Fatal Error
Zeit als Schauspieler. Ich habe so meine Zweifel.«
»Kein Problem«, sagte Mel. »Fax sie mir morgen zu. Ich sage dir dann, was ich davon halte. Umsonst. Hier ist meine Karte.« Sie reichte mir eine.
Ich gab ihr meine. »Leider aus einem Copy-Shop«, grinste ich.
»Komisch, dass ich dich getroffen habe. Du bist der zweite Mensch, den ich hier kenne.«
»Ich finde es nicht komisch«, sagte Mel. »Fast jeder in unserem Alter ist auf den Zug aufgesprungen. Wahrscheinlich sind hier noch zwei oder drei andere
Bekannte von dir, die du noch nicht entdeckt hast. Wie der Typ auf dem Tisch eben gesagt hat: Es ist der richtige Ort zur richtigen Zeit.«
»Hat er das wirklich gesagt?«
Mel hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, um über die Köpfe der Umstehenden hinwegzusehen. »Oh. Da ist einer meiner Mandanten. Wir reden morgen weiter, ja?« Damit verschwand sie im Gewühl.
Ich versuchte wieder, mich durch die Menge zu drängen, kam aber nicht sehr weit. Als ich nach einer halben Stunde nur eine weitere Geschäftskarte von einem Venture-Kapitalisten ergattert hatte, reichte es mir.
Ziemlich niedergeschlagen trat ich in die kühle Abendluft hinaus. Es gab einfach zu viele, die dasselbe versuchten wie Ninetyminutes, und sie waren alle wesentlich hartnäckiger als ich. Natürlich hatte ich in der Zeitung von der Internet-Revolution gelesen, aber ich hatte sie noch nie gesehen, noch nie am eigenen Leib gespürt. Und es war kein angenehmes Gefühl. Dem vorsichtigen Gurney-Kroheim-Banker in mir gefiel das ganz und gar nicht. Es gab ein paar Leute mit guten Ideen, etwa die beredte Blondine, mit der ich gesprochen hatte. Sie hatte ein Unternehmen gegründet, das preiswerte LastMinute-Reisen verkaufte. Aber das meiste war Mist. Und der Mist wurde finanziert.
Während der letzten Wochen hatte ich mich wie ein richtiger Unternehmer gefühlt. An der vordersten Front einer brandneuen Technologie. Jetzt fühlte ich mich eigentlich mehr wie ein Wirtschaftsprüfer mit Rosinen im Kopf. Anders als der chinesische Amerikaner, der die Rede gehalten hatte, fürchtete ich, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
Juli 1987, Côte d’Azur, Frankreich
Fassungslos starrte Guy seinen Vater an, der in der Tür unseres Schlafzimmers stand. »Tot? Dominique ist tot?«
»Das habe ich eben gesagt.«
»Wie ist das passiert?«
Tony seufzte und rieb sich die Augen. »Eine Überdosis.«
»Drogen ... Mein Gott.«
»Die Polizei ist da. Sie wollen mit allen sprechen. Ihr zieht euch besser an.«
Wir stolperten aus den Betten, und ich versuchte, etwas Ordnung in die wilden Gedanken zu bringen, die mir durch den Kopf schossen. Tot? Selbstmord? Polizei? Drogen? Dominique? Ich? Sex? Untersuchung? Guy? Tony?
Als ich Guy in den Garten folgte, der von den ersten kühlen Spuren der Morgendämmerung erhellt wurde, hatte ich das schreckliche Gefühl, dass alles herauskommen würde. Alles.
Wir gingen durch den Garten, und ich blickte zu Dominiques Schlafzimmer hinauf und zu dem Balkon, auf dem wir gestern Mittag miteinander geschlafen hatten. Ich sah Lichter und Schatten, die sich hin und her bewegten, und die Blitzlichter eines Fotografen. Schritte waren zu hören, Stimmen, Anweisungen und ein Fahrzeug, das die Auffahrt heraufkam.
Wir folgten Tony ins Wohnzimmer. Ingrid, Mel, Owen,
Miguel und zwei Hausangestellte saßen dort, ohne zu reden. Alle sahen betroffen aus. Mel hatte geweint. Zwei uniformierte Polizisten standen nur wenige Schritte entfernt und behielten die Gruppe gleichmütig im Auge. Es war ein großer Raum, Fliesen, die mit teuren Läufern bedeckt waren, abstrakte Plastiken hier und da, große Leinwände mit hellen Farbflecken an den Wänden. Ein Raum, der dafür gedacht war, dass sich elegante, kultivierte Leute hier entspannten, nicht, dass eine Gruppe Achtzehnjähriger, die gerade die Schule hinter sich hatten, auf ihre Vernehmung durch die Polizei warteten. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was ich hier zu suchen hatte.
»Die Polizei wird euch einzeln befragen«, sagte Tony mit müder Stimme. »Es ist nur eine Formalität. Also macht euch keine Sorgen.« Er sah erschöpft aus, wie erstarrt. Ich roch den Alkohol, den er am Abend zuvor getrunken hatte.
»Was ist passiert, Dad?«, fragte Guy.
Tony wandte sich seinem Sohn zu. »Ich habe sie vor etwa einer Stunde gefunden. Sie lag im Bett. Auf dem Nachttisch war eine Spritze. Heroin.«
»Bist du sicher?«
Tony nickte. Seine ganze Vitalität war dahin.
Er wusste, dass sie
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