Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
wohl sagen“, bestätigte er und erzählte ihr, was der Präsident gesagt hatte.
Wieder fing Christina an zu weinen. „Ich warte die ganze Zeit darauf, dass John hereinkommt und fragt, warum wir alle herumsitzen.“
„Mir geht es genauso.“
„Ein paar Leute haben sich tatsächlich heute bei mir erkundigt, ob das Auswirkungen auf ihren Job hat“, erklärte sie angewidert.
„Na ja, man kann es ihnen nicht verdenken. Sie haben Familien zu ernähren.“
„Hätten sie nicht wenigstens einen oder zwei Tage damit warten können?“
„Offenbar nicht. Ich werde morgen mit ihnen reden und ihnen erklären, dass wir unser Bestes tun werden, um sie irgendwo anders in der Regierung unterzubringen.“
„Was wirst du tun?“, erkundigte sie sich.
„Das weiß ich nicht. Darüber werde ich mir erst Gedanken machen, wenn die Beerdigung hinter uns liegt. Wir zwei und vielleicht ein paar andere werden noch eine Weile gebraucht werden, bis der Gouverneur einen Nachfolger für John ernannt hat. Wer immer das sein wird, er wird seine eigenen Leute mitbringen. Wir werden bei der Übergabe helfen, und dann sehen wir weiter.“
Christina sah so traurig aus, so niedergeschlagen, dass Nick es kaum mit ansehen konnte. „Warum machst du nicht Feierabend und gehst nach Hause, Chris? Heute Abend können wir ohnehin nichts mehr tun.“
„Und was ist mit dir?“
„Ich werde auch bald gehen.“
„Na schön“, sagte sie und stand auf. „Wir sehen uns morgen.“
„Versuch etwas zu schlafen.“
„Schön wär‘s.“
Er begleitete sie zur Tür und umarmte sie zum Abschied. Dann ging er in Johns Büro. Der Schreibtisch war leer geräumt, der Computer weg. Ohne das Foto von John mit seiner Nichte und seinem Neffen auf der Fensterbank hätte es keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass er in den vergangenen fünf Jahren in diesem Raum gearbeitet hatte. Nick war nicht sicher, was er zu finden hoffte, als er sich in Johns Bürosessel setzte.
Er schwang zum Fenster herum und sah in der Ferne das erleuchtete Washington Monument aufragen. Und erst jetzt gestattete er sich, wonach ihm schon den ganzen Tag zumute war. Er weinte.
Sam kam nach einem Sechzehn-Stunden-Tag erschöpft nach Hause und lächelte, als sie das Surren des Rollstuhls ihres Vaters hörte, mit dem er auf die Veranda hinausfuhr.
„Hallo, Dad.“
„Du kommst spät.“
„Ich hab den O‘Connor-Fall.“
Die nicht gelähmte Seite seines Gesichts verzog sich zu einem Lächeln. „Na bitte. Farnsworth hat dich wieder in den Sattel gehievt.“
Sie kickte ihre Stiefel fort und beugte sich herunter, um ihn auf die Wange zu küssen. „Sieht ganz so aus.“
Celia, eine der Pflegerinnen, die sich um ihren Vater kümmerten, kam aus der Küche, um Sam zu begrüßen. „Was hältst du davon, wenn wir dich fertig für die Nacht machen, Skip?“
Sam mochte es nicht, den Ausdruck von Empörung auf der gesunden Seite seines Gesichts zu sehen. „Na los, Dad. Ich werde da sein, wenn du fertig bist. Ich muss dir nämlich noch ein paar Sachen erzählen.“
„Na, ich schätze, dass ich ein bisschen Zeit für dich freimachen kann“, neckte er sie, wendete den Rollstuhl mit dem einen noch funktionsfähigen Finger und folgte Celia in sein Schlafzimmer, das früher das Esszimmer gewesen war.
In der Küche nahm Sam sich eine Schale Rindereintopf, den Celia für sie auf dem Herd gelassen hatte. Sie aß im Stehen, ohne etwas zu schmecken, während sie die Ereignisse des Tages wie einen Film vor ihrem geistigen Auge vorbeiziehen ließ. Unter normalen Umständen wäre sie von dem Fall geradezu besessen und würde sich ununterbrochen damit beschäftigen, nach Motiven zu suchen und eine Liste der Verdächtigen anzufertigen. Stattdessen aber dachte sie an Nick und die Traurigkeit, die er ausgestrahlt hatte. Mehr als einmal hatte sie die Arme um ihn schlingen und ihn trösten wollen. Aber das wäre nicht sehr professionell gewesen.
Da es zwecklos war, etwas essen zu wollen, kippte sie die restliche Suppe in den Müll und stand in einer Haltung, die ihre Mutlosigkeit und Erschöpfung verriet, an der Spüle. Zwanzig Minuten später, als Celia in die Küche kam, stand sie immer noch dort. „Er ist bereit für dich.“
„Danke.“
„Übrigens war er in den letzten Tagen …“
„Was?“, fragte Sam, sofort alarmiert.
„Irgendwie nicht ganz bei sich.“
„Nächste Woche ist es zwei Jahre her“, erinnerte Sam die Pflegerin.
„Ja, damit könnte es zu tun haben.“
„Behalten
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