! Ich finde, er sieht aus wie ein Gangster. Er ist so mürrisch und unhöflich. Er macht kaum den Mund auf. Und er wirkt immer so grob und ungeschliffen.«
    »Ich glaube, er ist unglücklich«, sagte Miss Marple nachsichtig.
    »Ich wüsste nicht, warum – abgesehen von Ginas Verhalten, meine ich. Man hat hier alles für ihn getan. Lewis hat ihm mehrere Möglichkeiten vorgeschlagen, wie er sich nützlich machen könnte. Aber er lungert lieber herum und tut gar nichts.« Plötzlich brach es aus ihr hervor: »Es ist unerträglich hier, einfach unerträglich. Lewis denkt ausschließlich an diese jungen Kriminellen. Und Mutter denkt nur an ihn. Alles, was Lewis tut, ist richtig. Sieh dir an, in welchem Zustand der Garten ist – das Unkraut, der Wildwuchs. Und das Haus – nichts wird ordentlich gemacht. Ich weiß, es ist heutzutage schwer, gutes Personal zu bekommen, aber es ist nicht unmöglich. Und an Geld fehlt es auch nicht. Es liegt einfach daran, dass sich niemand kümmert. Wenn das mein Haus wäre –« Sie brach ab.
    »Es tut mir Leid«, sagte Miss Marple, »aber wir müssen uns alle damit abfinden, dass die Verhältnisse sich geändert haben. So große Anwesen sind problematisch geworden. Sicher war es traurig für dich, hierher zurückzukommen und alles so verändert vorzufinden. Lebst du denn wirklich lieber hier als – na ja, woanders, wo du dein eigener Herr wärst?«
    Mildred Strete wurde rot.
    »Immerhin ist es mein Zuhause«, sagte sie. »Es war das Haus meines Vaters. Daran ist nicht zu rütteln. Ich habe ein Recht darauf, hier zu sein, wenn ich das will. Und ich will es. Wenn nur meine Mutter nicht so unmöglich wäre! Sie kauft sich nicht mal anständige Sachen zum Anziehen. Jolly ist deswegen sehr besorgt.«
    »Ich wollte dich sowieso etwas über Miss Bellever fragen.«
    »Es ist tröstlich, sie hier zu haben. Sie vergöttert Mutter. Sie ist schon sehr lange bei ihr – sie kam in John Restaricks Zeit. Und sie hat sich, glaube ich, bewundernswert verhalten während der ganzen traurigen Geschichte. Ich nehme an, du hast gehört, dass er mit so einer grässlichen Jugoslawin auf und davon ist, einer nichtswürdigen Kreatur. Ich glaube, sie hatte eine ganze Reihe Liebhaber. Mutter war äußerst großzügig. Hat sich mit möglichst wenig Aufhebens von ihm scheiden lassen. Sie ging sogar so weit, die Restarick-Söhne in den Ferien hier aufzunehmen, was eigentlich völlig unnötig war, man hätte das anders regeln können. Natürlich war es undenkbar, sie zu ihrem Vater und dieser Frau zu schicken. Wie auch immer, Mutter hat sie hier wohnen lassen... Und Miss Bellever stand ihr in diesen schwierigen Zeiten bei, sie war ein Fels in der Brandung. Ich denke manchmal, ihretwegen wird Mutter immer noch unselbständiger, weil sie ihr alle praktischen Dinge abnimmt. Aber ich weiß wirklich nicht, was Mutter ohne sie machen würde.«
    Sie schwieg einen Moment und sagte dann überrascht: »Da ist Lewis. Wie seltsam. Er kommt sonst fast nie in den Garten.«
    Mr Serrocold kam mit derselben Zielstrebigkeit, die er in allem an den Tag legte, auf sie zu. Er schien Mildred gar nicht zu bemerken, er sah nur Miss Marple.
    »Tut mir sehr Leid«, sagte er. »Ich wollte mit Ihnen einen Rundgang durch unser Institut machen und Ihnen alles zeigen. Caroline hat mich darum gebeten. Dummerweise muss ich nach Liverpool fahren. Der Fall mit dem Jungen und dem Paketlager der Post. Aber Maverick wird Sie herumführen. Er kommt in ein paar Minuten. Ich bin erst übermorgen zurück. Es wäre phantastisch, wenn wir sie dazu bringen könnten, die Anzeige zurückzuziehen.«
    Mildred Strete stand auf und entfernte sich. Lewis Serrocold nahm es nicht wahr. Seine Augen waren durch die dicken Brillengläser auf Miss Marple gerichtet.
    »Wissen Sie«, sagte er, »die Friedensrichter liegen fast immer daneben. Manchmal sind sie zu streng, manchmal zu nachsichtig. Wenn diese Jungen ein paar Monate kriegen, ist das keine Abschreckung – sie finden das sogar

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