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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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normal«, sagte ich.
    »Das ist das netteste Kompliment, das ich je bekommen habe.«
    Wieder drückte sie meinen Arm.
    »Wie traurig.«
    Wir gingen und redeten. Vorbei an St. Paul’s, deren Silhouette sich gegen das Licht des Dreiviertelmondes abzeichnete, vorbei an den Säulen von Mansion House und der Bank of England, durch die engen Gassen der City, wo totenstille Abschnitte mit lärmenden, erleuchteten wechselten, in denen die Menschen aus überfüllten Bars auf die Straße quollen. Schließlich landeten wir in der Nähe der Tower Bridge am Fluss, nicht weit von Guys Wohnung in Wapping.
    Ingrid blieb stehen. »Ich glaube, das war genug«, sagte sie.
    »Ja«, stimmte ich zu.
    »Danke für den Spaziergang. Ich hatte ihn nötig.«
    »Ich auch, glaube ich.«
    Wir standen in einem der ruhigen Abschnitte. Überall waren Lichter, gelbe und orangefarbene, die den Tower neben uns und die Brücke vor uns beleuchteten und auf der raschen Strömung des Flusses tanzten. Ich verspürte den Impuls, sie zu küssen, zögerte aber. War Ingrid eine gute Freundin? Oder doch etwas anderes? Wollte ich, dass sie etwas anderes war? Wollte sie es?
    Ingrid sah meine Verwirrung, und um ihre Lippen kräuselte sich ein Lächeln. »Bis morgen«, sagte sie, als sie sich hochreckte, um mir einen KUSS auf die Wange zu geben. Dann eilte sie die Steigung hinauf in Richtung der belebten Straße, um sich ein Taxi zu rufen.
    In einem Zustand angenehmer Ratlosigkeit beobachtete ich sie auf ihrem Weg und fragte mich, was eigentlich -wenn überhaupt - an diesem Abend geschehen war. Dann rief ich selbst nach einem Taxi, doch als ich einsteigen wollte, bemerkte ich, dass ich meinen Aktenkoffer bei Smiths gelassen hatte. Es war schon spät, trotzdem wollte ich schauen, ob das Lokal noch offen war. Ich hatte Glück. Sie wollten gerade schließen. Ich nahm den Aktenkoffer und suchte die Toilette auf, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Als ich an einem dunklen Flur vorbeikam, sah ich zwei dunkle Gestalten in enger Umarmung. Eine war Guy und die andere - ich blinzelte in die Dunkelheit - Michelle. Arme Michelle.
    Der nächste Tag war ein Samstag, für uns ein Arbeitstag. Es gab unzählige dringende Dinge zu erledigen, aber ich machte mir den Umstand zunutze, dass keine Besprechung auf mich wartete, und schob alle Aufgaben zwei Stunden lang beiseite, um mich noch einmal ganz auf Tonys Tod konzentrieren zu können. Während Guy mit den PR-Leuten seine öffentliche Rache an Orchestra plante, rief ich Detective Sergeant Spedding an. Er erinnerte sich sofort an mich und bat mich, ihn am Nachmittag aufzusuchen.
    Er erwartete mich in einem kahlen Verhörraum der Polizeidienststelle in der Savile Row. Ein freundliches, sommersprossiges Gesicht unter roten Haaren. Nachdem er mir eine Tasse Kaffee geholt hatte, setzten wir uns.
    »Ich bin ein großer Fan Ihrer Website geworden«, sagte er.
    »Wunderbar.«
    »Aber ich glaube nicht, dass die Rovers für die nächste Saison einen neuen Manager suchen.«
    »Ich werd’s weitergeben.«
    »Was wir wirklich brauchen, ist ein guter Kopfballspieler in der Spitze.«
    »Auch das werde ich weitergeben.«
    »Danke.« Er rührte seinen Kaffee um und nahm einen Schluck.
    »So, nachdem wir die wirklich wichtigen Dinge abgehandelt haben, erzählen Sie mal, was Sie auf dem Herzen haben.« Er lächelte mir aufmunternd zu.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer Tony Jourdan umgebracht haben könnte?«
    »Wie kommt es eigentlich, dass immer, wenn wir miteinander sprechen, Sie die Fragen stellen und ich sie beantworte? Sollte es nicht eigentlich umgekehrt sein?«
    »Sorry«, sagte ich.
    Spedding lächelte. »Wir wissen nicht, wer ihn getötet hat. Einen Auftragsmörder können wir ausschließen: Jemanden zu überfahren ist eine sehr unsichere Methode. Da kann alles Mögliche schief gehen. Daher ist es am wahrscheinlichsten, dass es jemand war, der Jourdan kannte.«
    »Verstehe.«
    »Was die nahen Angehörigen angeht, so war Sabina Jourdan zum Zeitpunkt der Tat in Frankreich, und ich bezweifle sehr, dass sie den Mann, den Sie gesehen haben - Donnelly -, dafür bezahlt hat. Aus den Gründen, die ich Ihnen eben genannt habe. Außerdem glaube ich nicht, dass er solche Aufträge annehmen würde. Die Alibis der beiden Söhne haben wir gründlich überprüft, die sind wasserdicht. Jourdan hatte alte Geschäftsfeinde, die Groll gegen ihn hegten. Vielleicht hatte einer von ihnen die Hand im Spiel, aber da gab es keine vernünftige Spur. Deshalb ist

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