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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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war sorgfältig, Furcht erregend sorgfaltig. Sie wollte Zahlen über alles: Website-Besucher, Online-Verkäufe, Kosten, Budgets, Cash-Flow, Werbeeinnahmen, Mitarbeiterzahl. Sie wollte diese Zahlen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und sie stellte Fragen, viele Fragen. Obwohl ich Verständnis für sie hatte, bedeutete das Ganze eine Menge zusätzlicher Arbeit für mich, und das in einer Situation, in der ich meine normale Arbeit kaum schaffte. Ich hatte nur noch einen Wunsch: die verdammte Gesellschaftervereinbarung zu unterzeichnen und wieder zu meinen alltäglichen Pflichten zurückzukehren.
    Guy, Mel und ich trafen uns um acht Uhr morgens mit Cläre im Vorstandszimmer von Ninetyminutes, um die Vereinbarung mit ihr zu erörtern. Eigentlich hätte es ganz leicht sein müssen, weil der vor uns liegende Vertragsentwurf auf dem ursprünglichen Investitionsdokument von Orchestra basierte. Der einzige schwierige Punkt war wie immer der Preis. Wie viel von unserer Firma würde Orchestra für seine zehn Millionen Pfund verlangen?
    Cläre war eine zierliche Person, die uns dreien ganz allein auf einer Seite des Tisches gegenübersaß. Sie war zwei Jahre jünger als wir, aber etwas in ihren Augen sagte: Versucht nicht, mich über den Tisch zu ziehen. Mir fiel auf, dass sie mit dem Bleistift spielte. Sie schien nervöser als sonst zu sein. Kein Wunder: Wir hatten uns auf eine harte Verhandlungsrunde vorbereitet.
    Nicht vorbereitet waren wir auf das, was Cläre uns dann eröffnete.
    »Diese Investition macht mir Sorgen, Guy.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Ninetyminutes es schaffen
    wird.«
    Wir starrten sie an.
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte ich, obwohl ich sehr wohl verstanden hatte. »Mit diesem Geld kommen wir sicher in den Sommer, und dann gehen wir an die Börse.«
    »Und wenn der Aktienmarkt schlechter statt besser wird?«
    »In dem Fall ist es möglich, dass wir die Finanzierung nicht zu dem Preis bekommen, den wir ursprünglich vorgesehen hatten.«
    »Vielleicht kriegen Sie überhaupt keine Finanzierung.«
    »Das haben wir doch alles schon mit Henry durchgesprochen«, unterbrach Guy. »Die Entscheidung ist gefallen. Wir haben einen Brief von ihm, in dem er uns das Geld zusagt. Daran ist Orchestra gebunden, oder, Mel?«
    »Hundertprozentig«, sagte Mel.
    »Ist das Ihre Entscheidung?«, fragte Guy und starrte sie kalt an.
    »Ja«, sagte Cläre und starrte zurück.
    »Und was sagt Henry dazu?«
    »Henry ist noch im Urlaub.«
    »Haben Sie noch nicht einmal mit ihm gesprochen?«
    »Nein. Aber ich bin jetzt bei Orchestra für diese Investition verantwortlich. Und ich habe meine Entscheidung getroffen.«
    »Und was werden Ihre Seniorpartner dazu sagen, wenn Sie von einem Vertrag zurücktreten?«
    »Sie werden mich unterstützen.«
    »Wenn das bekannt wird, und das wird es, darauf können Sie sich verlassen, ist Orchestras Ruf ruiniert.« »Das ist er auch, wenn wir zehn Millionen Pfund investieren, die drei Monate später den Bach runtergehen.«
    Cläres Antworten waren klar und einleuchtend. Ich bewunderte sie: Sie leistete gute Arbeit unter schwierigen Umständen.
    Mel hüstelte. »Cläre, darf ich Ihre geschätzte
    Aufmerksamkeit auf den Brief lenken, den Henry uns
    geschickt hat? Dort heißt es unmissverständlich, Orchestra Ventures wolle uns die Mittel bereitstellen.«
    »Unter Bedingungen, die noch zu vereinbaren sind«, erwiderte Cläre.
    »Und über die sollten wir jetzt reden.«
    »Sehr schön. Wir nehmen die in dem Brief erwähnte Investition von zehn Millionen Pfund vor, wenn wir
    fünfundneunzig Prozent des Unternehmens und
    Stimmenmehrheit im Vorstand erhalten.«
    »Das ist absurd!«, sagte Guy. »Das bringt den Wert des Unternehmens praktisch auf null.«
    »Es ist praktisch bankrott«, sagte Cläre.
    »Bei Stimmenmehrheit können Sie in Liquidation gehen und Ihr Geld wieder herausziehen«, sagte ich.
    Cläre würdigte mich der kaum wahrnehmbaren Andeutung eines Lächelns. Genau daran hatte sie gedacht. »Tatsache ist, wie ich von vornherein gesagt habe, dass wir nicht investieren müssen, wenn wir nicht wollen. Doch jetzt muss ich leider gehen. Ich würde mich gern mit Ihnen darüber unterhalten, wie wir das Unternehmen wieder auf die Beine bringen können. Sie haben noch zweihunderttausend Pfund auf Ihrem Konto. Wir sollten ein andermal darüber sprechen, meinen Sie nicht?«
    Mit diesen Worten raffte sie ihre Papiere zusammen und verließ den Raum.
    »Verdammter

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