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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Abzeichen. Sie waren spärlich vertreten, aber ich hatte bald heraus, wie sie zu finden waren: Es waren die Leute, die im Mittelpunkt der dichten  Gruppen standen, die alle gleichzeitig redeten. Lass dich nicht einschüchtern, dachte ich und drängelte mich zu einer solchen Gruppe durch. In ihrem Zentrum stand ein ziemlich jung aussehender Mann im Anzug. Er wurde von einem eloquenten Amerikaner bedrängt, der eine Idee hatte, wie man Hochzeitsgeschenke übers Internet verkaufen konnte. Es war klar, dass er nicht wanken und weichen würde, bevor ihm der Venture-Kapitalist seine Karte gegeben und ihn aufgefordert hatte, ihm einen Unternehmensplan zu schicken. Vor mir stießen sich die grünen Abzeichen gegenseitig zur Seite, in dem Bestreben, selbst an die Reihe zu kommen. Die meisten von ihnen verkauften irgendetwas Triviales übers Internet - von babyloves.com, das Geschenke für Babys anbot, bis zu lastrest.com, das vorausbezahlte Begräbnisse offerierte. Ich fragte mich, welche Ziel gruppe lastrest.com hatte -vielleicht Leute, die mitten in der Nacht mit Schmerzen in der Brust aufwachten und an ihren Computer wankten, um Vorsorge zu treffen, bevor es zu spät war. Einige Ideen klangen sehr technisch und unverständlich. Ein oder zwei erschienen ganz sinnvoll. Doch der Venture-Kapitalist hatte keine Möglichkeit, die eine von der anderen zu unterscheiden.
    Ich versuchte, die Aufmerksamkeit der roten Abzeichen zu erregen, hatte damit aber keinen Erfolg. Mit Müh und Not gelang es mir, die Geschäftskarten mit einer gestressten Frau auszutauschen, bevor ich von dem Amerikaner mit den Hochzeitsgeschenken beiseite gestoßen wurde. Ansonsten Fehlanzeige. Man musste schon sehr aufdringlich sein, um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen. Die meisten grünen Abzeichen waren Experten auf diesem Gebiet. Ich konnte da nicht mithalten.
    Ich ging auf die Toilette. Neben mir stand ein Mann im
    Anzug. Ich sah nicht in sein Gesicht, sondern aufs Revers. Ein rotes Abzeichen. Wäre ich ein richtiger Unternehmer gewesen, hätte ich keine Bedenken gehabt, mich vorzustellen und ihm meine Fahrstuhl-Version anzudienen, während er sein Wasser abschlug. Doch in diesem Augenblick lernte ich eine Wahrheit über mich: Ich war kein echter Unternehmer. Ich blickte stur nach unten.
    Der Anzug neben mir bewegte sich. »David? David Lane?«
    Ich blickte ihm ins Gesicht. »Henry! Wie geht es dir?«
    Wie sich herausstellte, kannte ich den Eigentümer des Abzeichens. Henry Broughton-Hones hatte mit mir die Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer absolviert. Er war ein hoch gewachsener Mann mit sich lichtendem Haar, das er über eine hohe Stirn nach hinten gebürstet trug. Sein Vater war Gutsbesitzer in Herefordshire, und man hatte immer den Eindruck, dass Henry besser in die Landwirtschaft gepasst hätte als in eine große Wirtschaftsprüferfirma, doch am Ende hatte er sich sehr gut gemacht. Als ich die Firma verließ, war er einer der Hoffnungsträger, die man für eine künftige Partnerschaft aufbaute.
    »Drangsaliert«, sagte er. »Ziemlich drangsaliert. Ich war noch nie auf so einer Veranstaltung. Ich dachte, es sei eine gute Gelegenheit, um Geschäfte anzubahnen, aber diese Aasgeier sind zu penetrant. Komm, lass uns ein Glas zusammen trinken.«
    Wir verließen die Toilette und holten uns zwei Wein. Innerhalb von dreißig Sekunden hatten die grünen das rote Abzeichen entdeckt und uns eingekreist. Henry funkelte sie an. »Bitte, wenn Sie so freundlich sein würden«, knurrte er. »Das ist ein privates Gespräch.«
    »Du bist jetzt also ein Venture-Kapitalist?«, fragte ich.
    »Ja. Bei Orchestra Ventures. Seit drei Jahren. Ich bin kurz nach dir gegangen. Es ist ganz lustig. Verrückt, aber lustig. Und du? Ich sehe, dass du dich unter die geisteskranken Unternehmer begeben hast.«
    »Eine Fußball-Website«, sagte ich. »Sie heißt ninetyminutes.com.« Ein gehetzter Ausdruck erschien in Henrys Augen. Ich traf eine rasche Entscheidung. Ich wollte mir nicht meinen einzigen Freund unter den Venture-Kapitalisten vergraulen. »Keine Sorge. Im Augenblick brauchen wir kein Geld. Ich bin nur hier, um zu >networken<, was auch immer das heißen mag.«
    »Gott sei Dank«, sagte er und entspannte sich sichtlich.
    Wir unterhielten uns noch einige Minuten. Er erzählte, dass er verheiratet war und zwei kleine Kinder hatte. Er stand im Begriff, sich ein Landhaus in Gloucestershire zu kaufen. Ich erzählte ihm vom Niedergang bei Gurney Kroheim und dass ich froh war,

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