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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Jourdan?« Er sprach Guy mit langem »i«, wie Dominique es getan hatte.
    »Stimmt. Wir waren in England auf derselben Schule.«
    »Wann sind Sie in Frankreich eingetroffen?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Verstehe.« Er hielt inne und lehnte sich in dem Esszimmerstuhl zurück. Es knackte verdächtig. Einen Augenblick lang befürchtete ich, der Stuhl würde unter seinem Gewicht zusammenbrechen. »David?«
    »Ja?«
    Er beugte sich vor. »Was haben Sie gestern Mittag gegen ein Uhr getan?«
    Er wusste es. Der Scheißkerl wusste es. Jetzt musste ich es ihm sagen. Mein Mund war trocken, und ich zögerte.
    »Hein?« Er war ein großer, massiger Mann, und wenn er sich vorbeugte, wirkte er noch massiger.
    »Ich war, äh ... mit Mrs. Jourdan zusammen.«
    Inspektor Sauville wechselte einen Blick mit seinem Adlatus. Um seine Mundwinkel zuckte es. »Und was haben Sie beide gemacht, David?«
    »Ich ... das heißt, nun ja .« Ich wand mich auf meinem Stuhl.
    »Ja?«
    »Wir hatten Sex.«
    »Aha.« Ein selbstgefälliges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er fand es lustig. »Erzählen Sie.«
    Also erzählte ich ihm die ganze schmutzige Geschichte. Und sie hörte sich wirklich schmutzig an, als ich dem französischen Kriminalbeamten an diesem Morgen in einfachen, langsam gesprochenen englischen Worten berichtete. Wie ich Dominique in der Nacht zuvor hatte schimpfen hören. Welchen Verdacht ich bezüglich Tony und Mel und hinsichtlich Dominiques Motiv hatte, mich zu verführen.
    »Haben Sie heute Nacht irgendetwas gehört?«
    »Nein. Ich bin ziemlich früh ins Bett gegangen. Gegen zehn. Aber ich brauchte einige Zeit, um einzuschlafen, vielleicht zwei oder drei Stunden. Dann habe ich geschlafen, bis Mr. Jourdan uns heute Morgen geweckt hat.«
    »Und Guy?«
    »Er ist zur gleichen Zeit wie ich ins Bett gegangen.«
    »Haben Sie gehört, ob er in der Nacht noch mal aufgestanden ist?«
    »Nein.« »Keine Geräusche draußen?«
    »Nichts, bis ich vorhin geweckt wurde.«
    »Aha.« Sauville schwieg und sah mich prüfend an. Vermutlich dachte er nur über die nächste Frage nach, aber mich machte die Stille nervös. Schließlich fragte er: »Als Sie gestern mit Madame Jourdan zusammen waren, hatten Sie da den Eindruck, sie könnte an Selbstmord denken?«
    Ich überlegte, bevor ich antwortete. »Nein. Ganz im Gegenteil. Sie wirkte sehr lebhaft und eher aufgeregt. Ich glaube, sie genoss die Rache an ihrem Mann.«
    »Und Sie? Wie war Ihnen zumute, als Sie bemerkten, dass Sie manipuliert worden waren?«
    »Ehrlich gesagt, war ich ziemlich wütend«, sagte ich. Dann zögerte ich, weil ich befürchtete, etwas Dummes gesagt zu haben.
    »Natürlich nicht wütend genug, um sie oder sonst jemanden umzubringen.«
    Der Inspektor tat meine letzte Bemerkung mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Was war mit Guy Jourdan? Wie dachte er über seine Stiefmutter?«
    Ich schwieg. Ich war noch jung und wollte nicht, dass mein Freund Ärger mit der Polizei bekam. Fieberhaft versuchte ich, mir über die möglichen Konsequenzen verschiedener Antworten klar zu werden.
    »Beantworten Sie die Frage einfach und wahrheitsgemäß«, forderte mich Sauville auf.
    Ich tat, wie mir geheißen. »Ich glaube, er ist Dominique hier zum ersten Mal begegnet. Es passte ihm offenbar nicht, dass es sie gab. Er nannte sie häufig Schlampe.«
    »Aha. Nicht sehr nett, seine Stiefmutter so zu bezeichnen.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Aber er meinte eigentlich nicht sie, sondern die Idee ihrer Existenz.«
    »Sehr philosophisch. Und der jüngere Bruder? Owen?«
    »Ich habe keine Ahnung, was Owen über irgendetwas denkt. Und bezweifle, dass es jemand anders weiß.«
    Der massige Inspektor hob eine Augenbraue. Dann lehnte er sich wieder in seinem Stuhl zurück. »Bon. Danke für Ihre Hilfe, David. Ich muss Sie aber bitten, hier zu bleiben, bis wir unsere Untersuchungen abgeschlossen haben.«
    Ich war bestürzt. Ich wollte fort. So rasch wie möglich. Ich sehnte die Familienkatastrophe geradezu herbei, die ich auf Tonys Geheiß erfinden sollte. »Können Sie sagen, wie lange es dauern wird?«
    »Ein paar Tage«, erwiderte der Inspektor. »Vielleicht auch länger.«
    »Sie sagen Mr. Jourdan doch nichts von mir und seiner Frau?«, fragte ich.
    »Oh, das wird sich leider nicht verhindern lassen. Doch ich denke, Sie werden feststellen, dass er es bereits weiß.« Sauville zwinkerte mir fröhlich zu. Das hätte er sich gern verkneifen können. »Au revoir.«
    Ich verließ das Zimmer und stieß auf

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