Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
kämpfte mit der Panik.
    Ich vernahm ein Grunzen. Er zog mich von der Brüstung zurück. Ich sackte zusammen wie ein Häuflein Elend. Als ich mir an die Wange fasste, hatte ich Blut an der Hand.
    »So, und nun verpiss dich.«
    »Wo, zum Teufel, warst du?«
    Ich blickte von meinem Schreibtisch auf. »Morgen, Guy.«
    »Himmel! Was ist denn mit dir passiert?« Aus dem Ärger in seiner Miene wurde Erstaunen, als er mein Gesicht sah.
    »Jemand hat versucht, mich von einer Klippe zu stoßen.«
    »So sieht es auch aus. Ich wusste gar nicht, dass es in München Klippen gibt.«
    »Ich bin nicht in München gewesen.«
    »Ich weiß. Ich habe gestern versucht, dich zu erreichen. Dein Handy war ausgeschaltet. Sie haben dich dort im Büro nicht zu Gesicht bekommen. Wo warst du?«
    »In Frankreich.«
    »Wenn du sagst, dass jemand versucht hat, dich von einer Klippe zu stoßen, meinst du doch nicht etwa Les Sarrasins?«
    Ich nickte.
    »Bist du bei Owen gewesen? Hast du Streit mit ihm angefangen?« Sein Ärger kehrte zurück.
    »Nein, ich habe ihm gesagt, er soll die Finger von Ninetyminutes lassen. Er soll aufhören, Leute wie Henry und mich zu bedrohen, und er soll aufhören, Computerviren zu verschicken.«
    »Er hat nichts dergleichen getan«, sagte Guy kalt.
    »Doch. Ich weiß es.«
    »Klar, du weißt es!«
    »Guy! Er hat mich fast umgebracht!« Guys Weigerung, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen, machte mich rasend.
    »Mein Bruder ist ein Hitzkopf. Das weißt du. Wenn du ihm mit deinen Fragen auf die Nerven gegangen bist, brauchst du dich nicht zu wundern, dass du Prügel bezogen hast. Lass ihn doch einfach in Ruhe.«
    »Du sagst ihm gefälligst, dass er uns in Ruhe lässt.«
    »Was, zum Teufel, denkst du, was er in Les Sarrasins macht? Ich habe ihm gesagt, er soll dahin fahren. Du bist der Unruhestifter, Davo!« Er brüllte jetzt. Alle blickten uns an.
    »Eines Tages bringt er jemanden um«, sagte ich und konnte angesichts so vieler mithörender Ohren gerade noch das Wort »wieder« herunterschlucken.
    »Lass ihn einfach in Ruhe!« Guy funkelte mich an.
    Vor Wut kochend, stand ich auf und verließ meinen Schreibtisch. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Guy und ich waren häufig unterschiedlicher Meinung, aber wir schrien uns nie an, auf jeden Fall nicht im Büro. Das war eine Premiere, und alle hatten sie mitbekommen.
    Als ich auf die Straße trat, hörte ich Schritte hinter mir. Es war Ingrid.
    »David, warte!«
    Ich wartete. Sie blickte mir ins Gesicht und berührte meine verschorfte Wange. »Das sieht ja schlimm aus.«
    »Es tut auch weh.«
    »Owen?«
    »Ja, er hat versucht, mich einzuschüchtern. Ist ihm auch gelungen. Vorübergehend zumindest.«
    »Mein Gott.« Sie passte sich meinem Schritt an. »Was ist passiert?«
    Ich erzählte ihr von Henry und von meiner Theorie, dass der Goaldigger-Virus auf Owens Konto ging. Dass Owen Dominique und Abdulatif umgebracht hatte, erwähnte ich nicht. Hoyle hatte ich es zwar erzählt, aber Guy hatte Ingrid ausdrücklich genannt, als er mir das Versprechen abgenommen hatte, darüber zu schweigen. Daran wollte ich mich halten, zumindest vorläufig. Sie hörte mit einer Mischung aus Entsetzen und Mitgefühl zu.
    »Ich wusste, dass Owen krank ist, aber so krank ...«, sagte sie, als ich fertig war.
    »Er ist es.«
    »Ziemlich mutig von dir, hinzufahren und mit ihm zu reden.«
    »Oder dumm. Aber es musste sein. Ich muss ihn aufhalten.«
    »Glaubst du, du schaffst es?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich muss es versuchen. Ich kann nicht tatenlos zuschauen, wie er herumläuft und Menschen terrorisiert.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich Ninetyminutes ruiniere, wenn er weiteres Unheil anrichtet. Dass ich mit der Polizei spreche und mit der Presse.«
    »Würdest du das wirklich tun?«
    Ich blieb stehen und sah sie an. »Ja.«
    Sie wich meinem Blick aus. »Aha.«
    »Was meinst du mit >aha    »Na ja, Owen muss das Handwerk gelegt werden, da hast du sicherlich Recht. Ich billige nichts von dem, was er getan hat, ganz im Gegenteil, aber wenn er ohne unser
    Wissen und Zutun Amok läuft, ist das doch kein Grund, Ninetyminutes zu ruinieren.«
    »Was?«
    »Du hast es doch selbst zu Guy gesagt: Ninetyminutes bedeutet uns allen etwas. Es ist nicht nur ein Mittel für Guy, seinem Vater etwas zu beweisen. Und es ist nicht nur für deine Gewissenspflege da.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Egal, was Ninetyminutes ist, es ist auf keinen Fall das Leben

Weitere Kostenlose Bücher