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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hat etwas, was ich nur als ein dynamisches Auge bezeichnen kann. Er könnte Edgar glatt zerbrechen, indem er ihn bloß ansieht.«
    »Trotzdem hat Edgar Lawson zwei Schüsse auf ihn abgegeben.«
    Stephen schüttelte langsam den Kopf. »Das war bloß Theater. Er hat sich halt mal ausgetobt. Meine Mutter hat das auch immer gemacht. Sie ist gestorben oder mit irgendeinem Kerl durchgebrannt, als ich vier war, aber ich kann mich erinnern, dass sie auch immer mit einer Pistole herumgeballert hat, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. Einmal sogar in einem Nachtclub. Da hat sie eine Wand mit einem Lochmuster verziert. Sie konnte sehr gut schießen. Hat ganz schön viel Ärger gemacht. Sie war eine russische Tänzerin, wissen Sie.«
    »Aha. Können Sie mir sagen, Mr Restarick, wer gestern Abend die Halle verlassen hat, während Sie dort waren – also in dem fraglichen Zeitraum?«
    »Wally – wegen der Sicherung. Juliet Bellever, auf der Suche nach einem Schlüssel für die Arbeitszimmertür. Sonst niemand, soviel ich weiß.«
    »Hätten Sie es bemerkt, wenn jemand hinausgegangen wäre?«
    Stephen überlegte. »Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls nicht, wenn der Betreffende auf Zehenspitzen hinausgeschlichen und auch wieder hereingekommen wäre. Es war so dunkel in der Halle – und wir haben ja alle gespannt der Auseinandersetzung zugehört.«
    »Gibt es jemanden, von dem Sie mit Sicherheit sagen können, dass er die Halle nicht verlassen hat?«
    »Mrs Serrocold – ja, und Gina. Das könnte ich beschwören.«
    »Ich danke Ihnen, Mr Restarick.«
    Stephen strebte zur Tür. Dann zögerte er und machte kehrt.
    »Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit dem Arsen?«, fragte er.
    »Wer hat denn etwas von Arsen gesagt?«
    »Mein Bruder.«
    »Aha.«
    Stephen fragte: »Hat irgendjemand Mrs Serrocold Arsen verabreicht?«
    »Wie kommen Sie auf Mrs Serrocold?«
    »Ich hab was über die Symptome einer Arsenvergiftung gelesen. Periphere Neuritis, stimmt's? Das würde sich mehr oder weniger mit den Beschwerden decken, die sie seit einiger Zeit hat. Und dann Lewis, wie er gestern Abend ihre Medizin konfisziert hat. Steckt das hinter den Vorgängen hier?«
    »Die Untersuchung läuft«, sagte Inspektor Curry in seinem förmlichsten Amtston.
    »Weiß sie selbst Bescheid?«
    »Mr Serrocold war sehr daran gelegen, dass sie sich nicht – beunruhigt.«
    »Beunruhigt ist nicht das richtige Wort, Inspektor. Mrs Serrocold ist nie beunruhigt. Ist das der Hintergrund von Christian Gulbrandsens Tod? Ist er dahinter gekommen, dass sie vergiftet wird – aber wie hätte er dahinter kommen können? Wie auch immer, das alles ist äußerst unwahrscheinlich. Es entbehrt jeder Logik.«
    »Das überrascht Sie sehr, nicht wahr, Mr Restarick?«
    »Ja, allerdings. Als Alex es mir erzählte, habe ich meinen Ohren nicht getraut.«
    »Wer könnte Ihrer Meinung nach Mrs Serrocold Gift verabreichen?«
    Ein Grinsen huschte über Stephen Restaricks schönes Gesicht. »Nicht der, an den man als Ersten denkt. Den Ehemann können wir vergessen. Lewis Serrocold hatte nichts zu gewinnen. Außerdem betet er diese Frau an. Er kann es nicht ertragen, wenn ihr auch nur der kleine Finger wehtut.«
    »Wer dann? Haben Sie eine Idee?«
    »O ja. Ich bin mir sogar sicher.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    Stephen schüttelte den Kopf. »Es ist eine psychologische Gewissheit. Ansonsten überhaupt nicht. Keinerlei Beweise. Und Sie würden mir wahrscheinlich nicht zustimmen.«
    Stephen Restarick schlenderte hinaus, und Inspektor Curry zeichnete Katzen auf ein Blatt Papier.
    Er dachte dreierlei. Erstens: dass Stephen Restarick eine ziemlich hohe Meinung von sich hatte. Zweitens: dass Stephen Restarick und sein Bruder eine geschlossene Front bildeten, und drittens: dass Stephen Restarick ein gut aussehender Mann, Walter Hudd dagegen eher unauffällig war.
    Zweierlei war ihm nicht klar – was Stephen mit »psychologischer Gewissheit« meinte und ob Stephen vom Klavierhocker aus Gina gesehen haben konnte. Er hielt es für eher unwahrscheinlich.
     
     

III
     
    Gina brachte exotischen Glanz in die gotische Düsternis der Bibliothek. Sogar Inspektor Curry musste kurz blinzeln, als die strahlende junge Frau sich setzte, sich über den Tisch beugte und erwartungsvoll sagte: »Nun?«
    Inspektor Curry betrachtete ihr scharlachrotes Hemd und ihre grüne Hose und sagte trocken: »Wie ich sehe, tragen Sie keine Trauerkleidung, Mrs Hudd –«
    »Ich habe keine«, sagte Gina. »Ich weiß,

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