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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Aussehen. Sie mochte auch seine Offenheit, seine Emotionalität. Kein anderer Redaktionsleiter hätte
über seine Liebe zum Beruf gesprochen. Kein anderer hätte sich auf die Seite der Reporter gestellt. Marcelo schaute seine Mitarbeiter an, auch Ellen, für einen kurzen Augenblick. Das brachte sie so durcheinander, dass sie beinahe nicht bemerkt hätte, dass jemand sie in die Seite stieß.
    »Los, komm mit runter«, flüsterte Courtney ihr zu.

5
    Die Damentoilette im Untergeschoss war die Besprechungszentrale der weiblichen Belegschaft. Ellen, Courtney und Sarah Liu, auch sie eine Reporterin, diskutierten vor den Waschbecken über die Entlassungen. Einen Fotografen hatte es bereits erwischt. Wer musste als Nächstes das sinkende Boot verlassen? Courtney und Sarah arbeiteten für die Nachrichtenredaktion, Ellen jedoch schrieb Features, sie war also am meisten gefährdet. Als sie sich die Hände wusch, bemerkte sie kaum, ob das Wasser heiß war oder kalt.
    »Marcelo wird niemanden aus der Sportredaktion entlassen«, sagte Sarah. Die Existenzangst ließ sie noch schneller reden als sonst. Sie war schlank und zierlich, hatte schöne Augen und einen schmalen Mund, der niemals stillstand. »Es wird wieder einen Reporter treffen, entweder aus der Nachrichten- oder aus der Featureredaktion.«
    »Ich tippe auf die Nachrichten«, sagte Courtney.
    »Unmöglich. Die brauchen uns doch.« Sarah strich sich mit der Hand durch ihr langes schwarzes Haar. Ihre Diamantohrringe
funkelten; sie war schick in ihrer maßgeschneiderten weißen Bluse, ihrer schwarzen Hose und dem eng anliegenden, gerippten schwarzen Sweater. »Sie können schließlich nicht alles von AP abschreiben.«
    »Deshalb hat Gott auch Reuters geschaffen«, sagte Courtney bitter.
    Ellen griff nach einem Papierhandtuch und betrachtete sich im Spiegel. Sie hätte schwören können, dass sie mehr Krähenfüße hatte als am Morgen. Ihr Lidschatten betonte das Braungrün ihrer Augen. Hatte sie sich für ihre eigene Beerdigung in Schale geworfen?
    »Du wirst sehen, ich habe recht«, sagte Sarah, und Ellen fiel wieder ein, warum sie sie nicht mochte. Aggressivität gehörte zwar zum Beruf des Journalisten, aber Sarah wusste nie, wann es zu viel war. Sie sagte: »Denk an den Irak - sie brauchen jetzt dringend Reporter.«
    »Du tust gerade so, als hätten wir eine Lobby im Weißen Haus.« Courtney schüttelte den Kopf. »Diesmal sind wir dran. Von der Featureredaktion ist gerade erst jemand entlassen worden. Hast du Suzanne vergessen?«
    »Die hatte es verdient«, sagte Sarah. Ellen warf das Papierhandtuch weg und ballte im Geist die Fäuste.
    »Suzanne hatte es nicht verdient. Niemand von uns hat so was verdient.«
    »Falls es jemanden von den Nachrichten trifft - ich bin’s jedenfalls nicht. Unmöglich.« Sarah verschränkte die Arme. »Ich habe zu gute Beziehungen zum Rathaus, und das wissen sie.«
    » Ich werde gehen müssen.«, sagte Courtney. Ellen wollte es nicht hören.
    »Nein, Court, dich können sie nicht entlassen.«

    »Und ob. Du wirst sehen. Wetten wir?« Courtney schien sich schon damit abgefunden zu haben. »Mein Onkel hat noch mit Bleisatz gearbeitet. Als in den Siebzigern die ersten Computer auftauchten, verloren er und seine Kollegen nach und nach ihren Job. Jetzt findet der Jobabbau nicht mehr in der Herstellung statt, sondern in der Redaktion. So ist das Leben.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich brauche sowieso dringend Urlaub.«
     
    »Spinnst du?« Ellen rang sich ein Lächeln ab, obwohl sie Courtney innerlich recht geben musste. » Ich werde gehen müssen. Marcelo kann mit Features keinen Blumentopf mehr gewinnen. Deshalb bin ich dran. Aber wenigstens werde ich von einem heißen Typen gefeuert.«
    »Sieh an, sieh an.« Courtney lächelte. »Ich habe gehört, dass er es auf die Liste von Philadelphias begehrtesten Junggesellen geschafft hat.«
    Ellen verdrehte die Augen. »Diese blöde Liste!«
    »Blöde Junggesellen!«
    Courtney und Ellen lachten. Sarah war in Gedanken. Nach einer Weile blickte sie auf. »Courtney wird es treffen.«
    »Sarah!« Ellen schüttelte den Kopf. »Lass das.«
    »Sie hat es selbst gesagt«, konterte Sarah.
    »Darum geht es nicht.« Ellen wandte sich ab, denn der Gedanke, der ihr kam, war nicht angenehm. Courtneys Ehemann besaß in Maine drei Touristenresorts. Sarahs Ehemann war Brustchirurg. Sie war die Einzige, die allein war. Es gab keinen Ehemann, der sie ernähren könnte.
    »El, du bist so blass.« Courtney starrte sie

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