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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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jemanden vergiften. Schon der Gedanke ist absurd.«
    »Die treue Ehefrau!«
    »Sag das nicht so spöttisch.«
    »Ich wollte nicht spotten. Ich glaube wirklich, dass du treu bist. Ich bewundere dich dafür. Aber, liebste Gina, du wirst das nicht durchhalten, weißt du.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Du und Wally, ihr gehört einfach nicht zusammen. Das ist eine von den Geschichten, die nicht funktionieren. Er weiß es auch. Es kann jetzt jeden Tag zum Knall kommen. Und hinterher werdet ihr beide glücklicher sein.«
    Gina sagte: »Mach dich nicht lächerlich.«
    Stephen lachte. »Komm schon, du willst doch nicht behaupten, dass ihr beide zusammenpasst oder dass Wally hier glücklich ist.«
    »Ach, ich weiß auch nicht, was mit ihm ist«, rief Gina. »Ständig diese miserable Laune. Er redet kaum noch. Ich – ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Warum kann er sich's hier nicht gut gehen lassen? Früher hatten wir so viel Spaß miteinander – alles hat Spaß gemacht –, und jetzt ist er nicht wieder zu erkennen. Warum verändern sich die Menschen so?«
    »Verändere ich mich auch?«
    »Nein, Steve, mein Lieber. Du bist immer derselbe Steve. Weißt du noch, wie ich dir in den Ferien immer nachgelaufen bin wie ein Hündchen?«
    »Und ich hab dich nicht ausstehen können – diese schreckliche kleine Gina. Na ja, jetzt ist es genau umgekehrt. Du hast mich dort, wo du mich haben willst, stimmt's, Gina?«
    »Idiot«, sagte Gina. »Meinst du, Ernie hat gelogen? Er hat behauptet, dass er gestern Nacht im Nebel rumgelaufen ist, und hat Andeutungen gemacht, er könnte mir was über den Mord erzählen. Meinst du, das ist wahr?«
    »Wahr? Natürlich nicht. Du weißt doch, was das für ein Angeber ist. Er muss sich einfach immer aufspielen.«
    »Ja, ich weiß. Ich hab nur gedacht –«
    Schweigend gingen sie nebeneinander her.
     
     

II
     
    Die untergehende Sonne strahlte die Westfassade an. Inspektor Curry sah zum Haus hin.
    »Ist das ungefähr die Stelle, wo Sie letzte Nacht Ihr Auto abgestellt haben?«, fragte er.
    Alex Restarick trat ein paar Schritte zurück, als müsste er nachdenken. »Ziemlich genau, ja«, sagte er. »Ganz genau kann ich es nicht sagen, wegen des Nebels. Aber ja, doch, ich glaube, hier war's.«
    Inspektor Curry sah sich aufmerksam um.
    Die kiesbestreute Auffahrt machte hier einen langen, flachen Bogen, und an dieser Stelle, wenn man hinter den dichten Rhododendronbüschen hervorkam, zeigte sich ganz plötzlich die Westfassade des Hauses, mit ihrer Terrasse, den Eibenbüschen und der zum Rasen herabführenden Treppe. Von hier aus verlief die Auffahrt im Bogen weiter, durch eine Baumreihe und zwischen See und Haus hindurch, bis sie auf dem großen kiesbestreuten Platz auf der Ostseite des Hauses endete.
    »Dodgett«, sagte Inspektor Curry.
    Constable Dodgett, der sich bereitgehalten hatte, setzte sich ruckartig in Bewegung. Er rannte in schräger Linie über die Rasenfläche zum Haus, erreichte die Terrasse, verschwand durch die Seitentür. Sekunden später wurden die Vorhänge hinter einem der Fenster in heftige Bewegung versetzt. Dann kam Constable Dodgett aus der Gartentür und rannte auf sie zu, keuchend wie eine Dampflokomotive.
    »Zwei Minuten und zweiundvierzig Sekunden«, sagte Inspektor Curry, nachdem er die Stoppuhr angehalten hatte. »Solche Sachen dauern nicht besonders lange, stimmt's?«
    Er sagte es in freundlichem Plauderton.
    »Ich kann nicht so schnell laufen wie Ihr Constable«, sagte Alex. »Ich nehme doch an, dass Sie meine mutmaßlichen Bewegungen gestoppt haben?«
    »Ich wollte nur beweisen, dass Sie Gelegenheit hatten, einen Mord zu begehen. Das ist alles, Mr Restarick. Ich erhebe keinerlei Anschuldigungen – noch nicht.«
    Zu Constable Dodgett, der noch immer keuchte, sagte Alex Restarick freundlich: »Ich kann nicht so schnell rennen wie Sie, aber ich glaube, ich bin in besserer Verfassung.«
    »Das ist erst seit meiner Bronchitis letzten Winter«, sagte Dodgett.
    Alex wandte sich wieder dem Inspektor zu. »Aber mal im Ernst: Obwohl Sie mich in Unruhe versetzen wollten und meine Reaktionen beobachtet haben – dabei dürfen Sie nicht vergessen, dass wir Künstlertypen ja ach so sensibel sind, die reinsten Mimosen! –, glauben Sie doch wohl nicht wirklich, dass ich irgendetwas mit alledem zu tun habe? Ich würde doch kaum Mrs Serrocold eine Schachtel vergifteter Pralinen schicken und meine Visitenkarte dazulegen, oder?«
    »Vielleicht

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