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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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eines Menschen wert.«
    »Natürlich nicht«, sagte Ingrid. »Aber darum geht es ja gar nicht. Wir sind nicht daran schuld, dass Owen total durchgeknallt ist. Ninetyminutes darf nicht darunter leiden.«
    »Aber begreifst du nicht? Diese Drohung ist die einzige Waffe, die wir haben, um ihm Einhalt zu gebieten.«
    »Das wird ihn nicht aufhalten.«
    »Es besteht immerhin die Möglichkeit. Das genügt mir.« Aber ich konnte sehen, dass es Ingrid nicht genügte. Sie hatte ein Jahr ihres Lebens für Ninetyminutes geopfert. Ich hatte zwar gewusst, dass ihr viel am Erfolg lag, aber wie viel, das wurde mir erst jetzt bewusst. Es machte mich traurig. Ohne ein weiteres Wort machte ich auf dem Absatz kehrt und ging davon. Dieses Mal folgte sie mir nicht.
    Meine Reise nach Frankreich hatte keine Klärung gebracht. Die Zweifel, die ich vor Weihnachten gehabt hatte, Zweifel, von denen ich gemeint hatte, sie hätten sich erledigt, kamen nun stärker denn je zurück.
    Ich hatte gedacht, die Situation sei geklärt. Owen sei zwar gefährlich, aber wir seien ihn ein für alle Mal los. Guys einzige Schuld an der Geschichte sei, dass er seinen
    Bruder gedeckt habe. Ich könnte Frankreich und Tonys Tod endlich vergessen und mich auf Ninetyminutes konzentrieren.
    Jetzt war klar, dass ich mich getäuscht hatte. Wir waren Owen keineswegs los, und Tonys Tod konnten wir auch nicht vergessen. Mein Gespräch mit Hoyle hatte mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Was hatte Tony mit dem Wissen angefangen, dass seine Söhne von Abdulatif erpresst worden waren und dass einer von ihnen den Erpresser wahrscheinlich umgebracht hatte? Nach allem, was ich von der Familie Jourdan wusste, erschien es mir höchst unwahrscheinlich, dass er ihnen einfach Trost und Hilfe angeboten hatte. Und ich erinnerte mich an etwas, das Owen gesagt hatte, als er mich gegen die Brüstung in Les Sarrasins gedrückt hatte. Ob ich wisse, was der letzten Person zugestoßen sei, die sie bedroht hätte.
    Hatte er von seinem Vater gesprochen?
    Ich musste Owens Warnungen ernst nehmen. Ich spürte, wie die eisigen Finger der Furcht nach mir griffen. Ich hatte Angst vor ihm.
    Kein Zweifel, Owen hatte schon einmal gemordet. Warum sollte er es nicht wieder tun? Er mochte mich nicht, hatte mich wahrscheinlich noch nie gemocht, mich aber geduldet, weil ich auf Guys Seite war. Sobald ich anfing, Fragen zu stellen und in der Vergangenheit seines Bruders herumzuschnüffeln, würde sich das ändern. Er war stark, er war schlau, er war skrupellos. Am erschreckendsten aber war, dass sich sein Wertesystem von dem anderer Menschen grundsätzlich zu unterscheiden schien. Gewissensbisse waren ihm fremd. In der Schule hatte er einem anderen Jungen bei einem Rugby-Spiel ein Stück des einen Ohres abgebissen. Seine Stiefmutter hatte er umgebracht, weil sie Ehebruch begangen hatte. Mich würde er genauso beseitigen, wenn er der Meinung war, dass ich eine ernsthafte Gefahr für seinen Bruder darstellte.
    Sollte ich also einfach die Augen schließen und mich damit so verhalten, wie ich mich laut Owen bisher verhalten hatte?
    Die Versuchung war groß. Ninetyminutes würde keinen Schaden nehmen. Ich würde am Leben bleiben. Und vielleicht würde ich sogar etwas Geld verdienen.
    Doch die Erinnerung an Owens höhnische Unterstellungen brachte mir zu Bewusstsein, dass ich dazu nicht fähig war. Ich konnte mich nicht im Windschatten von Verbrechen bereichern, und ich wollte es auch nicht können. Ich wollte herausfinden, was Tony zugestoßen war, und ich wollte dafür sorgen, dass nicht noch jemand getötet wurde.
    Das Problem war, dass ich nicht genügend Zeit hatte.
    Guys Optimismus war mit Macht zurückgekehrt. Ninetyminutes hatte zehn Millionen Pfund zur Verfügung, und Guy hatte genügend Ideen, wie man sie ausgeben könnte: neben den Büros in Paris und München neue in Mailand und Barcelona. Eine Site, die der FußballEuropameisterschaft im Juni 2000 gewidmet war. Weiterer Personalausbau: Wir hatten jetzt vierzig
    Mitarbeiter, und die Zahl erhöhte sich von Woche zu Woche. Die Organisation dieser Entwicklungen nahm unser aller Kraft in Anspruch.
    Dabei hatten wir das Geld noch gar nicht. Nach seinem Anruf hatte Henry uns einen Brief geschickt, in dem er uns die zehn Millionen Pfund zusagte, und zwar zu Bedingungen, über die man sich noch einigen müsse. Soweit es mich betraf, musste diese Einigung so rasch wie möglich stattfinden. Und das hieß, dass wir mit Cläre Douglas sprechen mussten.
    Cläre

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