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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Psychiater gingen ihm auf die Nerven.
    »Jetzt nehmen wir uns die Familie vor«, sagte er. »Mit dem jungen Walter Hudd spreche ich zuerst.«
     
    Walter Hudd war sichtlich auf der Hut. Leichtes Misstrauen sprach aus seinem Blick, wenn er den Inspektor ansah. Aber er war kooperativ.
    Die elektrischen Leitungen in Stonygates seien großenteils schadhaft – die ganze Elektroinstallation sei veraltet. In den Staaten würde eine solche Anlage nicht den Vorschriften entsprechen.
    »Offenbar hat der verstorbene Mr Gulbrandsen die Leitungen zu einer Zeit legen lassen, als elektrischer Strom noch eine Neuheit war«, sagte Inspektor Curry mit einem dünnen Lächeln.
    »Na wunderbar! Das gute alte feudalistische England. Nur ja keine Modernisierung!«
    Die Sicherung, an der die meisten Lampen in der Großen Halle hingen, sei durchgebrannt, und er sei zum Sicherungskasten gegangen, um nachzusehen. Er habe die Sicherung dann ausgewechselt und sei anschließend in die Halle zurückgekehrt.
    »Wie lange waren Sie weg?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Der Sicherungskasten ist schwer zugänglich. Ich musste mir eine Trittleiter und eine Kerze besorgen. Das wird zehn Minuten gedauert haben – vielleicht auch eine Viertelstunde.«
    »Haben Sie einen Schuss gehört?«
    »Nein, hab ich nicht. Der Küchenbereich hat eine doppelte Tür, und eine davon ist mit einer Art Filz bespannt.«
    »Verstehe. Und als Sie in die Halle zurückkamen, was haben Sie da gesehen?«
    »Die hatten sich alle vor der Tür zu Mr Serrocolds Arbeitszimmer zusammengedrängt. Mrs Strete sagte, Mr Serrocold sei erschossen worden – aber das hat nicht gestimmt. Mr Serrocold war unverletzt. Der Idiot hatte vorbeigeschossen.«
    »Sie haben den Revolver wieder erkannt?«
    »Aber klar! Es war meiner.«
    »Wann hatten Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Vor zwei oder drei Tagen.«
    »Wo haben Sie ihn aufbewahrt?«
    »In einer Schublade in meinem Zimmer.«
    »Wer wusste, dass Sie ihn dort aufbewahrten?«
    »Woher soll ich wissen, wer in diesem Haus was weiß?«
    »Wie meinen Sie das, Mr Hudd?«
    »Ach, die sind doch alle plemplem!«
    »Als Sie in die Halle zurückkamen, waren da noch alle da?«
    »Was meinen Sie mit ›alle‹?«
    »Die Personen, die da waren, als Sie die Sicherung auswechseln gingen.«
    »Gina war da – und die weißhaarige alte Dame – und Miss Bellever – das heißt, die ist mir nicht aufgefallen, aber ich denk schon, dass sie da war.«
    »Mr Gulbrandsen kam vorgestern ganz unerwartet hier an, nicht wahr?«
    »Scheint so. Planmäßig war's nicht, was man so hört.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass jemand von seiner Ankunft unangenehm überrascht war?«
    Walter Hudd zögerte ein bisschen mit der Antwort. »Nein, nein, nicht dass ich wüsste.« Wieder wirkte er ein wenig vorsichtig, misstrauisch.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, warum er gekommen ist?«
    »Wegen dieser blöden Gulbrandsen-Stiftung, würde ich sagen. Der ganze Laden hier ist doch völlig idiotisch.«
    »Solche ›Läden‹, wie Sie es nennen, gibt es aber auch in den Staaten.«
    »Natürlich kann man eine Stiftung gründen und irgendein Projekt finanzieren, aber so auf die persönliche Tour, wie die das hier machen... Psychiater hab ich schon in der Army nicht leiden können. Und hier wimmelt's nur so von denen. Jungen Schlägertypen beibringen, wie man Bastkörbchen flicht und Pfeifenständer schnitzt. Kindisches Zeug! Weiberkram!«
    Inspektor Curry äußerte sich nicht zu dieser Kritik. Möglicherweise war er damit einverstanden.
    Er fasste Walter ins Auge und fragte: »Sie haben also keine Vermutung, wer Mr Gulbrandsen getötet haben könnte?«
    »Einer von den hoffnungsvollen Knaben im College, der nicht aus der Übung kommen will, würde ich sagen.«
    »Nein, Mr Hudd, das können wir ausschließen. Das College ist trotz der sorgsam gewahrten Atmosphäre von Freizügigkeit eine Art Haftanstalt und wird entsprechend geleitet. Keiner kann da nach Einbruch der Dunkelheit rein- und rauslaufen und Morde begehen.«
    »Ich würd's denen trotzdem zutrauen! Aber gut – wenn Sie glauben, es war eher jemand aus dem Schoß der Familie, dann würde ich auf Alex Restarick tippen.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Er hatte die Gelegenheit. Er ist allein mit dem Auto auf dem Grundstück herumgegondelt.«
    »Und warum hätte er Christian Gulbrandsen umbringen sollen?«
    Walter zuckte die Achseln. »Ich bin hier fremd. Ich hab keine Ahnung von den Familienangelegenheiten. Vielleicht hatte der

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