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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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weggegangen zu sein. Dann unterhielten wir uns über gemeinsame Bekannte, doch schließlich konnte er das grüne Abzeichen nicht mehr ignorieren. Im Fortgehen drückte er mir seine Karte in die Hand.
    »Hier. Wenn ihr mal Geld braucht, ruf mich an.«
    »Mach ich, Henry. War schön, dich zu treffen.«
    Ich betrachtete seine Karte, lächelte zufrieden und holte mir noch ein Glas Wein.
    Nach ungefähr einer halben Stunde kletterte ein Amerikaner chinesischer Abstammung in kariertem Hemd und akkurat gebügelter Khakihose auf einen Tisch und hielt eine bombastische Rede darüber, dass wir die Speerspitze einer großen Entwicklung seien. Der wichtigsten technischen Veränderung in der Welt des neuen Jahrtausends. Exakt hier. Exakt jetzt. Die Leute, die die Welt von morgen bewegen und prägen würden, seien in diesem Raum versammelt. Doch kaum jemand hörte ihm zu. Das Gedränge und Stimmengewirr hielt unvermindert an.
    Ich ging ihm aus dem Weg und suchte nach einer sehr seltenen Spezies - einem unbeachteten roten Abzeichen. Ich konnte keines entdecken, dafür aber ein weiteres Gesicht, das mir bekannt vorkam. Ich trat einen Schritt näher.
    Sie sah wie fünfunddreißig aus und trug ein blaues Kostüm, das Haar glatt zurückgekämmt. In den Mundwinkeln zogen sich zwei Falten abwärts, doch ihre Lippen bildeten noch immer den vertrauten Schmollmund.
    »Mel?«
    Sie wandte sich um und kramte einen Augenblick in ihrem Gedächtnis, bevor sie mich unterbringen konnte. »David!« Sie lächelte und hielt mir ihre Wange zum KUSS hin. »Was, um Himmels willen, machst du denn hier?«
    »Ich arbeite für ein Start-up, ein Internet-Unternehmen. Fußball-Website.«
    »Das kann doch nicht sein! Der Wirtschaftsprüfer?«
    »Ich«, erwiderte ich grinsend. »Mit Guy.«
    »Genau! Das glaub ich nicht!«
    »Stimmt aber. Und es läuft gut. Obwohl wir dringend Investoren brauchen.«
    »Geht das nicht allen so?« Mel deutete auf die Menge. »Ich bin erstaunt, dass du mit Guy zusammenarbeitest. Ich meine, nach allem, was in Frankreich passiert ist, und überhaupt.«
    »Das war vor sieben Jahren.«
    »Ja, aber trotzdem.«
    »Er hat sich verändert.« »Ach ja?« Sie sah mich zweifelnd an.
    »Hat er wirklich. Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein, nicht seit damals. Tatsächlich habe ich ihn mehr oder weniger vergessen.«
    »Ist wahrscheinlich auch das Beste«, sagte ich. »Und was machst du? Immer noch Anwältin?«
    »Ja. Die meisten Leute, die hier Kostüme und Anzüge tragen, sind Anwälte. Immer noch bei Howles Marriott. Es läuft ganz gut. Noch bin ich zwar nicht Partnerin, doch möglicherweise werde ich es bald.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass du Wirtschaftsanwältin wirst.«
    »Na ja, dich hätte ich mir auch nicht als Dot-Commer vorgestellt. Es ist überhaupt ein Wunder, dass ich dich mit dem Haarschnitt erkannt habe.«
    »Du hast dich nicht sehr verändert«, sagte ich. Das war eine Lüge. Mel war mehr als die sieben Jahre gealtert, die inzwischen verstrichen waren, aber das sagte man natürlich nicht bei einem solchen Wiedersehen. Guy würde ich es allerdings erzählen.
    »Quatsch«, sagte sie. »Ich bekomme sogar schon graue Haare.«
    Das stimmte. Ich erinnerte mich noch an ihr Haar, als sie achtzehn war. Dunkel, mit einer blonden Strähne. Jetzt waren die Strähnen grau.
    »Hast du noch Kontakt zu Ingrid?«, fragte ich.
    »Nein, seit damals nicht mehr«, sagte sie, und ihre Stimme verlor hörbar an Farbe.
    »Oh.«
    Wir schwiegen einen Augenblick und hingen unseren Erinnerungen nach.
    Mel atmete tief ein und stieß einen Seufzer aus. Sie hatte immer noch bemerkenswerte Brüste, an denen ich nicht vorbeisehen konnte. Noch etwas, das ich Guy zu berichten hatte.
    »Hast du Mandanten hier?«, fragte ich.
    »Zwei oder drei.«
    »Können sie ihre Rechnungen bezahlen?«
    Sie grinste. »Bisher schon. Ich wette, das Internet wird der nächste wichtige Markt für Anwälte. Im Augenblick habe ich ein halbes Dutzend Internet-Mandanten. Ich rechne damit, dass mindestens einer von ihnen es schaffen wird. Und das könnte viel juristische Arbeit für die Zukunft bedeuten.«
    »Hört sich nach einer guten Strategie an«, sagte ich. Wir nippten an unserem Wein. »Hmm. Ich frage mich ...«
    »Ja?«
    »Es hört sich vielleicht etwas unverschämt an. Aber würde es dir etwas ausmachen, einmal einen Blick auf unsere Gesellschaftervereinbarung zu werfen? Die Kanzlei, die sie aufgesetzt hat, kommt aus der Unterhaltungsbranche. Guy kennt sie aus seiner

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