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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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entgegenzuhalten: »Man hat schon Pferde kotzen sehen.« Das hatte seine Großmutter oft gesagt. Miss Marple, dachte er, kannte den Spruch bestimmt auch.
     
     

III
     
    Carrie Louise kam die breite Treppe herunter, und drei Personen strebten aus verschiedenen Richtungen auf sie zu – Gina aus dem langen Flur, Miss Marple aus der Bibliothek und Juliet Bellever aus der Großen Halle.
    Gina sprach als Erste. »Liebste!«, rief sie leidenschaftlich. »Die haben dich doch nicht in die Mangel genommen oder dir Daumenschrauben angelegt oder so was?«
    »Natürlich nicht, Gina. Was du immer für Ideen hast! Inspektor Curry war ganz reizend und sehr rücksichtsvoll.«
    »Das will ich ihm auch geraten haben«, sagte Miss Bellever. »Also, Cara, ich habe hier Ihre Briefe und ein Päckchen. Ich wollte sie Ihnen gerade hinaufbringen.«
    »Bring sie in die Bibliothek«, sagte Carrie Louise. Zu viert gingen sie in die Bibliothek.
    Carrie Louise setzte sich und fing an, die Briefe zu öffnen. Es mochten zwanzig bis dreißig sein.
    Die geöffneten Briefe reichte sie an Miss Bellever weiter, die sie sortierte und auf verschiedene Häufchen legte. Dabei sagte sie erklärend zu Miss Marple: »Drei Hauptgruppen. Die Erste: Von Verwandten der Jungen. Die bekommt Dr. Maverick. Dann Bittbriefe, die beantworte ich selbst. Der Rest sind persönliche Briefe – Cara gibt mir kurze Anweisungen, was ich damit tun soll.«
    Als die Briefpost erledigt war, wandte sich Mrs Serrocold dem Päckchen zu und schnitt mit der Schere den Bindfaden durch.
    Aus dem hübschen Geschenkpapier tauchte eine prächtige, mit Goldband umwickelte Schachtel Pralinen auf.
    »Da muss jemand denken, ich habe Geburtstag«, sagte Mrs Serrocold lächelnd.
    Sie streifte das Band ab und machte die Schachtel auf. Eine Visitenkarte lag darin. Carrie Louise las sie erstaunt.
    »Mit herzlichen Grüßen von Alex«, sagte sie. »Komisch, dass er mir mit der Post eine Schachtel Pralinen schickt, am selben Tag, an dem er zu uns kommt.«
    Miss Marple hatte ein unbehagliches Gefühl. Rasch sagte sie: »Einen Moment, Carrie Louise. Iss erst mal noch nichts davon.«
    Mrs Serrocold war überrascht. »Ich wollte sie herumreichen.«
    »Tja, besser nicht. Warte noch, ich muss erst fragen. Gina, weißt du zufällig, ob Alex im Haus ist?«
    »Ich glaube, er war vorhin in der Halle«, erwiderte Gina prompt. Sie ging zur Tür, öffnete sie und rief nach ihm.
    Einen Augenblick später erschien Alex Restarick in der Tür.
    »Madonna, Liebste! Du bist ja auf den Beinen. Geht's dir besser?« Er kam durch den Raum zu Mrs Serrocold und küsste sie sacht auf beide Wangen.
    Miss Marple sagte: »Carrie Louise möchte Ihnen für die Pralinen danken.«
    Alex war verblüfft. »Was für Pralinen?«
    »Diese hier«, sagte Carrie Louise.
    »Aber ich hab dir keine Pralinen geschickt, Liebes.«
    »In der Schachtel lag Ihre Visitenkarte«, sagte Miss Bellever.
    Alex warf einen Blick darauf. »Stimmt. Das ist ja seltsam. Höchst seltsam... Die sind nicht von mir.«
    »Das ist ja nicht zu glauben«, sagte Miss Bellever.
    »Die sehen richtig lecker aus«, sagte Gina mit einem Blick in die Schachtel. »Schau, Grandam, in der Mitte sind deine Lieblingspralinen, Kirsch.«
    Miss Marple nahm ihr sanft, aber bestimmt die Schachtel aus der Hand. Wortlos trug sie sie hinaus und machte sich auf die Suche nach Mr Serrocold. Sie brauchte einige Zeit, weil er zum College hinübergegangen war. Dort fand sie ihn in Dr. Mavericks Zimmer. Sie stellte die Schachtel vor ihn auf den Tisch. Er hörte sich ihren kurzen Bericht an. Sein Gesicht verhärtete sich.
    Vorsichtig nahmen er und der Arzt eine Praline nach der anderen heraus und prüften sie.
    »Ich wette«, sagte Dr. Maverick, »dass die hier, die ich beiseite gelegt habe, präpariert worden sind. Sehen Sie, wie uneben der Schokoladenüberzug auf der Unterseite ist? Wir müssen sie sofort analysieren lassen.«
    »Aber das ist doch nicht zu glauben«, sagte Miss Marple. »Womöglich wären alle im Haus vergiftet worden!«
    Lewis nickte. Sein Gesicht war noch immer hart und bleich. »Genau. Eine Rücksichtslosigkeit ist das, eine Achtlosigkeit –« Er brach ab. »Ich halte es für möglich, dass die ausgesonderten Pralinen allesamt Kirschgeschmack haben. Das sind Carolines Lieblingspralinen. Da steckt also jemand dahinter, der sich auskennt.«
    Miss Marple sagte leise: »Wenn Ihr Verdacht zutrifft, wenn tatsächlich Gift in diesen Pralinen ist, dann werden wir Carrie Louise

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