Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
verlassen?«
    »Niemand, soviel ich weiß.«
    »Können Sie das überhaupt wissen, Mrs Serrocold?«
    Sie überlegte kurz. »Nein. Sie haben Recht.«
    »Sie waren völlig von dem in Anspruch genommen, was Sie aus dem Arbeitszimmer hörten?«
    »Ja.«
    »Und Sie machten sich Sorgen, was dort womöglich passieren würde?«
    »Nein – nein, das würde ich nicht sagen. Ich habe nicht gedacht, dass wirklich etwas passieren würde.«
    »Aber Lawson hatte einen Revolver?«
    »Ja.«
    »Und hat Ihren Mann damit bedroht?«
    »Ja. Aber er hat's nicht ernst gemeint.«
    Diese Behauptung irritierte Inspektor Curry ein wenig. Also war sie auch eine von denen.
    »Dessen konnten Sie sich doch nicht wirklich sicher sein, Mrs Serrocold.«
    »Ich war mir aber sicher. Ich ganz persönlich, meine ich. Wie nennen das die jungen Leute heute – eine Schau abziehen? Das war es meiner Meinung nach. Edgar ist noch ein halbes Kind. Er war melodramatisch und albern und hat sich als tapferer, verzweifelter Held gefühlt. Der gekränkte edle Ritter in einem Roman. Ich war überzeugt, dass er nicht schießen würde.«
    »Aber er hat geschossen, Mrs Serrocold.«
    Carrie Louise lächelte. »Ich glaube, er hat versehentlich abgedrückt.«
    Wieder stieg Inspektor Currys Ärger. »Es war kein Versehen. Lawson hat zweimal abgedrückt – und auf Ihren Mann gezielt. Er hat ihn nur knapp verfehlt.«
    Carrie Louise erschrak, dann wurde sie ernst. »Das kann ich nicht glauben. Aber natürlich« – sie wollte dem Protest des Inspektors zuvorkommen – »natürlich muss ich es glauben, wenn Sie es sagen. Aber ich habe immer noch das Gefühl, dass es eine harmlose Erklärung geben muss. Vielleicht kann Dr. Maverick mir das erklären.«
    »O ja, Dr. Maverick wird eine Erklärung haben«, sagte Curry grimmig, »Dr. Maverick hat für alles eine Erklärung.«
    Unvermutet sagte Mrs Serrocold: »Ich weiß, dass Ihnen vieles von dem, was wir hier machen, töricht und sinnlos erscheint, und Psychiater können manchmal sehr irritierend sein. Aber wir erzielen tatsächlich Ergebnisse, wissen Sie. Wir haben unsere Niederlagen, aber wir haben auch Erfolge. Und was wir hier versuchen, ist wert, getan zu werden. Auch wenn Sie's wahrscheinlich nicht glauben, Edgar ist meinem Mann wirklich treu ergeben. Er hat sich diesen Unsinn, dass Lewis sein Vater sei, nur ausgedacht, weil er sich so sehr einen Vater wie Lewis wünscht. Allerdings verstehe ich nicht, warum er plötzlich so gewalttätig wurde. Es ging ihm schon sehr viel besser – er war fast normal. Ich für mein Teil habe ihn sowieso von Anfang an für normal gehalten.«
    Der Inspektor erhob keine Einwände. Er sagte: »Der Revolver, den Edgar Lawson hatte, gehörte dem Mann Ihrer Enkelin. Vermutlich hat Lawson ihn aus Walter Hudds Zimmer entwendet. Können Sie mir bitte sagen, ob Sie diese Waffe schon einmal gesehen haben?«
    Auf dem Handteller hielt er ihr die kleine schwarze Automatik hin.
    Carrie Louise schaute sie an. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Ich hab sie im Klavierhocker gefunden. Es ist kürzlich daraus geschossen worden. Wir hatten noch keine Zeit, die Waffe gründlich zu untersuchen, aber ich würde sagen, es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Waffe, mit der Mr Gulbrandsen erschossen wurde.«
    Sie runzelte die Stirn. »Und die haben Sie im Klavierhocker gefunden?«
    »Unter ein paar alten Notenheften. Sachen, die vermutlich seit Jahren nicht mehr gespielt wurden.«
    »Also versteckt?«
    »Ja. Wissen Sie noch, wer gestern Abend am Flügel gesessen hat?«
    »Stephen Restarick.«
    »Hat er gespielt?«
    »Ja. Leise. Eine seltsam melancholische Melodie.«
    »Wann hat er aufgehört zu spielen, Mrs Serrocold?«
    »Wann er aufgehört hat? Das weiß ich nicht.«
    »Aber er hat aufgehört? Er hat nicht während des ganzen Streits weitergespielt?«
    »Nein, die Musik ist irgendwann einfach verstummt.«
    »Ist er vom Klavierhocker aufgestanden?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, was er getan hat, bis er zur Arbeitszimmertür herüberkam und die Schlüssel ausprobiert hat.«
    »Können Sie sich irgendeinen Grund denken, weshalb Stephen Restarick Mr Gulbrandsen erschossen haben könnte?«
    »Überhaupt keinen.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Ich glaube nicht, dass er es getan hat.«
    »Gulbrandsen könnte etwas Nachteiliges über ihn in Erfahrung gebracht haben.«
    »Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich.«
    Nur mühsam unterdrückte Inspektor Curry den Wunsch, ihr

Weitere Kostenlose Bücher