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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gute etwas über Alex gehört und wollte ihn bei Serrocold verpfeifen.«
    »Mit welcher Absicht?«
    »Die könnten ihm den Geldhahn zudrehen. Und er kann Zaster gebrauchen – gibt ganz schön viel aus, nach allem, was man so hört.«
    »Sie meinen seine Arbeiten fürs Theater?«
    »Nennt er es so?«
    »Wollen Sie damit andeuten, das stimmt nicht?«
    Erneut zuckte Walter Hudd die Achseln. »Weiß ich doch nicht.«

Dreizehntes Kapitel

I
     
    A lex Restarick war redselig und fuchtelte mit den Händen.
    »Ich weiß, ich weiß! Ich bin der ideale Verdächtige. Ich fahre allein mit dem Auto hierher, und kurz vor dem Haus bekomme ich einen schöpferischen Anfall. Ich kann nicht erwarten, dass Sie das verstehen. Wie sollten Sie auch!«
    »Vielleicht doch«, warf Curry trocken ein, aber Alex Restarick war nicht zu bremsen.
    »So was gibt's nun mal. Man weiß nicht, wann oder warum es einen überkommt. Ein bestimmter Effekt, eine Idee, und alles andere ist einem piepegal! Ich inszeniere nächsten Monat ›Limehouse Nights‹. Ganz plötzlich gestern Abend – es hat einfach alles zusammengepasst. Perfekte Beleuchtung. Nebel – und die Scheinwerfer, die den Nebel durchdringen und schemenhaft ein riesiges Gebäude erkennen lassen. Alles trug dazu bei! Die Schüsse, jemand läuft, das Tuckern des Elektromotors – hätte ein Frachter auf der Themse sein können. Ich dachte sofort, das ist es, aber was brauche ich alles, um genau diese Effekte auf der Bühne zu erzeugen? Und...«
    Inspektor Curry unterbrach ihn. »Sie haben Schüsse gehört? Wo?«
    »Aus dem Nebel, Inspektor:« Alex wedelte mit den Händen, dicklichen, gepflegten Händen. »Irgendwo aus dem Nebel. Das war ja das Wunderbare daran.«
    »Sie sind nicht auf den Gedanken gekommen, dass da etwas passiert sein könnte?«
    »Passiert? Nein, warum?«
    »Sind denn Schüsse etwas so Alltägliches?«
    »Ah, ich wusste, dass Sie mich nicht verstehen würden! Die Schüsse passten in die Szene, die ich gerade kreierte. Ich brauchte die Schüsse. Gefahr, Opium, finstere Machenschaften. Was kümmert's mich da, ob sie wirklich waren? Fehlzündungen eines Lasters auf der Straße? Ein Wilderer, der auf Kaninchen ballert?«
    »Kaninchenjagd mitten in der Nacht?«
    Alex ließ sich nicht beirren: »Ein Kind, das Kracher loslässt? Ich hab noch nicht mal an Schüsse gedacht. Ich war in ›Limehouse‹ – oder besser gesagt, ich saß hinten im Parkett und sah mir ›Limehouse‹ an.«
    »Wie viele Schüsse waren es?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Alex aufsässig. »Zwei oder drei. Zwei kurz hintereinander, das weiß ich noch.«
    Inspektor Curry nickte.
    »Und Schritte eines Laufenden, haben Sie, glaube ich, gesagt. Wo haben Sie die gehört?«
    »Sie kamen aus dem Nebel auf mich zu. Irgendwo nicht weit vom Haus.«
    Inspektor Curry sagte sanft: »Das würde darauf hindeuten, dass der Mörder von Christian Gulbrandsen von dra u ßen gekommen ist.«
    »Natürlich ist er das. Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass es jemand aus dem Haus war?«
    Noch immer sehr sanft sagte Inspektor Curry: »Wir müssen an alles denken.«
    »Da haben Sie Recht«, sagte Alex Restarick großzügig. »Was für einen aufreibenden Beruf Sie doch haben müssen, Inspektor! Die vielen Details, die Zeiten und Orte, die kleinliche Pedanterie. Und letzten Endes – wozu das alles? Können Sie damit den bedauernswerten Christian Gulbrandsen wieder zum Leben erwecken?«
    »Es kann durchaus befriedigend sein, den Täter zur Strecke zu bringen, Mr Restarick.«
    »Aha, der Wilde Westen!«
    »Haben Sie Mr Gulbrandsen eigentlich gut gekannt?«
    »Nicht gut genug, um ihn zu ermorden, Inspektor. Ich war ihm ab und zu begegnet, weil ich ja als Junge hier gelebt habe. Von Zeit zu Zeit war er auf Stippvisite hier. Einer dieser Industriekapitäne. Der Typus interessiert mich nicht. Angeblich besitzt er eine ansehnliche Sammlung von Thorwaldsen-Statuen...« Alex schüttelte sich. »Das spricht doch Bände, oder? Mein Gott, diese Reichen!«
    Inspektor Curry betrachtete ihn nachdenklich. Dann sagte er: »Interessieren Sie sich für Gifte, Mr Restarick?«
    »Für Gifte? Guter Mann, er wurde doch bestimmt nicht zuerst vergiftet und dann erschossen, oder? Das wäre doch nur noch schlechter Kriminalroman.«
    »Er ist nicht vergiftet worden. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Gift übt eine gewisse Faszination aus... Es hat nicht die jähe Brutalität der Revolverkugel oder der blanken Waffe. Aber ich habe keine

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