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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Mist!«, stieß Guy hervor, als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. »Kann sie das machen, Mel?«
    »Ich weiß nicht. Wir können versuchen, dagegen vorzugehen, aber es wird schwierig werden. Henrys Brief lässt zu viele Fragen offen.«
    »Erst Bloomfield Weiss und dann Orchestra Ventures! Da versprechen dir diese Typen aus der City Geld, und dann kommen sie nicht damit rüber. Ich informiere die Presse. Du wendest dich direkt an Henry, Davo, und sagst ihm, er soll die Sache klären.« Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Guy.«
    »Was soll das heißen? Ruf ihn an!«
    Ich blickte Mel an, entschloss mich aber, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. »Du weißt so gut wie ich, warum Henry seine Meinung geändert hat. Owen hat seine Familie bedroht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Erst hat Owen die Katze der Tochter zerstückelt und dann den Wagen, in dem seine Frau und die Kinder saßen, mitten auf eine befahrene Straße geschoben.«
    »Was ist denn das für ein Scheiß?«, sagte Guy.
    Mel sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Ich denke nicht daran, ihn noch stärker unter Druck zu setzen«, sagte ich.
    »Gut, dann gib mir seine Nummer. Ich rufe ihn an.«
    »Nein«, sagte ich. »Und noch eins. Wenn weiterhin Drohungen gegen Henry oder Cläre geäußert werden, erzähle ich der Presse und der Polizei alles, was ich weiß. Und sieh zu, Guy, dass auch dein Bruder diese Nachricht bekommt.«
    Mit diesen Worten verließ ich das Vorstandszimmer und kehrte an meinen Schreibtisch zurück. Mit Papier und Bleistift begann ich durchzurechnen, wie Ninetyminutes ohne Orchestras Geld überleben konnte.
    Zehn Minuten später setzte sich Guy wieder an seinen Schreibtisch. Wir arbeiteten eine Weile schweigend und vermieden es, uns anzublicken. Dann ergriff Guy das Wort.
    »Davo?«
    »Ja.«
    »Ganz ehrlich: Ich habe nicht gewusst, dass Henrys Familie bedroht wurde.«
    Ich antwortete nicht.
    »Und ich schwöre dir, dass weder Owen noch ich irgendwelchen Druck auf Cläre oder Henry oder irgendjemand sonst bei Orchestra ausüben werden.«
    Ich blickte auf. Guy schaute mich an. Es sah so aus, als meinte er es ehrlich. Klar doch.
    »Aber ich werde alles, was legal ist, versuchen, um Ninetyminutes zu retten. Und das solltest du auch tun. Einverstanden?«
    »Ich werde keine Anstrengungen unternehmen, um Orchestra zu irgendwas zu überreden, Guy.«
    Er holte tief Luft. »Okay. Ich kümmere mich darum. Aber bist du einverstanden?«
    War ich damit einverstanden? Sein Bruder hatte entsetzliche Dinge angestellt, um Ninetyminutes zu retten. Aber Guy hatte sich davon distanziert. Und natürlich waren da noch meine Ersparnisse und die meines Vaters. Auch ich wollte Ninetyminutes nicht einfach zugrunde gehen lassen. »Ich bin einverstanden.«
    »Gut. Jetzt also zu den Arschlöchern von Orchestra.«
    Ich hörte, wie Guy während der nächsten Stunde versuchte, die Arschlöcher von Orchestra zu überzeugen. Doch ich konnte dem Gespräch, das ich mitbekam, entnehmen, dass sie nicht wankten und wichen. Sie stellten sich hundertprozentig hinter Cläre. Obwohl ihr Verhalten Ninetyminutes vermutlich in die schwierigste Lage brachte, die wir jemals durchgemacht hatten, konnte ich nicht umhin, sie zu bewundern. Eine mutige Frau.
    Ich nahm an, sie wusste nicht, wie mutig.
    Am Nachmittag suchte ich die Niederlassung von Bloomfield Weiss in Broadgate auf, um zu erörtern, ob die Möglichkeit eines Börsengangs zu veränderten Bedingungen bestand: zu einem niedrigeren Kurs und geringerer Kapitalaufnahme. Der Banker äußerte sich skeptisch. Die Talfahrt des NASDAQ hielt unvermindert an. Alle hochgepriesenen Internet-Aktien wurden weit unter ihren Emissionskursen gehandelt und gingen mit jedem Tag tiefer in den Keller. »Warten Sie bis zum Sommer«, sagte er. Wir hatten Mai. Ich fragte mich, wann bei ihm der Sommer begann. Noch nicht sehr bald, hatte ich das Gefühl.
    Wieder im Büro, erzählte ich Guy von dem Ergebnis der Besprechung. Ungeduldig hörte er zu.
    »Und, was wirst du jetzt tun?«, fragte er, als ich fertig war.
    Ich holte tief Luft. »Ich denke, wir sollten zwei Dinge tun. Erstens sollten wir noch einmal mit Champion Starsat reden. Sie fragen, ob sie uns noch immer kaufen wollen.« Guy schnitt eine Grimasse. Ich fuhr unbeirrt fort. »Zweitens sollten wir unsere Ausgaben kürzen, damit das Geld, das wir haben, länger vorhält. Wenn wir genügend Einsparungen vornehmen, können wir bis Oktober durchhalten. Vielleicht können wir

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