Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
dich bestimmt schon wegen der komischen Rechtschreibfehler und solcher Dinge gewundert hast.“
„Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Dann hätte ich immer die Berichte schreiben können.“
„Das will ich gar nicht. Es genügt, dass du mir in dem Umfang hilfst, wie du es bisher getan hast.“
„Ich finde trotzdem, du hättest es mir sagen sollen. Schließlich sind wir Partner.“
„Weiß ich denn alles über dich?“
Er schien sich unter ihrem prüfenden Blick unbehaglich zu fühlen. „Fast alles.“
„Wir alle haben unsere Geheimnisse, Cruz, und ich will auf keinen Fall eine Sonderbehandlung. Ich erwarte nicht, dass sich irgendetwas ändert, nur weil du es jetzt weißt.“
„Um Hilfe zu bitten ist kein Zeichen von Schwäche, Sam. Es macht dich nur menschlich.“
„Das ist das zweite Mal heute, dass mir jemand erklärt, was einen menschlich macht. Bitte erzähl niemandem von meiner Dyslexie, ja?“
„Wem sollte ich davon erzählen?“, entgegnete er eingeschnappt. „Wenn du immer noch nicht weißt, dass du mir vertrauen kannst …“
„Wenn ich dir nicht vertrauen würde, hätte ich dir gar nichts davon erzählt.“ Sie machte eine kurze Pause. „Es tut mir leid, dass du das hören musstest, was ich zu Peter gesagt habe. Ich weiß, dass es dir peinlich war.“
„Du hast ihn dazu gebracht, sich selbst zu belasten und in Widersprüche zu verstricken. Und das ist das Ziel eines jeden Verhörs.“
„Trotzdem …“
„Ich bin erwachsen, Sergeant, also werde ich wohl damit fertig.“
Sie sah ihn voller Dankbarkeit an. „Lass mir eine Kopie der Berichte zukommen, dann kannst du vormittags deiner Angestellten-Theorie nachgehen, während ich auf der Beerdigung bin.“
„Verstanden.“
„Und wenn du mit dem Papierkram fertig bist, geh nach Hause.“
Freddie hielt einen Schlüsselbund in die Höhe. „Ihr neuer fahrbarer Untersatz, Madam.“
„Oh, was hast du mir besorgt? Einen von den neuen Ford-Taurus?“
„Ja. Dunkelblau.“ Er nannte ihr die Parkplatznummer.
„Toll. Danke.“
„Vielleicht komme ich später vorbei, um mir das Spiel anzusehen. Falls du nichts dagegen hast.“
„Mein Dad hat dich eingeladen, oder?“
„Ja, schon, aber …“
„Aber was?“
Er grinste. „Ach nichts.“
Sie zog ihren Mantel an. „Dann bis später. Oh, und danke, dass du mir mit diesem Dreckskerl geholfen hast.“
„Gern geschehen.“ Er folgte ihr aus dem Büro und machte die Tür hinter sich zu. „Sergeant Holland?“
Sie drehte sich um, überrascht von seiner formellen Anrede.
„Es ist mir eine echte Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit, Detective.“
Auf ihrem Weg aus dem Kommissariat warf Sam einen Blick in das Büro, das bald ihres sein würde. Seit dem Tag, an dem sie Detective geworden war, hatte sie ein Auge auf das geräumige Eckbüro des Lieutenants geworfen. Doch wegen ihrer Legasthenie hatte sie sich keine allzu großen Hoffnungen gemacht.
Als sie sich umdrehte und weitergehen wollte, stieß sie mit Lieutenant Stahl zusammen.
„Haben Sie es so eilig, mein Büro zu übernehmen, Sergeant?“
Überrumpelt von seinem plötzlichen Auftauchen, trat Sam zur Seite, um ihn vorbeizulassen. Dabei bemerkte sie, dass er einen Karton trug.
„Sie müssen ziemlich zufrieden sein.“ Er schaltete das Licht ein und stellte den Karton auf den Schreibtisch. „Sie vögeln einen Zeugen, bringen es zum Lieutenant, übernehmen mein Kommando - und das alles in nur einer Woche.“
Sam lehnte sich gegen den Türrahmen und ertrug seine abfälligen Äußerungen, fasziniert von seinem fetten Doppelkinn, das bei jedem seiner boshaften Worte wabbelte.
„Glauben Sie wirklich, Sie wären damit durchgekommen, dass Sie es mit einem Zeugen treiben, wenn Ihr Daddy nicht der Kumpel vom Chief wäre?“ Er warf gerahmte Fotos und Erinnerungsstücke in den Karton. „Sie können darauf wetten, dass die internen Ermittler sich das genauer ansehen werden. Könnte sogar sein, dass Sie Gegenstand meiner ersten Amtshandlung werden.“
Sam tat, als höre sie ihm aufmerksam zu, während sie in Gedanken schon sein Büro mit ihren Sachen einrichtete.
„Diese Geschichte ist noch nicht ausgestanden, Sergeant. Ich werde jedenfalls über diese unverfrorene Missachtung der Grundregeln nicht einfach hinwegsehen. Schon gar nicht bei jemandem, der seinen Posten nur durch Beziehungen bekommen hat.“
Sie hätte Stahl am liebsten in sein fettes Gesicht geschlagen.
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